Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Ermittlungen gegen Schüler
Bürgel/Dornburg-Camburg. Die Geschmäcker sind verschieden – auch am Kaffeetisch. Der eine trinkt seinen Kaffee oder Tee am liebsten aus zarten Porzellantassen mit Blümchendekor, der andere bevorzugt die rustikalere Geschirrvariante aus Ton. Es gab sogar Zeiten, da war das Kaffeegeschirr aus blau-weiß getupfter Bürgeler Keramik ein echtes Status-Symbol für Gastgeber, das oft neidische Blicke der Gäste auf sich zog. Doch dieses DDR-Phänomen verschwand mit dem Land, in dem an vielen Dingen Mangelwirtschaft herrschte. Ihre Liebhaber hat die besondere Bürgeler Keramik aber noch heute.
Töpfereimuseum muss sich um Besucher bemühen
Wie Keramik überhaupt. „Töpfermärkte sind ein echter Besuchermagnet. Da fahren die Leute hin, um sich von den verschieden Handschriften der Keramiker inspirieren zu lassen, nehmen Tassen, Töpfe und anderes in die Hand und freuen sich daran. Keramik im Museum hat es da leider noch etwas schwerer“, sagt Konrad Kessler. Der Leiter des Keramikmuseums in Bürgel weiß, dass sein Haus und ähnliche mit einem sehr speziellen Fokus auf Porzellan und Keramik niemals die Besucherzahlen anderer Kunstmuseen haben werden. Anders als bei Malern oder Bildhauern seien unter den Keramikern kaum solche mit Weltruhm. Werk-Ausstellungen selbst von renommierten Töpfern werden also nie so viele Besucher anziehen wie Bilderschauen von Feininger oder Chagall.
Und doch hat das Keramikmuseum Bürgel im vergangenen Jahr wieder rund 10.000 Besucher begrüßen können. „Die Besucherzahlen in unserem Haus und in den Ausstellungen, die wir im Dornburger Rokokoschloss veranstalten, stoßen auf gutes, gleichbleibendes Interesse. Einen Schub haben wir jedoch im letzten Jahr durch das Bauhaus-Jubiläum und das neu eröffnete Bauhaus-KeramikwerkstattMuseum in Dornburg bekommen“, sagte Kessler.
In den sechs Monaten seiner Existenz konnte das kleine neue Museum schon mehr als 5000 Besucher begrüßen. „Viele Gäste, die mit der Bauhaus-Card an die Thüringer Geburtsstätte des Bauhauses gekommen waren, nutzten die Chance, neben dem Weimarer BauhausMuseum auch das kleine Dornburger zu besichtigen.“Und Mancher sei hier dann auf das Keramikmuseum Bürgel aufmerksam geworden und habe einen Abstecher gemacht.
Aus diesem Grund möchte Kessler auch im neuen Jahr solche spannenden Kooperationen beibehalten und ausbauen. Zum einen sind bereits wieder gemeinsame Projekte mit dem Museum in Dornburg geplant sowie eine Kombi-Karte für den Besuch der Bauhaus-Werkstatt und der Museen in den Dornburger Schlössern. „Nach dem BauhausJubiläum können wir 2020 das nächste Jubiläum begehen: 100 Jahre Töpferei in Dornburg.“
Sonderschau aus Anlass 100 Jahre Bauhaus-Töpferei in Dornburg
Im Oktober 1920 war die BauhausWerkstatt fertig eingerichtet, und die ersten Lehrlinge nahmen an den Töpferscheiben Platz. „Das bietet sich geradezu an für eine Sonderausstellung“, sagt Tom Eckelmann, seit Jahresbeginn wissenschaftlicher Volontär am Keramikmuseum. Da die ersten Jahrgänge der Bauhaus-Töpfer ihre Arbeiten zum Broterwerb auch im Ort verkauften, vermutet er, dass auf Böden und in Kellern der Dornburger Häuser noch so manches Stück zu finden sei, das die Entwicklung der modernen Designauffassung in der Keramik
illustrieren könne. Ein weiteres Projekt ist eine Schau von Keramikgefäßen aus dem Bestand des Dornburger Apothekers am Markt. „Aus seinem Besitz haben die Erben eine stattliche Zahl an Gefäßen übernommen, die aus der Werkstatt von Otto Lindig stammen“, berichtet er. Lindig hatte 1922 in Dornburg die Gesellenprüfung abgelegt und übernahm dann zusammen mit seinem Schwager Theodor Bogler als Geselle die technische Leitung der Bauhaustöpferei. Als diese 1925 geschlossen wurde, führte Lindig sie privat weiter, dabei den Gestaltungsideen der Moderne weiter verpflichtet.
Töpferinnung präsentiert sich
Auch die erste Sonderausstellung 2020, die am Samstag, 7. März, in Bürgel eröffnet wird, soll später im April in Dornburg gezeigt werden. „Die Mitglieder der Thüringer Töpferinnung werden sich dort anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Innung präsentieren“, erklärt Eckelmann.
Für diese Ausstellungen soll auch das Kombi-Ticket wieder aufgelegt werden, mit dem Bauhaus-Werkstatt und Museen in den benachbarten Dornburger Schlössern besucht werden können.
Auf der Suche nach Kooperationspartnern schaut Konrad Kessler auch nach Weimar und Gera. Verbindendes Element sei hier Henry van de Velde. Der Architekt und Designer hat in Weimar gelehrt, in Gera Villen gebaut – und das Keramikmuseum Bürgel beherbergt die größte Sammlung von van de VeldeKeramik in Deutschland. „Wir haben 26 Stücke von ihm“, erklärt Konrad Kessler. Daraus könnte sich etwas machen lassen. Überhaupt, „mit dem Fokus auf den Jugendstil könnte auch unser Haus sein Profil stärken“, sagt er.
Schüler erarbeiten Museumsführer für Kinder
Neue Wege geht das kleine Bürgeler Museum auch mit zwei Schulprojekten. Gestartet wurde das erste mit der Regelschule in DorndorfSteudnitz. Deren Schüler werden einen Audio-Guide für Kinder für das Bauhaus-Werkstatt-Museum erarbeiten. Beim zweiten werden sich in den Herbstferien Kinder mit antiker Keramik beschäftigen. Partner sind hier die Archäologen der Jenaer Universität.
Und natürlich werde sein Haus sich an den Klassikern im Jahresverlauf beteiligen, am Tag der offenen Töpfereien im März, am Internationalen Museumstag im Mai, an den Schlössertagen in Dornburg und am Töpfermarkt in Bürgel, zu dem es wieder eine Ausschreibung für den Walter-Gebauer-Preis für Keramiker geben wird sowie eine Ausstellung mit den Bewerber-Arbeiten.
Roßleben. Drei Schüler im Alter von 13 Jahren stehen im Verdacht, einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr ausgelöst zu haben, indem sie Mehl in den Briefkasten einer Regelschule füllten. Gegen sie wird wegen des Verdachtes der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung einer Straftat ermittelt. Wie die Polizei mitteilt, hätten die Schüler über Monate einer Lehrerin nachgestellt und sie mit Klingelstreichen, Anrufen, Pyrotechnik und auch Mehl im Briefkasten belästigt. Der Fall werde der Staatsanwaltschaft vorgelegt, auch wenn die Schüler noch nicht strafmündig sind. Geprüft werde zudem, ob die Eltern für die Einsatzkosten haftbar gemacht werden können.