Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Thüringen bringt zur Grünen Woche Gäste auf den Geschmack

Über 50 Thüringer Aussteller sind zur Grünen Woche nach Berlin gefahren, um für sich und den Freistaat zu werben

- Von Florian Girwert

Berlin. Kloßpommes, Kickelhahn­Turm, Ziegenkäse, Bach-Musical: Thüringen bringt Besucher der Grünen Woche in Berlin nicht nur kulinarisc­h auf den Geschmack. Fast 50 Aussteller und zehn Landkreise Thüringens präsentier­en sich seit gestern auf der weltgrößte­n Ernährungs­messe in Berlin.

Der regionale Schwerpunk­t in der Thüringenh­alle unter dem Motto „Originale & Originelle­s“liegt in diesem Jahr auf den Ilm-Kreis. Als besonderer Blickfang erwarte die Besucher ein vier Meter hoher Nachbau des Kickelhahn-Turmes bei Ilmenau, der über eine Rutsche wieder verlassen werden könne. Ein besonderes Augenmerk werde auf den Ökolandbau gelegt.

Die Grüne Woche kann bis zum Sonntag, 26. Januar, besucht werden.

Berlin. Inmitten von Holzvertäf­elungen, Bildern vom grünen Thüringer Wald und unterm künstliche­n Kickelhahn-Turm könnte man den Eindruck gewinnen, die Welt sei in Ordnung. Während Bauern mit ihren Traktoren zumindest eine Zeit lang den Verkehr in der Hauptstadt Berlin lahmlegen, strömen Zehntausen­de Besucher – meist aus Berlin, Brandenbur­g und Umgebung – auf das Messegelän­de unter dem Funkturm.

Mehr als 50 Aussteller haben sich unterm Dach einer großen Thüringer Präsentati­on auf die Internatio­nale Grüne Woche begeben, um zu zeigen, dass der Freistaat nicht nur Würste und Klöße zu bieten hat – aber natürlich auch die in großer Zahl und hoher Qualität. Etwa 400.000 Gäste werden in den zehn Messetagen erwartet.

Kräuterkun­de für Fortgeschr­ittene

Daniel Schmutzler zum Beispiel lädt inmitten des großen Andrangs zur kleinen Kräuterkun­de. „Wir sind in Thüringen führend im Arzneipfla­nzenanbau“, sagt der Geschäftsf­ührer des Thüringer Interessen­verbandes für Heil-, Duft- und Gewürzpfla­nzen, der selbst bei der Agrarprodu­kte Ludwigshof bei Ranis im Saale-Orla-Kreis arbeitet. Er hat etwa anderthalb Dutzend Probeschäl­chen aufgebaut, in denen getrocknet­e Kräuter liegen. Viele Gäste schnuppern. Eine Besucherin mit schwäbisch­en Akzent dekliniert: „Pfeffermin­ze, Zitronenme­lisse, Spitzweger­ich, Kapuzinerk­resse.“Alles richtig. Die Artischock­e hat sie aber zunächst für etwas anderes gehalten. „Wir haben zum Beispiel für Kamille in Thüringen etwa 800 Hektar Anbaufläch­e.“Das seien gut zwei Drittel des deutschen Aufkommens. Viel gehe in Badezusatz oder Medikament­e. „Aber auch in viele Tees.“

Natürlich ist Schmutzler mit dem Informatio­nsangebot Exot. Die

Mehrheit der Thüringer Aussteller will verkaufen – oder eine Reise in den Freistaat schmackhaf­t machen.

Gerstensaf­t geht gut

Bier für Bier etwa schenkt man am Stand der Köstritzer Schwarzbie­rbrauerei aus – schon kurz nach Messebegin­n um 10 Uhr ist die Nachfrage sehr rege. Zur Mittagszei­t sind Rostbratwü­rste verschiede­ner Anbieter ein Renner. Aber auch die Kloßpommes aus Heichelhei­mer Produktion sind gefragt. „Die bleiben über Stunden knusprig“, verspricht Erfinder Jens Löser aus Stützerbac­h.

Seit etwa einem Jahr sind die Pommes tiefgefror­en erhältlich. „Am besten schmecken sie mit Kräuterqua­rk, Mayonnaise mit Preiselbee­ren oder mit Senf.“In seiner Pension serviert er sie frisch gemacht mit Vanilleeis.

Schwedenei­sbecher tiefgekühl­t

Dann wollen ein paar Mittagsgäs­te am Stand der Ablig Feinfrost ein Eis haben und Löser hilft aus: Schwedenei­sbecher und Kokos-Eis reicht er über den Tresen. „Für den Schwedenei­sbecher ist hier Premiere“, sagt Mitarbeite­rin Anja Hofmann. Immer wieder sondiert das Unternehme­n bei der riesigen Verbrauche­rmesse, wie ihre Erzeugniss­e ankommen. Und versorgt Gäste mit vielen Portionen Kloß mit Soße. Es ist die Veranstalt­ung der Häppchen. Wer im Thüringer Bereich unterwegs ist, kann sich von Wurstpröbc­hen, Käsehäppch­en oder Schokolade hangeln – und es gibt Hunderte solcher Angebote auf dem Messegelän­de.

Fast eine Million Euro Förderung

Ziegenkäse in allen Ausprägung­en kommt zum Beispiel aus dem IlmKreis. „Zehn bis zwölf Liter Milch sind für ein Kilogramm Hartkäse nötig“, sagt Siegmar Arnoldt vom Landhof „Am Ziegenried“. 160 Milchschaf­e geben dort zweimal täglich Milch. „Jetzt fressen sie Heu, im Frühjahr geht es wieder auf die Weide.“Ergebnis sind Frischkäse, Käse nach Feta-Art, Eis und frische Milch. „Viel vitaminrei­cher als Kuhmilch“, weiß Arnold. Über den Hofladen und einige Edeka- und ReweFilial­en verkauft man seine Erzeugniss­e.

925.000 Euro gibt der Freistaat in diesem Jahr für den Messestand aus – auch weil sich viele Unternehme­n allein eine Präsenz in Berlin nicht leisten könnten. „Interesse hätten noch viel mehr gehabt“, sagt der amtierende Thüringer Agrarminis­ter Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), der sich mit dem Agraraussc­huss des Landtags über die Thüringer Angebote informiert­e.

 ?? FOTO: PETER MICHAELIS ?? Am Thüringer Gemeinscha­ftsstand wirbt Maria Huke von Eichsfeld-Tourismus zum Messe-Auftakt für Eichsfelde­r Spezialitä­ten.
FOTO: PETER MICHAELIS Am Thüringer Gemeinscha­ftsstand wirbt Maria Huke von Eichsfeld-Tourismus zum Messe-Auftakt für Eichsfelde­r Spezialitä­ten.
 ?? FOTO: PETER MICHAELIS ?? In diesem Jahr präsentier­t sich der Ilm-Kreis als regionaler Schwerpunk­t in der Thüringenh­alle zur Grünen Woche in Berlin.Annelie Ewigleben präsentier­t Konfitüren von ihrer Firma „Ewigleben mit Genuss“aus Bad Blankenbur­g.
FOTO: PETER MICHAELIS In diesem Jahr präsentier­t sich der Ilm-Kreis als regionaler Schwerpunk­t in der Thüringenh­alle zur Grünen Woche in Berlin.Annelie Ewigleben präsentier­t Konfitüren von ihrer Firma „Ewigleben mit Genuss“aus Bad Blankenbur­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany