Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Geldschein reist auf Postkarte nach Treffurt
Bei Spendensammlung kommen 555 Euro für Zirkustiere vom Circus Klassik Trumpf zusammen
Treffurt. „Es ist leider nicht so viel zusammengekommen, wie ich mir gern gewünscht hätte“, betont Treffurts Bürgermeister Michael Reinz (parteilos) am Dienstagvormittag, während er eine Spendensumme über 555 Euro an Angelika Renz und Ricardo Eugen Trumpf vom kleinen Circus Klassik Trumpf überreicht. Der kleine, im sächsischen Bautzen beheimatete Zirkus strandete im stürmisch-regnerischem Winter und der Corona-Epidemie auf dem Caravan-Stellplatz in der Werrastadt Treffurt.
Zuletzt baute die Zirkustruppe Ende vergangenen Jahres ihre ZeltManege noch in Ifta, Mihla und Creuzburg auf. „In Creuzburg stand das Wasser dann schon bis an die Wohnwagen – da mussten wir abbrechen“, spricht Zirkuschefin Angelika Renz über den flutgefährdeten Standplatz an der historischen Werrabrücke.
Dieser Spendenbetrag addierte sich in den vergangenen Wochen auf dem Spendenkonto der Stadtverwaltung Treffurt aus einer Vielzahl kleiner Spenden-Beträge sowie zwei 100-Euro-Überweisungen. „20 Euro kamen von einer älteren Dame aus Gerstungen, die den Schein einfach an eine Postkarte geheftet hatte“, freut sich der Bürgermeister über diesen eigenwilligen, aber geglückten Geldtransfer.
Aufgrund der angeordneten Hygieneregeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie darf der Familienzirkus derzeit keine Vorstellungen geben. Dies erschwert den Erwerb von Futter für die Zirkustiere.
„Wir haben Esel, Ponys, Ziegen und Hunde – die Tiere sind unser Brot“, ist Angelika Renz äußerst glücklich über diese finanzielle Unterstützung von Menschen der Region. Heu, Stroh, Hundefutter, Möhren und Kraftfutter werde dringend benötigt, um die Tiere auskömmlich zu versorgen. Die Landwirtschaft König aus Großburschla und die Agrargenossenschaft Schnellmannshausen bereicherten bereits den kargen Speiseplan der 15 Zirkustiere mit entsprechenden Naturalien. Die Stadt Treffurt stellt kommunale Flächen am Werraufer zum
Grasen zur Verfügung. „Ein richtiges Winterquartier haben wir nicht – bislang haben wir es nicht geschafft, für ein Grundstück zu sparen“, sagt Angelika Renz, die aus der Renz-Dynastie stammt, deren Ursprung bis in das Gründungsjahr 1842 zurückreicht.
So steckt auch nicht viel im Sparstrumpf des inzwischen seit 30 Jahren existierenden Zirkus, um die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Durststrecke zu überbrücken. Viele Instandsetzungen am Fuhrpark erledigt Eugen Trumpf selbst. „Man lernt automatisch das Reparieren mit.“
Auch die jüngsten Mitglieder der Zirkusfamilie sind Feuer und Flamme. Wie eine Schaukel schmückt ein Trapez den starken Ast einer Linde am einstigen Festplatz, an dem jeden Tag alte Kunststücke gefestigt und neue eingeübt werden. „Wir spielen gerne, um die Leute und Kinder zu erfreuen – kommen die ersten Sonnenstrahlen raus, kribbelt es in jeden von uns“, spricht Eugen Trumpf auch für die sieben anderen Mitglieder der kleinen Zirkustruppe.
Wer spenden möchte: Spendenkonto der Stadtverwaltung Treffurt: WartburgSparkasse, IBAN: DE20 8405 5050 0000 010235, Verwendungszweck: Zirkus Trumpf-Spende