Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Landschaften der Zukunft
Die Weimarer Reden nehmen 30 Jahre deutsche Einheit zum Anlass, Visionen für das 21. Jahrhundert zu entwickeln
Weimar. „Alles könnte anders sein“, konstatiert der Soziologe Harald Welzer in seiner Weimarer Rede, mit der die Reihe am Sonntag, dem
1. März, am DNT in ihre 27. Ausgabe startet. Am 8. März spricht die Schriftstellerin und Theaterregisseurin Peggy Mädler über „Ziehende Landschaften“, ehe der ehemalige Umweltminister Klaus Töpfer am
15. März den Vortragsreigen beschließt. Sein Thema: „Die Zukunft sitzt mit am Tisch“. Beginn jeweils um elf Uhr im Großen Haus.
Zwar erinnert das Motto – „Blühende Landschaften“– an uneingelöste Versprechen Helmut Kohls, dennoch nehmen die Veranstalter das bevorstehende Vereinigungsjubiläum nicht zum Anlass zu weiteren Rückschauen, sondern sie richten den Blick voraus und fordern Visionen ein: Welche Landschaften werden wir bei fortschreitendem Klimawandel in ein paar Jahrzehn
ten vorfinden? Welche Handlungsspielräume bleiben den Menschen in einer digitalisierten Welt? Wie können sich die Beziehungen zwischen den Völkern und Staaten gestalten? Und vor allem: Wofür muss man kämpfen?
Der Soziologe, Sozialpsychologe und Publizist Harald Welzer (Jahrgang 1958) wagt den notwendigen geistigen Quantensprung, wenn er in seinem Vortrag konkrete Alternativen zum „expansiven, konsumistischen und rettungslos antiquierten
Kapitalismus“aufzeigt. Mit seiner Stiftung „Futurzwei“erzählt er positive Geschichten des gesellschaftlichen Wandels.
Für die Autorin und FontanePreisträgerin Peggy Mädler (Jahrgang 1976) – „Legende vom Glück des Menschen“(2011) und „Wohin wir gehen“(2019) – ist eine Beschäftigung mit unserer Geschichte Voraussetzung für das Nachdenken über Zukunft: Nur dann würden wir die bevorstehenden sozialen Veränderungen begreifen und einordnen können.
Last but not least der politikerfahrene Praktiker im Rednertrio: Klaus Töpfer (Jahrgang 1938) stand seit 1987 einige Jahre als Bundesminister und von 1998 bis 2006 als Exekutivdirektor
des UN-Umweltprogramms in der Verantwortung. Immer wieder wies er dabei auf den Zusammenhang von Umweltpolitik und Armutsbekämpfung hin. Man darf auf die umweltpolitischen Fragestellungen in seiner Weimarer Rede gespannt sein.
Wer die Zukunft gestalten wolle, brauche „Visionsfähigkeit und Realitätssinn“, betonte Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine bei der Vorstellung des Programms. DNTIntendant Hasko Weber sieht die von der TLZ präsentierte RedenReihe als unverzichtbaren Bestandteil des „geistig-kulturellen Diskurses“in der Kulturstadt.