Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Wenn sich Mitmenschen für Sterbende stark machen
Neuer Vorstand des Fördervereins für das Eisenacher St.-Elisabeth-Hospiz nimmt seine Arbeit auf
Eisenach. Der neue Vorstand des Fördervereins des St.-ElisabethHospizes Eisenach wurde zwar schon Ende vergangenen Jahres gewählt, am Donnerstag kamen die Mitglieder im Hospiz aber zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Gabriele Phieler, die ehemalige Oberin der DiakonissenhausStiftung, übernahm an der Vereinsspitze die Aufgabe vom früheren Superintendenten Wolfgang Robscheit. Einziger Verbliebener aus dem bisherigen Vorstand ist Schatzmeister Wigbert Kraus. Das neue Team komplettieren Petra Eckebrecht, Maria Anna Kött, Rosemarie Schneider und Hubert Borchert.
Aus der Initiative des vormaligen Vorstands heraus entstand noch die Spende von drei Tablets im Wert von gut 3000 Euro, die am Donnerstag dem Hospiz überreicht wurden. Mit diesen elektronischen Geräten haben die teils auch die vielfach körperlich gehandicapten Gäste des Hauses die Möglichkeit, via Internet Verwandte und Bekannte zu kontaktieren, etwa über Skype.
Sterbende kommen aus einem weiten Umkreis
Sowohl die ökumenische Hospizgruppe als auch das stationäre Hospiz selbst freuen sich über jede Spende, jede Unterstützung. Fünf Prozent des Budgets muss die stationäre Einrichtung in Eisenach schließlich über Spenden aufbringen. Zu den Unterstützern gehört übrigens auch eine kleine Gruppe von Freizeitfußballern um Enrico Arlt, die ihr Hobby unter der Flagge des Hospizes ausüben und dabei um Hilfe werben.
Die ökumenische Hospizgruppe um Susanne Krebs sieht den größten Finanzbedarf bei der Unterstützung der Ehrenamtsarbeit, etwa der Trauerarbeit. Die Kinderhospizarbeit
sei hinsichtlich der Finanzierung dagegen ein Selbstläufer.
Ziel der ambulant tätigen Menschen ist eine eigenständige Kinderhospizgruppe. Bis dahin ist es aber noch ein Stück weg, sagt Susanne Krebs. Jüngst seien ehrenamtliche Mitstreiter geschult worden, die sich vorstellen können, in diesem Kinderhospizdienst tätig zu werden, berichtet die Leiterin. Diese Aufgabe ist so speziell wie die Arbeit des Pflegepersonals im stationären Hospiz. „Da braucht es Menschen mit Haltung“, weiß Susanne Krebs.
Hospiz-Pflegedienstleiterin Nicole Döhrer weiß um den Bedarf an stationären Betreuungsplätzen für
Menschen im letzten Lebensstadium. Das Einzugsgebiet des Eisenacher Hauses reicht mitunter bis nach Bayern. Die Menschen kommen aus dem Raum Gotha, Bad Langensalza, Mühlhausen und weiter. Die nächsten Hospize gibt es in Meiningen und Erfurt, darüber hinaus in Weimar, Jena, Bad Berka, Katzhütte und Neustadt/Harz.
Die Rhön gilt als unterversorgtes Gebiet
In Bad Salzungen würde ein solches Hospiz auf fruchtbaren Boden fallen, weiß die aus dem Kreis Schmalkalden-Meiningen stammende Pflegedienstleiterin. Die
Menschen aus der Rhön zum Beispiel hätten als nächste Anlaufstelle nur Fulda. „Nach Meiningen gehen die Rhöner nämlich nicht“, sagt Nicole Döhrer. In Mühlhausen hatte es eine Initiative zum Hospizbau gegeben, um die es aber wieder ruhig geworden ist.
Einen Bedarfsplan wie für Krippenund Kita-Plätze gibt es für Hospizplätze in Thüringen nicht, wenngleich der Hospiz- und Palliativverband Räume und Einwohnerzahlen im Blick hat. Die klein gehaltenen Häuser werden frei finanziert, über Spenden und mit Zuschuss des Landes. Ein Trägerverein ist in Rudolstadt gerade dabei, ein Zehn-BettenHaus
zu bauen. Jahresende soll es eröffnet werden. Vorsitzender Matthias Lander meint, dass zwei Hospize in direkter Nachbarschaft (etwa 30/35 Kilometer) auch im ländlichen Raum bestehen können und keine Konkurrenz darstellen. Für die Konstellation Eisenach und Bad Salzungen gelte das auch. Der Bau eines stationären Hospizes kostet freilich Kraft und viel Geld. Mit dem beliebigen Bau weiterer stationärer Hospize werde aus Sicht der ambulanten Hospizgruppen-Leiterin Susanne Krebs die Leuchtturmfunktion dieser Häuser in Frage gestellt. Bisher galt auf politischer Ebene ambulant vor stationär.