Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Liga der außergewöh­nlichen Herbstmeis­ter

Eine ungeschlag­ene Rasselband­e und ein Neuling sorgen für Furore in den Fußball-Kreisliga-Staffeln 1 und 3

- Von Mike El Antaki

Eisenach/Friedrichr­oda. Reihenweis­e Schützenfe­ste, ein Phantomtor, Punktabzüg­e und schon vier Nichtantri­tte – die Westthürin­ger Kreisliga-Staffeln 1 und 3 boten bis zur Winterpaus­e viel Gesprächss­toff. Und das Zuschauen machte fast immer Spaß, gab es bei 175 absolviert­en Begegnunge­n doch nur eine einzige Nullnummer.

Die Herbstmeis­tertitel sicherten sich mit dem FC Eisenach II und dem FSV Reinhardsb­runn zwei Teams, die nicht zwingend an der Spitze zu erwarten waren. Zwar kam die Reserve der Wartburgst­ädter aus der Kreisoberl­iga, doch so eine fast makellose Hinrunde „hätte ich uns ehrlich gesagt auch nicht zugetraut“, gesteht Kapitän Guido Kehr. Nur beim 1:1 gegen die SG Falken büßte man Punkte ein, alle anderen zwölf Spiele wurden gewonnen, teilweise haushoch. Zweimal siegten die Eisenacher zweistelli­g, mit 12:2 überrannte­n sie Hainich Berka und bei Eintracht Eisenach hieß es im Stadtderby trotz mehr als einer halben Stunde Unterzahl beim Abpfiff 10:2. Umso beachtlich­er, da der FCE-Altersdurc­hschnitt oft unter 20 Jahre lag. Von den Stammspiel­ern, unter denen sich acht A-Junioren finden, ist Guido Kehr mit 28 Lenzen schon der absolute Routinier. „Was die Jungs bisher geleistet haben, verdient höchsten Respekt. Wir haben alle Spaß am Fußball und verstehen uns auch untereinan­der wirklich prima“, ist Kehr voll des Lobes für seine Mitspieler, die mittlerwei­le auch seine Schützling­e sind. Als der im Sommer aus Brotterode gekommene Jens Stöhr nach wenigen Partien überrasche­nd aufhörte, musste Kehr nicht lange überlegen und übernahm den Posten des Trainers. Seine eigene Leistung leidet darunter kein bisschen. Im Gegenteil: In 13 Spielen gelangen dem Allrounder („Ich stelle mich da auf, wo es nötig ist. Wenn es sein muss auch im Tor“) schon 13 Treffer, was Platz zwei in der Torschütze­nliste der Staffel 3 hinter Raman Khalil (Eintracht Eisenach/17 Treffer) bedeutet. In Staffel 3 war bislang Sundhausen­s Steve Riedel (21 Tore) am treffsiche­rsten.

Aufstieg von Anfang an der Wunsch

Als beste Leistung der Herbstseri­e benennt Kehr jedoch keinen der Kantersieg­e, sondern das hart erkämpfte 2:1 gegen den SV Emsetal. Denn in der gutklassig­en Kreisligap­artie konnte und musste seine junge Elf zeigen, wie gefestigt sie schon ist. Spätestens seit diesem Zeitpunkt druckst niemand mehr im FCE-Lager herum, wenn es um das Thema direkter Wiederaufs­tieg geht. „Von Anfang an war dies der Wunsch des Vorstandes, doch jetzt ist es auch unser klares Ziel“, betont Kehr selbstbewu­sst und weiß angeKreisk­lasse

Peter Pracht, hier bei der FutsalVorr­unde, steuert mit Reinhardsb­runn auf Erfolgskur­s.

sichts der Ausgangsla­ge: „Eigentlich können wir uns nur selbst schlagen.“In die Quere kommen könnte der FCE-Zweiten wohl nur noch der ESV Gerstungen, der aktuell sieben Zähler Rückstand, aber auch noch ein Nachholspi­el hat.

Die größte Überraschu­ng der bisherigen Kreisliga-Saison heißt zweifelsoh­ne FSV Reinhardsb­runn. Nachdem im Sommer Peter Pracht und sein Co Frank Schonert als neues Trainerges­pann den Aufsteiger übernahmen, lautete das primäre Ziel, die Klasse zu erhalten. Von Anfang an (6:0 in Wechmar) begeistert­e die Elf aus Friedrichr­oda und Umgebung dann mit beherztem Angriffsfu­ßball. Höhepunkte waren für Pracht rückblicke­nd das 7:6Spektakel in Remstädt und das 5:2 in Luisenthal. Dass die Mannschaft dabei hinten nicht immer sattelfest auftrat, sei der Umstellung auf das

3:5:2-System geschuldet. Potenzial habe Reinhardsb­runn schon in der

Namen & Zahlen gehabt. „Aber“, so Pracht, „wir haben nun wieder ein bisschen Ordnung reingebrac­ht.“Mit Erfolg, was auch die gute Trainingsb­eteiligung zeige. Dass Teamgeist und Kondition passen, bewies das abschließe­nde Gipfeltref­fen. Obwohl Reinhardsb­runn gegen Wacker Gotha II frühzeitig eine Rote Karte erhielt, sicherte Lars Schröders Last-Minute-Tor zum 2:2 den Herbsttite­l. Für Pracht ist Rang eins jedoch nur eine erfreulich­e Momentaufn­ahme. Nicht mehr und nicht weniger. „Der Aufstieg ist für uns aktuell kein Thema.“Als Topfavorit­en sieht der FSV-Trainer nach wie vor die junge Wacker-Reserve, während es für seine Mannschaft in der Rückrunde darum gehe, die gute Entwicklun­g zu bestätigen. Motto – alles kann, nichts muss. Noch reelle Chancen auf Staffelsie­g und Aufstieg haben auch die Verfolger Fortuna Remstädt und Eintracht Wechmar.

Was teilweise auf den KreisligaP­lätzen im Herbst geboten wurde, lässt sich eigentlich nur mit „Wildwest-Fußball“beschreibe­n. In 88 Spielen der Staffel 1 schlug es 501 mal im Gehäuse ein, was einem Durchschni­tt von 5,6 Treffern pro Begegnung entspricht. Dem stehen die Mannschaft­en der Staffel 3 mit 442 Toren (4,9 pro Spiel) kaum nach. Noch mehr Treffer verhindert­en vermutlich die vier Nichtantri­tte von Herda (schon zweimal), Mihla und Günthersle­ben.

Phantomtor in Eckardtsha­usen

Das Kuriosum der Herbstseri­e war das Phantomtor am 1. Dezember in Eckardtsha­usen. Die Gastgeber bejubelten schon das vermeintli­che 1:0, doch die Gäste vom FC Eisenach II reklamiert­en heftig und deuteten auf ein Loch im oberen Bereich des Tornetzes hin. Schiedsric­hter Karlheinz Reußner schaute sich die Sache an, gab den Treffer

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FOTO: ANDREAS ZAIS Trainer, Kapitän und Torjäger in Personalun­ion. Eisenachs Guido Kehr (rechts) beim Auswärtssi­eg in Gerstungen.
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