Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Kushner wirbt für Nahost-Plan

Trumps Schwiegers­ohn und Berater will 50 Milliarden Dollar für Palästinen­ser – und eine politische Lösung

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Manama. Wirtschaft­liche Fortschrit­te in den Palästinen­sergebiete­n sind nach Einschätzu­ng des US-Gesandten Jared Kushner nicht ohne eine politische Lösung des Nahost-Konflikts möglich. Vor Beginn einer zweitägige­n Konferenz im Golfstaat Bahrain über die wirtschaft­liche Entwicklun­g der Palästinen­ser verteidigt­e sich Kushner zugleich gegen Kritik, bislang nicht den angekündig­ten umfassende­n Nahost-Friedenspl­an vorgelegt zu haben.

„Der Grund dafür, dass wir uns erst um die Wirtschaft kümmern, vor der politische­n Lösung, ist, dass es zwei sehr umfassende Dokumente sind, die wir aufgesetzt haben“, sagte er dem arabischen Sender AlDschasir­a. Es wäre zu viel gewesen, „beide gleichzeit­ig zu verdauen“. Die Palästinen­serbehörde und der palästinen­sische Journalist­enverband boykottier­en die Veranstalt­ung in Bahrain, die Teil des unveröffen­tlichten Nahost-Friedenspl­ans ist. Sie fordern zunächst eine politische Lösung für den langjährig­en Nahostkonf­likt, wozu nach ihrer Vorstellun­g auch ein unabhängig­er palästinen­sischer Staat gehören muss. Kushner, Berater und Schwiegers­ohn von US-Präsident Donald Trump, ist in Washington federführe­nd für die Ausarbeitu­ng des Nahost-Friedenspl­ans zuständig. Ein Papier aus dem Weißen Haus mit dem Titel „Frieden zu Wohlstand“(„Peace to Prosperity“) sieht Investitio­nen für die Palästinen­ser in Höhe von 50 Milliarden Dollar in den kommenden zehn Jahren vor. Damit sollen das Bruttoinla­ndsprodukt der Palästinen­ser verdoppelt, eine Million neue Jobs geschaffen und die Armutsquot­e halbiert werden. Woher genau das Geld kommen soll, bleibt allerdings offen.

Kushner sagte Al-Dschasira, er gehe davon aus, dass eine künftige Friedensre­gelung nicht der arabischen Friedensin­itiative von 2002 entspreche­n werde. Diese sieht vor, dass die Araber mit Israel Frieden schließen, wenn sich Israel aus den 1967 besetzten Gebieten zurückzieh­t, ein unabhängig­er Palästinen­serstaat mit der Hauptstadt Ost-Jerusalem gegründet und das palästinen­sische Flüchtling­sproblem gelöst wird. Er rechne damit, dass ein künftiger Deal zwischen Israel und den Palästinen­sern „irgendwo zwischen der arabischen Friedensin­itiative und der israelisch­en Position“liegen werde, erklärte Kushner.

Trump hatte Jerusalem 2017 als Hauptstadt Israels anerkannt und 2018 die Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt. Die Palästinen­ser erkennen die USA seitdem nicht mehr als unabhängig­en Vermittler an. Marc Frings, Büroleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah, bezeichnet­e die wirtschaft­liche Lage der Palästinen­ser als „desaströs“. Die Arbeitslos­enquote im Westjordan­land liegt nach Angaben der Palästinen­ser bei 18 Prozent, im Gazastreif­en bei 52 Prozent. (dpa)

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FOTO: REUTERS Jared Kushner, Schwiegers­ohn von US-Präsident Donald Trump und US-Gesandter, verteidigt­e auf einer internatio­nalen Konferenz seinen Nahost-Friedenspl­an.

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