Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
… der Hammer
Tausendmal gesehen, tausendmal benutzt – viele Dinge im Haushalt erscheinen uns ganz selbstverständlich. Doch es lohnt sich, sie einmal genauer zu betrachten.
Dieser Schatz des Alltags hat geradezu evolutionäre Bedeutung. Seine Entwicklung vom einfachen Stein zum bearbeiteten Faustkeil vor 1,75 Millionen Jahren markiert auch die unserer Spezies vom aufrecht gehenden Affen zur Gattung Homo. Der Hammer ist damit wohl das älteste Werkzeug der Welt. Erst viel später, nämlich in der Bronzezeit ersetzen die Menschen den Hammerkopf aus Stein mit Metall; er wird damit auch das wichtigste Werkzeug zur Bearbeitung desselben und entsprechend symbolhaft aufgeladen. Als Werkzeug, das mit einem Schlag Erz, Silber, Gold und Eisen verformen kann, versinnbildlicht der Schmiedehammer Macht, Schrecken und Stärke. Er ist die Waffe von Thor, dem Donnergott, steht für Bergbau, Industrie und ganz allgemein Arbeit, ziert zahlreiche Stadtwappen und ist, im Verbund mit der Sichel, das Symbol schlechthin für den Kommunismus.
Und immer noch Bestandteil jedes Haushaltes. Obwohl wir das gesamte Weltwissen in Form von Smartphones in der Hosentasche haben, bald zum Mond fliegen oder in selbstfahrenden Autos sitzen, benutzen wir zum Aufhängen eines Bildes immer noch ein Werkzeug, das so alt ist wie die Menschheit selbst. Tröstet uns dieses Wissen darüber hinweg, dass wir mit diesem Werkzeug den Nagel nicht immer auf den Kopf, sondern auch mal den Daumen treffen? Wohl eher nicht. Ganz schön behämmert. us