Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Durch Geldtöpfe aus Oberhaus vor der Insolvenz gerettet
Fußballerinnen des FF USV Jena setzen nach dem Aufstieg auf die Jugend und finanzielle Vernunft
Jena. Auf einmal waren sie wieder da, die Bilder vom Aufstieg am letzten Spieltag in Saarbrücken. Die Emotionen, weil der FF USV Jena zurück in der Fußball-Bundesliga der Frauen ist und viel wichtiger – finanziell gerettet. „Als ich die Mannschaft am Sonntag zum ersten Mal nach der Sommerpause wieder beim Trainingsauftakt gesehen habe, kam das alles wieder hoch“, sagt Torsten Rödiger. Und der Rechtsanwalt, der seit Dezember 2018 den Vereinsvorsitz inne hat, sei einfach nur „sehr gerührt“gewesen. Die Geldtöpfe des Oberhauses haben den Verein, dem umgehend der Wiederaufstieg geglückt ist, vor der Insolvenz gerettet. Dieses Gespenst sei nun endgültig gebannt, sagt Rödiger. Als Bundesligist erhalten die Thüringerinnen nach Informationen unserer Zeitung 345.000 Euro vom DFB und vom Ligasponsor. „Insgesamt haben wir einen Etat für die neue Saison von 600.000 Euro“, erklärt der Vereins-Boss. Diese Summe fließt aber nicht allein in den Spielerinnen-Etat. 60.000 Euro seien beispielsweise für Sachleistungen, 50.000 Euro für das Bedienen von Verbindlichkeiten. Auch ein 300.000-EuroDarlehen bei Investor Roland Duchatelet steht im Bilanzbuch. Das muss aber nur in dem Fall zurückgezahlt werden, falls der FF USV Gewinn macht. Und soweit ist es noch lange nicht. Erst einmal steht der Weg der wirtschaftlichen Konsolidierung bevor. „Wir werden jeden Euro zweimal umdrehen“, sagt Rödiger. Und offensiv um neue Partner werben. Ziel sei es, sich breiter aufzustellen und noch mehr Förderer für die beste mitteldeutsche Fußball-Mannschaft der Frauen zu finden. „Das müssen auch nicht immer die ganz großen Beträge sein. Uns hilft jede Unterstützung“, sagt Rödiger.
Er findet die aktuelle Diskussion rund um die Frauen-WM gut, in der es um gleiche Bezahlungen der Geschlechter geht. Das haben sich die Frauen nach Meinung von Rödiger verdient. Sie bringen die gleiche Entbehrungen für ihren Sport auf wie die Männer. Und manchmal noch ein bisschen mehr. Beim FF USV jedenfalls sind sie froh, dass sie die DFB-Auflagen für die Lizenz erfüllt haben. Nur die Ernennung eines Geschäftsführers steht noch aus, die bis Freitag erfolgen muss. Laut Rödiger plane der Verein eine interne Lösung. Namen will er noch nicht nennen. Personellen Zuwachs wünscht sich Torsten Rödiger auch im Vorstand des Vereins. Aktuell machen er, Günther Reißmann und Edith Mittenzwei die Arbeit allein. Und die ist nach dem Wiederaufstieg freilich nicht weniger geworden. „Wir könnten Unterstützung gebrauchen.“
Richtig gut läuft es dagegen gerade in sportlicher Hinsicht. Das Credo des FF USV, verstärkt auf die Jugend zu setzen, wird nun gelebt. Vielleicht eine finanzielle Notwendigkeit, aber auch eine Chance für junge Spielerinnen, sich auf höchster Ebene einen Namen zu machen. Bestes Beispiel ist Vanessa Fudalla. Die 17Jährige kommt vom FC Bayern München II. Verzichtet sogar auf Gehalt, damit der FF USV die Ablösesumme zahlen kann und sie dafür an der Saale in der Bundesliga stürmt. Wie Christin
Spielführerin Utes beendet ihre Karriere
Meyer ist sie Junioren-Nationalspielerin. Cheftrainer Christopher Heck soll aus den hinzugewonnenen Spielerinnen, zu denen noch Inga Schuldt und Jalila Dalaf zählen, und dem Aufstiegsteam eine schlagkräftige Mannschaft formen, die trotz des wohl kleinsten Ligaetats das vorgegebene Ziel Klassenerhalt schaffen kann. Verzichten müssen sie in Jena aber auf Susann Utes. Die Spielführerin, seit 2008 für den FF USV am Ball, beendet mit nur 28 Jahren ihre Laufbahn. Sie wird dem Verein aber in anderer Funktion erhalten bleiben.