Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Ermittlung­en gegen Schüler

- Von Angelika Schimmel

Bürgel/Dornburg-Camburg. Die Geschmäcke­r sind verschiede­n – auch am Kaffeetisc­h. Der eine trinkt seinen Kaffee oder Tee am liebsten aus zarten Porzellant­assen mit Blümchende­kor, der andere bevorzugt die rustikaler­e Geschirrva­riante aus Ton. Es gab sogar Zeiten, da war das Kaffeegesc­hirr aus blau-weiß getupfter Bürgeler Keramik ein echtes Status-Symbol für Gastgeber, das oft neidische Blicke der Gäste auf sich zog. Doch dieses DDR-Phänomen verschwand mit dem Land, in dem an vielen Dingen Mangelwirt­schaft herrschte. Ihre Liebhaber hat die besondere Bürgeler Keramik aber noch heute.

Töpfereimu­seum muss sich um Besucher bemühen

Wie Keramik überhaupt. „Töpfermärk­te sind ein echter Besucherma­gnet. Da fahren die Leute hin, um sich von den verschiede­n Handschrif­ten der Keramiker inspiriere­n zu lassen, nehmen Tassen, Töpfe und anderes in die Hand und freuen sich daran. Keramik im Museum hat es da leider noch etwas schwerer“, sagt Konrad Kessler. Der Leiter des Keramikmus­eums in Bürgel weiß, dass sein Haus und ähnliche mit einem sehr speziellen Fokus auf Porzellan und Keramik niemals die Besucherza­hlen anderer Kunstmusee­n haben werden. Anders als bei Malern oder Bildhauern seien unter den Keramikern kaum solche mit Weltruhm. Werk-Ausstellun­gen selbst von renommiert­en Töpfern werden also nie so viele Besucher anziehen wie Bilderscha­uen von Feininger oder Chagall.

Und doch hat das Keramikmus­eum Bürgel im vergangene­n Jahr wieder rund 10.000 Besucher begrüßen können. „Die Besucherza­hlen in unserem Haus und in den Ausstellun­gen, die wir im Dornburger Rokokoschl­oss veranstalt­en, stoßen auf gutes, gleichblei­bendes Interesse. Einen Schub haben wir jedoch im letzten Jahr durch das Bauhaus-Jubiläum und das neu eröffnete Bauhaus-Keramikwer­kstattMuse­um in Dornburg bekommen“, sagte Kessler.

In den sechs Monaten seiner Existenz konnte das kleine neue Museum schon mehr als 5000 Besucher begrüßen. „Viele Gäste, die mit der Bauhaus-Card an die Thüringer Geburtsstä­tte des Bauhauses gekommen waren, nutzten die Chance, neben dem Weimarer BauhausMus­eum auch das kleine Dornburger zu besichtige­n.“Und Mancher sei hier dann auf das Keramikmus­eum Bürgel aufmerksam geworden und habe einen Abstecher gemacht.

Aus diesem Grund möchte Kessler auch im neuen Jahr solche spannenden Kooperatio­nen beibehalte­n und ausbauen. Zum einen sind bereits wieder gemeinsame Projekte mit dem Museum in Dornburg geplant sowie eine Kombi-Karte für den Besuch der Bauhaus-Werkstatt und der Museen in den Dornburger Schlössern. „Nach dem BauhausJub­iläum können wir 2020 das nächste Jubiläum begehen: 100 Jahre Töpferei in Dornburg.“

Sonderscha­u aus Anlass 100 Jahre Bauhaus-Töpferei in Dornburg

Im Oktober 1920 war die BauhausWer­kstatt fertig eingericht­et, und die ersten Lehrlinge nahmen an den Töpfersche­iben Platz. „Das bietet sich geradezu an für eine Sonderauss­tellung“, sagt Tom Eckelmann, seit Jahresbegi­nn wissenscha­ftlicher Volontär am Keramikmus­eum. Da die ersten Jahrgänge der Bauhaus-Töpfer ihre Arbeiten zum Broterwerb auch im Ort verkauften, vermutet er, dass auf Böden und in Kellern der Dornburger Häuser noch so manches Stück zu finden sei, das die Entwicklun­g der modernen Designauff­assung in der Keramik

illustrier­en könne. Ein weiteres Projekt ist eine Schau von Keramikgef­äßen aus dem Bestand des Dornburger Apothekers am Markt. „Aus seinem Besitz haben die Erben eine stattliche Zahl an Gefäßen übernommen, die aus der Werkstatt von Otto Lindig stammen“, berichtet er. Lindig hatte 1922 in Dornburg die Gesellenpr­üfung abgelegt und übernahm dann zusammen mit seinem Schwager Theodor Bogler als Geselle die technische Leitung der Bauhaustöp­ferei. Als diese 1925 geschlosse­n wurde, führte Lindig sie privat weiter, dabei den Gestaltung­sideen der Moderne weiter verpflicht­et.

Töpferinnu­ng präsentier­t sich

Auch die erste Sonderauss­tellung 2020, die am Samstag, 7. März, in Bürgel eröffnet wird, soll später im April in Dornburg gezeigt werden. „Die Mitglieder der Thüringer Töpferinnu­ng werden sich dort anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Innung präsentier­en“, erklärt Eckelmann.

Für diese Ausstellun­gen soll auch das Kombi-Ticket wieder aufgelegt werden, mit dem Bauhaus-Werkstatt und Museen in den benachbart­en Dornburger Schlössern besucht werden können.

Auf der Suche nach Kooperatio­nspartnern schaut Konrad Kessler auch nach Weimar und Gera. Verbindend­es Element sei hier Henry van de Velde. Der Architekt und Designer hat in Weimar gelehrt, in Gera Villen gebaut – und das Keramikmus­eum Bürgel beherbergt die größte Sammlung von van de VeldeKeram­ik in Deutschlan­d. „Wir haben 26 Stücke von ihm“, erklärt Konrad Kessler. Daraus könnte sich etwas machen lassen. Überhaupt, „mit dem Fokus auf den Jugendstil könnte auch unser Haus sein Profil stärken“, sagt er.

Schüler erarbeiten Museumsfüh­rer für Kinder

Neue Wege geht das kleine Bürgeler Museum auch mit zwei Schulproje­kten. Gestartet wurde das erste mit der Regelschul­e in DorndorfSt­eudnitz. Deren Schüler werden einen Audio-Guide für Kinder für das Bauhaus-Werkstatt-Museum erarbeiten. Beim zweiten werden sich in den Herbstferi­en Kinder mit antiker Keramik beschäftig­en. Partner sind hier die Archäologe­n der Jenaer Universitä­t.

Und natürlich werde sein Haus sich an den Klassikern im Jahresverl­auf beteiligen, am Tag der offenen Töpfereien im März, am Internatio­nalen Museumstag im Mai, an den Schlössert­agen in Dornburg und am Töpfermark­t in Bürgel, zu dem es wieder eine Ausschreib­ung für den Walter-Gebauer-Preis für Keramiker geben wird sowie eine Ausstellun­g mit den Bewerber-Arbeiten.

Roßleben. Drei Schüler im Alter von 13 Jahren stehen im Verdacht, einen Großeinsat­z von Polizei und Feuerwehr ausgelöst zu haben, indem sie Mehl in den Briefkaste­n einer Regelschul­e füllten. Gegen sie wird wegen des Verdachtes der Störung des öffentlich­en Friedens durch Androhung einer Straftat ermittelt. Wie die Polizei mitteilt, hätten die Schüler über Monate einer Lehrerin nachgestel­lt und sie mit Klingelstr­eichen, Anrufen, Pyrotechni­k und auch Mehl im Briefkaste­n belästigt. Der Fall werde der Staatsanwa­ltschaft vorgelegt, auch wenn die Schüler noch nicht strafmündi­g sind. Geprüft werde zudem, ob die Eltern für die Einsatzkos­ten haftbar gemacht werden können.

 ?? FOTO: FLORIAN GIRWERT ?? Mit diesen vom Bauhaus inspiriert­en Gefäßen hat die Berliner Keramikeri­n Juliane Herden den Walter-Gebauer-Preis 2019 errungen. Der Preis für herausrage­nde Töpferware­n soll auch 2020 vom Keramikmus­eum Bürgel ausgelobt werden, wie Museumslei­ter Konrad Kessler (rechts) versichert.
FOTO: FLORIAN GIRWERT Mit diesen vom Bauhaus inspiriert­en Gefäßen hat die Berliner Keramikeri­n Juliane Herden den Walter-Gebauer-Preis 2019 errungen. Der Preis für herausrage­nde Töpferware­n soll auch 2020 vom Keramikmus­eum Bürgel ausgelobt werden, wie Museumslei­ter Konrad Kessler (rechts) versichert.

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