Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Ärger um Einschulung
Noch flexiblere Eingangsphase könnte helfen
Wann ist die richtige Zeit, um vom Kindergarten oder der Vorschule in die Grundschule zu wechseln? Meist heißt es: mit sechs. Aber in jeder ersten Klasse sitzen Kinder, die gleich zu Schuljahresbeginn ihren siebten Geburtstag feiern – und es gehören Kinder zur Klassengemeinschaft, die erst kurz vor der Einschulung sechs Jahre alt wurden. So ein ganzes Lebensjahr macht in der Kindheit in vielerlei Hinsicht oft einen großen Unterschied: beim Lernen, in der Auffassungsgabe und beim Sitzvermögen, um nur einige Punkte zu erwähnen.
Der Ärger unter Eltern ist groß. In Thüringen wird um den regulären Stichtag Ende Juli gestritten. Im Süden Deutschlands, wo der Stichtag erst Ende September ist, wird jetzt Eltern von sogenannten Sommerkindern Wahlfreiheit eingeräumt. Das Problem bleibt: Die Jüngsten in der ersten Klasse sind bisweilen einen Kopf kleiner als die Ältesten – und kommen mehr oder weniger gut mit. Andere werden den Ansprüchen der Schule nicht gerecht. Stimmt das so? Eltern gehen davon aus, dass ein Kind die Grundschule in vier Jahren durchläuft. Allerdings gibt es seit Längerem eine Schuleingangsphase, die in der Regel zwei Jahre dauert, aber auch drei Jahre währen kann. So gesehen gibt es in dieser Zeit keine Sitzenbleiber, sondern nur Kinder in der Verlängerung. Daher ein ganz anderer Vorschlag: Es könnte jeweils zum Halbjahr eingeschult werden. Das käme der kindlichen Entwicklung rund um den sechsten Geburtstag womöglich entgegen. Fragt sich nur, ob Schule dafür gerüstet wäre.
g.sommer@tlz.de