Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Vier große Stadt-Bäume vor Zähnen der Kettensäge bewahrt
Verpflanzungsfirma spendiert die Umsetzung einer Kastanie auf den neuen Spielplatz in Stedtfeld
Stedtfeld. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, heißt ein altes Sprichwort, das besagt, dass ältere Menschen nicht mehr gern umziehen. Diese Redensart gilt zwar für alte Menschen, aber nicht für alte Bäume. Die Jungs der Firma Opitz sind so stark, dass sie stattliche Bäume spielend leicht „ausreißen“können. Dies gelingt ihnen zwar ohne Zaubertrank, aber nur mit einer auf einem Laster montierten Rundspatenmaschine. Mit dieser Technik „wanderte“jetzt eine rund neun Meter hohe Kastanie mit einem Kronendurchmesser von knapp sechs Metern vom Eisenacher Grabental die Hörsel stromab bis zum Sportplatz nach Stedtfeld. Im Beisein zahlreicher Schaulustiger setzten die Großbaumverpflanzungsexperten gestern Vormittag den Baum mit einem Stammdurchmesser von 22 Zentimetern am neu geschaffenen Spielplatz wieder ein. Obwohl an Stedtfelds neuem Abenteurertummelplatz bereits einige Jungbäume neu ins Erdreich kamen, wird die Kastanie den spielenden Kindern als erstes kühlenden Schatten spenden. Nachdem die große Ballenstecher-Maschine „Optimal 2500“den Baum Ende letzter Woche am Damm im Grabental entnahm, erlangte das Gehölz einen beachtlichen Bekanntheitsgrad. Zehntausende Besucher bestaunten die Eisenacher Kastanie auf Europas größter Freilandmesse für Grünflächenpflege, Garten- und Landschaftsbau sowie Sportplatzbau am Verkehrslandeplatz Eisenach-Kindel. „Wir haben den Ballen an unserem Stand jeden Tag viel wässern müssen“, erzählt Mitarbeiter Herbert Porlein, „eine Verpflanzung ist für einen Baum immer Stress.“
Damit das stattliche Gehölz am Spielplatz gut anwächst, haben die Mitarbeiter den Wurzelballen des eingesetzten Baums nochmal freigebaggert, um Wurzeln beschneiden, Drainagerohr für die Bewässerung einlegen und das bestehende Erdreich auflockern zu können. Durch den Wurzelbeschnitt bilden sich besser feine Faserwurzeln aus. „Das Überleben steht und fällt mit der Pflege“, betont Porlein. Nach drei Jahren seien die verpflanzten Bäume in der Regel wieder so vital, dass sie ohne weitere Pflege auskommen. „Bei diesem Wetter muss alle drei Tage gegossen werden und für jeden Gießvorgang sind 300 - 500 Liter Wasser nötig“, so Bernd Weißenborn, Abteilungsleiter Grünflächen im Tiefbauamt. Für das Ausleihen der Kastanie spendierte das Unternehmen der Stadt die Verpflanzung nach Stedtfeld. Für drei weitere Bäume musste die städtische Kämmerei jeweils rund 2800 Euro locker machen. Zwei weitere Kastanien und eine Esche entnahm die Pflanzmaschine gestern am Hörselufer im Bereich der Tiefenbacher Allee und des Grabentals. „Mit geht ein Herz auf, die Technik zu sehen, die solche große Bäume erhalten kann“, sagt Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke) gestern in Stedtfeld. Im Zuge des geplanten Hochwasserschutzes entlang der Hörsel durch Eisenach, für die die Planer der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie demnächstdie Bestätigung des Raumordnungsverfahrens erwarten, hätten diese Bäume gefällt werden müssen. Die elf Meter hohe Esche mit einem 26-Zentimeter-Stammdurchmesser und einer Krone von sieben Metern aus dem Grabental schmückt nun als Ersatz den Pausenhof der GeschwisterScholl-Schule. Eine geschädigte Eiche musste dort aus Sicherheitsgründen fallen. Zwei Kastanien aus der Tiefenbacher Allee mit Höhen von sieben und zehn Metern sowie Stammstärken von 15 und 27 Zentimetern kamen als Ersatzpflanzungen aufgrund von Sturmschäden auf den Friedhof in Hötzelsroda.