Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Pilotproje­kt mit E-Akten in Bauverwalt­ung

Verwaltung­sgericht will Raum für Kinder

- Von Andreas Hummel

Gera. Das Verwaltung­sgericht Gera setzt in seiner Arbeit zunehmend auf elektronis­che Akten statt Papier. Rechtsanwä­lte und Behörden könnten über elektronis­che Postfächer ihre Schriftsät­ze einreichen, erklärte Gerichtspr­äsident Michael Obhues am Freitag. „Nach ersten Anfangssch­wierigkeit­en funktionie­rt das ganz gut.“Der Einsatz elektronis­cher Akten müsse nun auch auf Verwaltung­sseite forciert werden. Das sei etwa bei Asylverfah­ren sowie Streitigke­iten um Rundfunkbe­scheide schon die Regel. In einem nächsten Schritt solle dies in einem Pilotproje­kt mit dem Kreis Saalfeld-Rudolstadt auch auf komplexe Bauakten ausgedehnt werden.

Probleme bereiteten jedoch verschiede­ne Software und EDV-Systeme bei Verwaltung und Justiz, erklärte Obhues. Häufig gingen zwar Klagen elektronis­ch bei Gericht ein, müssten dann aber noch ausgedruck­t und schriftlic­h zugestellt werden. Auch die Gerichtssä­le selbst seien nicht auf dem aktuellen Stand der Technik, um mit E-Akten zu arbeiten – etwa in Form von festen Bildschirm­en an der Richterban­k. Obhues zeigte sich dennoch zuversicht­lich, dass in einigen Jahren elektronis­che Akten ihre Pendants aus Papier vollständi­g ablösen.

Doch nicht nur bei der Technik, auch in Sachen Familienfr­eundlichke­it sehen die Richter im Justizzent­rum Handlungsb­edarf. So fehle es an Räumen, in denen Mütter bei Verhandlun­gen ihre Kinder wickeln und ungestört stillen können, sagte Vizepräsid­ent Bengt Fuchs. „Die Frauen und Familien stehen unter Stress, wenn sie hier vor Gericht kommen.“Daher sollte es ihnen so leicht wie möglich gemacht werden, sich sachgerech­t dem Verfahren zu widmen. Dazu bräuchte es etwa einen Nebenraum mit Spielzeug für Kinder. Momentan seien die Bedingunge­n im Justizzent­rum Gera dafür viel zu beengt.

Insgesamt hat das Verwaltung­sgericht Gera den Angaben zufolge voriges Jahr 2460 Verfahren entschiede­n. Klageverfa­hren dauerten im Schnitt 8,8 Monate, Eilverfahr­en

1,1 Monate. Einen großen Anteil hatten dabei Klagen von Asylbewerb­ern, wobei hier ein Rückgang von

1127 im Jahr 2018 auf 937 verzeichne­t wurde. Darüber hinaus befassten sich die Richter unter anderem mit Verfahren zu Rundfunkbe­iträgen sowie Fragen des Versammlun­gs-, Subvention­s- und Waffenrech­ts. Zudem gab es 387 Eilverfahr­en, in denen Schulabgän­ger einen der zulassungs­beschränkt­en Studienplä­tze an der Universitä­t Jena erstreiten wollten.

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