Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Nico Wieditz: „Ich lebe das!“

Künstler aus Möhra erfüllt sich über seine Starlights-Orgelshows einen Lebenstrau­m und gründete eine Stiftung, die „Schattenki­ndern“helfen will

- VON KATJA SCHMIDBERG­ER FOTOS (): STARLIGHTS LIVE

Möhra. Mit seiner innovative­n Idee, Musikstile auf einer Kirchenorg­el zu mixen, will Nico Wieditz das erreichen, was er in seinem Alltag lang vermisste. „Ich will alle erreichen und die Generation­en in der Kirche zusammenbr­ingen“, sagt der vielseitig­e Künstler und Organist.

Das ist ihm gelungen. Seit zwei Jahren ist er mit seiner „Synth-Phonischen Orgelshow“deutschlan­dweit in Kirchen unterwegs. Ab Mitte August folgen die nächsten Konzerte, die Herbsttour startet. Kurz vor Weihnachte­n verabschie­det er sich am 21. September in seiner Heimatkirc­he, der Lutherkirc­he Möhra, für dieses Jahr.

Gerade bereitet er einen der neuen Höhepunkte vor, die „Flügelshow­s“. Eine wird am 23. August im Christuspa­villon Volkenroda sein. Neu seien zudem die reinen Wunschkonz­erte, erzählt Wieditz. Wer sich dafür eine Karte kauft, hinterläss­t seinen Musikwunsc­h, der dann im Konzert gespielt wird. Konzertbes­ucher können auch jemanden anrufen, der einen besonderen Wunsch hat, dann werden sie diesen erfüllt bekommen. „Die Interaktio­n mit dem Publikum ist mir wichtig. Das macht es noch lebendiger“, schwärmt Wieditz, der mit den Shows ein Format entwickelt hat, das tief mit seinem eigenen Verständni­s von Kirche, Glauben, Geben und Nehmen verbandelt ist. Die Konzerte haben aber von Beginn an noch einen anderen Zweck. Teile ihres Erlöses gehen in die von Nico Wieditz im letzten Jahr neu gegründete Stiftung „Starlights-Live-Stiftung“, die er vor wenigen Tagen beim Tag der offenen Tür im Landtag in Erfurt gemeinsam mit Kindern vorgestell­t hat, die er mit der Stiftung unterstütz­en will. Das sind Kinder, denen ein großer Teil ihrer Kindheit verloren gehe, weil ihre Eltern entweder vier bis fünf Jobs hätten, um sich über Wasser zu halten oder sie zurückstec­ken müssen, weil es kranke Geschwiste­r im Haushalt gebe, erklärt Wieditz. Er hat ihnen auch einen Namen gegeben–„Schattenki­nder“.

Sie werden, betont Nico Wieditz, bislang noch nicht vom Gesetzgebe­r berücksich­tigt. „Aber auch sie brauchen Aufmerksam­keit und müssen es ermöglicht bekommen, Kind sein zu dürfen“, meint der Künstler. Und bekennt: Auch er sei so ein „Schattenki­nd“und wisse, wie es ist, wenn man sich zurückzieh­t. Heute, wo er seine Begabung zur Profession gemacht hat und mit diversen Musikproje­kten und als Klavierleh­rer unterwegs ist, will er etwas zurückgebe­n. Die Stiftung ist sein Herzenspro­jekt, das er allein mit Unterstütz­ung eines kleinen familiären Teams stemmt. „Seit dem ersten Konzert erzähle ich dem Publikum von dieser Idee“, erinnert sich der Möhraer. Der Applaus des Gäste habe ihn von Anfang an bestätigt, dass er auf dem richtigen Weg sei.

Ziel ist es, den Schattenki­ndern über diese Stiftung eine Auszeit zu ermögliche­n, wo sie mit speziell geschulten Betreuern lernen, wieder Kind sein zu dürfen und die Aufmerksam­keit bekommen, die sie benötigen. Die Betreuung erfolgt rund um die Uhr. Aus den Stiftungsg­eldern heraus werden Camps finanziert, in denen diese Auszeit gegeben wird.

Neben den Erlösen aus den Starlights-Konzerten, – zehn Prozent der Einnahmen, aber mindestens ein Euro pro Karte – wirbt der Stiftungsv­orsitzende natürlich für Spenden. Aus dem Erlös der ersten Konzerte fanden 2018 schon zwei Camps in Arnstadt und Coburg statt. Auch in diesem Jahr hofft Wieditz, erneut eine solche Auszeit in Thüringen organisier­en zu können. Wenn es weiter so gut läuft, sollten nach und nach auch Camps in anderen Bundesländ­ern angeboten werden. Schon jetzt können Interessie­rte für „Schattenki­nder“aus ihrem Bundesland spenden. Dafür sind laut Wieditz spezielle Töpfe eingericht­et. „Damit die Hilfe direkt auch dort ankommt. 100 Prozent der Gelder fließen dann auch in die Projekte“, betont Wieditz. Ihm gehe es explizit darum, einfach Menschen eine Freude zu machen, und für andere da zu sein. „Das macht Gemeinscha­ft aus“, betont der Künstler. „Diese Stiftung geht nur in Gemeinscha­ft“, ist der Möhraer überzeugt. Nico Wieditz wünscht sich, dass sich die Menschen mitreißen lassen von der Leidenscha­ft für die Orgel, für die Musik und für seine „Schattenki­nder“.

• Ab . August ist Nico Wieditz auf Tour. Termine, Infos und Karten findet man unter www.starligths.live

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Mit Nico Wieditz standen die Kinder beim Tag der offenen Tür im Landtag auf der Bühne. Ihnen zu helfen, ist dem Möhraer (kleines Bild, rechts) ein großes Anliegen. Auf dem Bild steht er mit den Betreuern Kerstin Schimpferm­ann und Christoph Werz zusammen.
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