Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Liga der außergewöhnlichen Herbstmeister
Eine ungeschlagene Rasselbande und ein Neuling sorgen für Furore in den Fußball-Kreisliga-Staffeln 1 und 3
Eisenach/Friedrichroda. Reihenweise Schützenfeste, ein Phantomtor, Punktabzüge und schon vier Nichtantritte – die Westthüringer Kreisliga-Staffeln 1 und 3 boten bis zur Winterpause viel Gesprächsstoff. Und das Zuschauen machte fast immer Spaß, gab es bei 175 absolvierten Begegnungen doch nur eine einzige Nullnummer.
Die Herbstmeistertitel sicherten sich mit dem FC Eisenach II und dem FSV Reinhardsbrunn zwei Teams, die nicht zwingend an der Spitze zu erwarten waren. Zwar kam die Reserve der Wartburgstädter aus der Kreisoberliga, doch so eine fast makellose Hinrunde „hätte ich uns ehrlich gesagt auch nicht zugetraut“, gesteht Kapitän Guido Kehr. Nur beim 1:1 gegen die SG Falken büßte man Punkte ein, alle anderen zwölf Spiele wurden gewonnen, teilweise haushoch. Zweimal siegten die Eisenacher zweistellig, mit 12:2 überrannten sie Hainich Berka und bei Eintracht Eisenach hieß es im Stadtderby trotz mehr als einer halben Stunde Unterzahl beim Abpfiff 10:2. Umso beachtlicher, da der FCE-Altersdurchschnitt oft unter 20 Jahre lag. Von den Stammspielern, unter denen sich acht A-Junioren finden, ist Guido Kehr mit 28 Lenzen schon der absolute Routinier. „Was die Jungs bisher geleistet haben, verdient höchsten Respekt. Wir haben alle Spaß am Fußball und verstehen uns auch untereinander wirklich prima“, ist Kehr voll des Lobes für seine Mitspieler, die mittlerweile auch seine Schützlinge sind. Als der im Sommer aus Brotterode gekommene Jens Stöhr nach wenigen Partien überraschend aufhörte, musste Kehr nicht lange überlegen und übernahm den Posten des Trainers. Seine eigene Leistung leidet darunter kein bisschen. Im Gegenteil: In 13 Spielen gelangen dem Allrounder („Ich stelle mich da auf, wo es nötig ist. Wenn es sein muss auch im Tor“) schon 13 Treffer, was Platz zwei in der Torschützenliste der Staffel 3 hinter Raman Khalil (Eintracht Eisenach/17 Treffer) bedeutet. In Staffel 3 war bislang Sundhausens Steve Riedel (21 Tore) am treffsichersten.
Aufstieg von Anfang an der Wunsch
Als beste Leistung der Herbstserie benennt Kehr jedoch keinen der Kantersiege, sondern das hart erkämpfte 2:1 gegen den SV Emsetal. Denn in der gutklassigen Kreisligapartie konnte und musste seine junge Elf zeigen, wie gefestigt sie schon ist. Spätestens seit diesem Zeitpunkt druckst niemand mehr im FCE-Lager herum, wenn es um das Thema direkter Wiederaufstieg geht. „Von Anfang an war dies der Wunsch des Vorstandes, doch jetzt ist es auch unser klares Ziel“, betont Kehr selbstbewusst und weiß angeKreisklasse
Peter Pracht, hier bei der FutsalVorrunde, steuert mit Reinhardsbrunn auf Erfolgskurs.
sichts der Ausgangslage: „Eigentlich können wir uns nur selbst schlagen.“In die Quere kommen könnte der FCE-Zweiten wohl nur noch der ESV Gerstungen, der aktuell sieben Zähler Rückstand, aber auch noch ein Nachholspiel hat.
Die größte Überraschung der bisherigen Kreisliga-Saison heißt zweifelsohne FSV Reinhardsbrunn. Nachdem im Sommer Peter Pracht und sein Co Frank Schonert als neues Trainergespann den Aufsteiger übernahmen, lautete das primäre Ziel, die Klasse zu erhalten. Von Anfang an (6:0 in Wechmar) begeisterte die Elf aus Friedrichroda und Umgebung dann mit beherztem Angriffsfußball. Höhepunkte waren für Pracht rückblickend das 7:6Spektakel in Remstädt und das 5:2 in Luisenthal. Dass die Mannschaft dabei hinten nicht immer sattelfest auftrat, sei der Umstellung auf das
3:5:2-System geschuldet. Potenzial habe Reinhardsbrunn schon in der
Namen & Zahlen gehabt. „Aber“, so Pracht, „wir haben nun wieder ein bisschen Ordnung reingebracht.“Mit Erfolg, was auch die gute Trainingsbeteiligung zeige. Dass Teamgeist und Kondition passen, bewies das abschließende Gipfeltreffen. Obwohl Reinhardsbrunn gegen Wacker Gotha II frühzeitig eine Rote Karte erhielt, sicherte Lars Schröders Last-Minute-Tor zum 2:2 den Herbsttitel. Für Pracht ist Rang eins jedoch nur eine erfreuliche Momentaufnahme. Nicht mehr und nicht weniger. „Der Aufstieg ist für uns aktuell kein Thema.“Als Topfavoriten sieht der FSV-Trainer nach wie vor die junge Wacker-Reserve, während es für seine Mannschaft in der Rückrunde darum gehe, die gute Entwicklung zu bestätigen. Motto – alles kann, nichts muss. Noch reelle Chancen auf Staffelsieg und Aufstieg haben auch die Verfolger Fortuna Remstädt und Eintracht Wechmar.
Was teilweise auf den KreisligaPlätzen im Herbst geboten wurde, lässt sich eigentlich nur mit „Wildwest-Fußball“beschreiben. In 88 Spielen der Staffel 1 schlug es 501 mal im Gehäuse ein, was einem Durchschnitt von 5,6 Treffern pro Begegnung entspricht. Dem stehen die Mannschaften der Staffel 3 mit 442 Toren (4,9 pro Spiel) kaum nach. Noch mehr Treffer verhinderten vermutlich die vier Nichtantritte von Herda (schon zweimal), Mihla und Günthersleben.
Phantomtor in Eckardtshausen
Das Kuriosum der Herbstserie war das Phantomtor am 1. Dezember in Eckardtshausen. Die Gastgeber bejubelten schon das vermeintliche 1:0, doch die Gäste vom FC Eisenach II reklamierten heftig und deuteten auf ein Loch im oberen Bereich des Tornetzes hin. Schiedsrichter Karlheinz Reußner schaute sich die Sache an, gab den Treffer