Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Eisenach hat Tempo-30-Zone im Zentrum deutlich ausgeweitet
Autofahrer müssen sich an geänderte Vorfahrten gewöhnen. Stadt zieht positives Fazit
Eisenach. Wer in die Eisenacher Innenstadt mit dem Auto will, sollte sich bewusst sein, dass er in eine deutlich ausgeweitete 30er-Zone mit besonderen Regeln fährt. Eine davon ist ständige Vorsicht und Rücksichtnahme. Eine andere besagt, dass rechts vor links gilt, so auch an der Ecke von Nikolaistraße und Schillerstraße.
Lange Zeit war die Nikolaistraße eine zur Sophienstraße abbiegende Hauptstraße. Doch seit auf Höhe des Diakonissen-Mutterhauses am Karlsplatz der Beginn der Tempo30-Zone angezeigt ist, hat Vorfahrt, wer aus der Schillerstraße kommt.
„Ich habe an der Ecke in den letzten 14 Tagen drei Unfälle erlebt“, sagte Stadtrat Jo West (Bündnis 90/ Grüne) zur Sitzung des Hauptausschusses in dieser Woche. Der Zustand der Nikolaistraße signalisiere Vorfahrt, weil die Pflasterung den Verlauf der früheren abbiegenden Hauptstraße aufnimmt. West schlägt vor, zur besseren Orientierung erneut per Schild auf die geänderte Vorfahrt hinzuweisen.
Polizei kann Unfallzahlen nicht bestätigen
Aus Sicht der Verkehrspolizei stellt die genannte Ecke aber keinen Unfallschwerpunkt dar. Die Beamten haben dort nur einen Auffahrunfall aufgenommen. Allerdings sei ihre statistische Erfassung nicht tagesaktuell. Auch könne es sein, dass Bagatellschäden ohne Polizei geregelt worden sind.
Ohnehin gibt es keine Regel ohne Ausnahme. Auch in der Tempo-30Zone kann vom Grundsatz rechts vor links abgewichen werden. Das ist nach Angaben aus dem Rathaus im Interesse des Busverkehrs der Fall oder wenn es die Verkehrssicherheit wegen der Gestaltung der Kreuzung oder Einmündung erfordert. So regeln an der Ecke Roeseplatz zur Katharinenstraße oder Ehrensteig zur Katharinenstraße
Schilder, dass die Autofahrer auf der Katharinenstraße nach wie vor die Vorfahrt haben.
In der Eisenacher Innenstadt ist die Tempo-30-Zone inzwischen 1,6 Quadratkilometer groß. Wer von der Rennbahn in Richtung Zentrum fährt und die Bahnunterführungen passiert hat, befindet sich bereits drin. Die Katharinenstraße gehört dazu, die Hospitalstraße, die Clemdastraße und die Müllerstraße. Das sind alle Einfahrten aus Richtung Norden. Im Westen ist der Ehrensteig einbezogen, im Süden geht es über den Frauenplan bis zum Ende der Marienstraße. Die
Wartburgallee stellt eine weitere Begrenzung dar. Die Beschilderung ist nur am Beginn und Ende zu finden, im Inneren der 30er-Zone wird diese nicht wiederholt.
Kann zur Erinnerung für den Autofahrer eine große 30 auf die Straße gemalt werden? Dazu heißt es aus der Stadtverwaltung: Das sei eine Einzelfallprüfung und hänge davon ab, ob sich die Mehrheit an die vorgeschriebenen 30 km/h halte. Bei Kontrollen in der Hospitalstraße etwa habe man nicht feststellen können, dass die Geschwindigkeit deutlich überschritten werde, auch wenn subjektiv ein anderer
Eindruck entstehe. Während im Ortsteil Stockhausen – dort prangt eine unübersehbar große 30 auf der Straße – in der Anfangszeit deutlich mehr Fahrer zu schnell gewesen seien. Der stationäre Blitzer in besagter Zone zeigte später seine Wirkung.
Stadtverwaltung und Polizei ziehen ein positives Fazit zur Ausweitung der 30er-Zone in der Innenstadt. Außerdem sind je zwei in den Ortsteilen Stregda, Hötzelsroda und Stockhausen und je eine in Neuenhof, Hörschel, Stedtfeld, Neukirchen, Göringen, Berteroda und Madelungen ausgewiesen.