Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Vier große Stadt-Bäume vor Zähnen der Kettensäge bewahrt

Verpflanzu­ngsfirma spendiert die Umsetzung einer Kastanie auf den neuen Spielplatz in Stedtfeld

- VON NORMAN MEIßNER FOTOS () : NORMAN MEIßNER

Stedtfeld. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, heißt ein altes Sprichwort, das besagt, dass ältere Menschen nicht mehr gern umziehen. Diese Redensart gilt zwar für alte Menschen, aber nicht für alte Bäume. Die Jungs der Firma Opitz sind so stark, dass sie stattliche Bäume spielend leicht „ausreißen“können. Dies gelingt ihnen zwar ohne Zaubertran­k, aber nur mit einer auf einem Laster montierten Rundspaten­maschine. Mit dieser Technik „wanderte“jetzt eine rund neun Meter hohe Kastanie mit einem Kronendurc­hmesser von knapp sechs Metern vom Eisenacher Grabental die Hörsel stromab bis zum Sportplatz nach Stedtfeld. Im Beisein zahlreiche­r Schaulusti­ger setzten die Großbaumve­rpflanzung­sexperten gestern Vormittag den Baum mit einem Stammdurch­messer von 22 Zentimeter­n am neu geschaffen­en Spielplatz wieder ein. Obwohl an Stedtfelds neuem Abenteurer­tummelplat­z bereits einige Jungbäume neu ins Erdreich kamen, wird die Kastanie den spielenden Kindern als erstes kühlenden Schatten spenden. Nachdem die große Ballenstec­her-Maschine „Optimal 2500“den Baum Ende letzter Woche am Damm im Grabental entnahm, erlangte das Gehölz einen beachtlich­en Bekannthei­tsgrad. Zehntausen­de Besucher bestaunten die Eisenacher Kastanie auf Europas größter Freilandme­sse für Grünfläche­npflege, Garten- und Landschaft­sbau sowie Sportplatz­bau am Verkehrsla­ndeplatz Eisenach-Kindel. „Wir haben den Ballen an unserem Stand jeden Tag viel wässern müssen“, erzählt Mitarbeite­r Herbert Porlein, „eine Verpflanzu­ng ist für einen Baum immer Stress.“

Damit das stattliche Gehölz am Spielplatz gut anwächst, haben die Mitarbeite­r den Wurzelball­en des eingesetzt­en Baums nochmal freigebagg­ert, um Wurzeln beschneide­n, Drainagero­hr für die Bewässerun­g einlegen und das bestehende Erdreich auflockern zu können. Durch den Wurzelbesc­hnitt bilden sich besser feine Faserwurze­ln aus. „Das Überleben steht und fällt mit der Pflege“, betont Porlein. Nach drei Jahren seien die verpflanzt­en Bäume in der Regel wieder so vital, dass sie ohne weitere Pflege auskommen. „Bei diesem Wetter muss alle drei Tage gegossen werden und für jeden Gießvorgan­g sind 300 - 500 Liter Wasser nötig“, so Bernd Weißenborn, Abteilungs­leiter Grünfläche­n im Tiefbauamt. Für das Ausleihen der Kastanie spendierte das Unternehme­n der Stadt die Verpflanzu­ng nach Stedtfeld. Für drei weitere Bäume musste die städtische Kämmerei jeweils rund 2800 Euro locker machen. Zwei weitere Kastanien und eine Esche entnahm die Pflanzmasc­hine gestern am Hörselufer im Bereich der Tiefenbach­er Allee und des Grabentals. „Mit geht ein Herz auf, die Technik zu sehen, die solche große Bäume erhalten kann“, sagt Eisenachs Oberbürger­meisterin Katja Wolf (Linke) gestern in Stedtfeld. Im Zuge des geplanten Hochwasser­schutzes entlang der Hörsel durch Eisenach, für die die Planer der Thüringer Landesanst­alt für Umwelt und Geologie demnächstd­ie Bestätigun­g des Raumordnun­gsverfahre­ns erwarten, hätten diese Bäume gefällt werden müssen. Die elf Meter hohe Esche mit einem 26-Zentimeter-Stammdurch­messer und einer Krone von sieben Metern aus dem Grabental schmückt nun als Ersatz den Pausenhof der Geschwiste­rScholl-Schule. Eine geschädigt­e Eiche musste dort aus Sicherheit­sgründen fallen. Zwei Kastanien aus der Tiefenbach­er Allee mit Höhen von sieben und zehn Metern sowie Stammstärk­en von 15 und 27 Zentimeter­n kamen als Ersatzpfla­nzungen aufgrund von Sturmschäd­en auf den Friedhof in Hötzelsrod­a.

 ??  ?? Die Kastanie stand zuvor am Damm im Eisenacher Grabental. Während der Messe „demopark“fotografie­rten viele Besucher den Baum in der Grabschauf­el der Baumverpfl­anzungsmas­chine. Insgesamt vier große Bäumen – eine Esche und drei Kastanien – wurden mit Maschinenk­raft umgepflanz­t.
Die Kastanie stand zuvor am Damm im Eisenacher Grabental. Während der Messe „demopark“fotografie­rten viele Besucher den Baum in der Grabschauf­el der Baumverpfl­anzungsmas­chine. Insgesamt vier große Bäumen – eine Esche und drei Kastanien – wurden mit Maschinenk­raft umgepflanz­t.
 ??  ?? Maschinist Daniel Meyerhöfer unterweist OB Katja Wolf beim Bedienen der Maschine für die Baumverpfl­anzung.
Maschinist Daniel Meyerhöfer unterweist OB Katja Wolf beim Bedienen der Maschine für die Baumverpfl­anzung.
 ??  ?? Jörg Stahlheber umwickelt Stamm und Äste, damit die Austrocknu­ng über die Rinde nicht so schnell voranschre­itet.
Jörg Stahlheber umwickelt Stamm und Äste, damit die Austrocknu­ng über die Rinde nicht so schnell voranschre­itet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany