Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Leichtes Spiel für die Steinmetze
Triangelportal des Erfurter Doms muss saniert werden. Start mit Demontage dreier Sandsteinskulpturen. Vor der Buga 2021 soll alles fertig sein
Erfurt. Es ist Montagmorgen, kurz nach 8 Uhr: Zwei Handwerker sägen in Sockelhöhe an einer Sandsteinfigur des Triangelportals des Erfurter Doms. „Und dann kommt die Jungefrau an den Haken“, greift Weihbischof Reinhard Hauke dem technologischen Ablauf etwas voraus.
Die Sanierung des bröckeligen Triangelportals begann gestern mit dem Abbau von drei der 36 Figuren. Und wirklich, es ging dann fast so schnell, wie es der Weihbischof prophezeit hatte. Um 8.23 Uhr schwebte mit der „törichten Jungfrau mit erhobenen Armen“die erste, rund 140 Kilogramm schwere, Sandsteinfigur per Kran zur Erde. Steinmetz Matthias Rothe und Jens Ludwig, Kranfahrer der Firma Nüthen Restaurierungen, hatten leichtes Spiel. Wie sich – das allerdings tatsächlich erst beim Abbau – zeigte, standen die Figuren trocken auf dem Sockel, und nur die Fuge war mit Mörtel verschlossen worden. Sodass auch nur der Mörtel mit der Säge „herausgekratzt“werden musste. Dann war noch eine Drahtbefestigung an der Rückseite der Skulpturen zu lösen, und schon konnte die kurze Luftfahrt gen Ladefläche beginnen.
Im vergangenen Herbst war offen zutage getreten, was über Jahrzehnte bröckelte. Die Umwelt setzte dem Eingangsportal des Domes so zu, dass dringend eine Sanierung angegangen werden musste. „Als dann eine richtige Scholle runterkam, war Schluss mit lustig.“Allerdings sind auch die Sanierungskosten nicht mit einem Lächeln wegzuzaubern. Rund 1,6 Millionen Euro sind veranschlagt. So hofft das Domkapitel, über eine Spendenaktion 220.000 Euro für die Skulpturen zusammenzubekommen. Die Apostel Paulus und Petrus sind schon vergeben. Für besagte törichte Jungfrau konnte sich schon der Lions-Club „Via Regia Erfurt“erwärmen. Auch Privatleute haben sich mit 1000 beziehungsweise 10.000 Euro bereits in die Finanzierung eingebracht.
Nach nicht einmal drei Stunden machen sich gestern die Jungfrau, Bonifatius und der Apostel auf die Reise in die Werkstatt. Restauratorin Andrea Neid erläutert, was dort passieren soll. Mit dem Ausprobieren verschiedener Restaurationsverfahren soll ermittelt werden, welche Methode am besten geeignet ist. Daher wurden ja auch probehalber drei Skulpturen aus drei verschiedenen Wetterlagen abgebaut. So hat Bonifatius an der Spitze des Portals in den vergangenen Jahrzehnten viel Braunkohle-Ruß abbekommen, bei einigen Figuren muss auch überlegt werden, wie fehlende Teile ergänzt werden. Das war übrigens auch schon bei vorhergegangenen Restaurationsarbeiten geschehen. So hat die Jungfrau glatte Hände. Sie war auch bereits in den 1980er-Jahren einmal abgebaut worden. Dombaumeister Andreas Gold und die anderen Fachleute hoffen aber, dass die Skulpturen möglichst während der Arbeiten an ihrem Platz bleiben können. Allein beim TransportsindjaSchäden–auchdurchnie auszuschließende Unfälle – möglich. Mit dem Beginn der Restauration steht die Frage danach, wann das Triangelportal gesichert und aufgefrischt ist? „Vor der Buga 2021 ist alles fertig“, sagt Weihbischof Hauke optimistisch.