Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Ritterbad der Wartburg wird restauriert
Außerdem entsteht im Chauffeurshaus ein Kulturportal mit Werbung für Thüringen
Eisenach. Im Ritterbad der Wartburg verwirklichte Architekt Hugo von Ritgen Ende des 19. Jahrhunderts seine Vorstellungen von einer Badestube der „Wartburgritter“. Der ursprüngliche Bau dürfte aber längst nicht so nobel gewesen sein.
Überliefert ist für die Wartburg eine „Back- und Badestube“, also ein eher einfaches Wirtschaftsgebäude. Der Standort lag vermutlich nahe Palas und Zisterne auf der sonnigen Südseite der Burganlage. Dieser Einschätzung folgte auch Ritgen, als er das neoromanische Ritterbad als südlichen Anbau an den Palas platzierte. Anregungen holte er sich im spanischen Gerona und auf der Burg Friedberg in der Wetterau, die wohlerhaltene Bäder aus dem Mittelalter besitzen.
In der Gegenwart weist die Bausubstanz umfangreiche Schäden auf. Das Mauerwerk ist verschmutzt und verkrustet, teilweise bröselt der Stein und fehlen Verfugungen. Dach und Dachentwässerung müssen erneuert werden, ebenso Fenster und Türen. „Wir haben Feuchte- und Salzbelastungen im Innenraum, das Wasserbecken ist undicht“, sagt Annette Felsberg, Leiterin der Bauhütte der WartburgStiftung. Die Sanierung beginnt in diesem Jahr und soll bis März 2021 abgeschlossen sein. Kalkuliert wird mit Kosten von 500.000 Euro.
Ursprünglich sollte das Dach des romanischen Palas restauriert werden. Die Arbeiten sind verschoben, weil die Firmen nicht garantieren können, das Vorhaben bis Mai 2021 zu erledigen. Dann jährt sich die Ankunft Martin Luthers auf der Wartburg zum 500. Mal, und es wird wieder mit deutlich mehr Besuchern gerechnet. Die Arbeiten sind auf die Zeit nach diesem Jubiläum verschoben.
Bis zum Frühjahr 2021 soll aber das so genannte Kulturportal fertig sein. Dieses entsteht im Chauffeurshaus an der Parkplatzschleife am Fuße der Burg. „Wir wollen dort Lust darauf machen, weitere Sehenswürdigkeiten
in Thüringen zu besuchen“, so Burghauptmann Günter Schuchardt.
An Themenstationen sollen sich die Besucher über weitere Tagestouren informieren können, etwa nach Bad Langensalza und in den Nationalpark Hainich, in den Thüringer Wald, zu den Parklandschaften von Wilhelmsthal und Altenstein oder nach Creuzburg und Treffurt.
Das Chauffeurshaus entstand wie der Parkplatz 1929/1930 in einer großen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Es diente als Aufenthaltsraum für die Fahrer, die ihre Herrschaften zur Wartburg chauffierten. Das Automobil hatte sich durchgesetzt. Die automobile Geschichte Eisenachs wird eine eigene Themenstation im Kulturportal.
Zu DDR-Zeiten war das Chauffeurshaus eine Gaststätte. Es steht seit Jahren leer. Mit der Einrichtung des Kulturportals sieht die Wartburg-Stiftung die Chance für eine Sanierung. Der Freistaat unterstützt das Vorhaben, das vier Millionen Euro kostet. Integriert wird in das Gebäude eine öffentliche Toilette für die Burgbesucher.
Der Schrägaufzug zur Wartburg ist passé
Ideen zu einem Schrägaufzug haben sich zerschlagen. Der Burghauptmann setzt auf den technischen Fortschritt mittels umweltfreundlicher Mobile. Derweil wird versucht, Fußgänger- und Fahrzeugverkehr zu trennen, wo es möglich ist. Diesem Ziel dient die Erschließung eines neuen Weges vom Chauffeurshaus über den Felsrücken auf den Weg, der bisher von den Parkplätzen zur Burg führt.
Zum Stand für das neue Burg-Depot informierte Schuchardt, dass in diesem Jahr die Planung in Auftrag gegeben wird. Je eine Million Euro stellt das Land bis 2022 zur Verfügung. Das Zentral-Magazin mit restauratorischen Werkstätten ist unterhalb des heutigen Parkplatzes für die Mitarbeiter der Stiftung vorgesehen. Randbereiche sollen in den Felsen eingearbeitet werden.