Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Wer abrutscht, darf nicht nochmal
Unterhaltsames Experiment: Schach-Weltmeister Magnus Carlsen gewinnt das von ihm mitorganisierte Internetturnier der Weltelite
Erfurt. Magnus Carlsen hat sein eigenes Internetturnier mit acht TopGroßmeistern gewonnen. In einem umkämpften Finale setzte sich der Weltmeister gegen den US-Boy Hikaru Nakamura mit 2,5:1,5 durch. „Es war hart, aber ich bin glücklich, es letztendlich geschafft zu haben“, sagte Carlsen, der eine Siegprämie von 70.000 Dollar kassierte
Nakamura war in der vierten Finalpartie drauf und dran, auszugleichen, ehe sich Carlsen ins Remis retten konnte. Schon in der Vorrunde hatten sich beide ein heißes Duell geliefert, bei dem der Amerikaner den Norweger einmal sogar mattgesetzt hatte (siehe Partie).
Das Turnier bot große Unterhaltung, angesichts der verkürzten Bedenkzeit von Viertelstundenpartien blieben die Stars, die von Amerika bis China zu unterschiedlichen Tageszeiten vor dem PC saßen, nicht fehlerfrei. Der Chinese Ding Liren hatte im Halbfinale mit einer instabilen Onlineverbindung zu kämpfen, beim iranischen Wunderknaben Alireza Firouzja, der von Frankreich aus spielte, brach sie in Gewinnstellung gar zusammen – remis hieß das salomonische Urteil.
Elisabeth Pähtz, die auf Twitch kommentierte, räumt dem TurnierOnlineschach trotz des geglückten Experiments keine große Zukunft ein: „Die Weltspitze mal ausgenommen, lässt sich Betrug leider nicht komplett ausschließen.“Die Erfurter Großmeisterin sieht auch praktische Probleme: „Bricht das Internet zusammen, wird man genullt, was viele motiviert, glatte Verluststellungen weiterzuspielen.“Und manchmal rutsche man auch mit der Maus aus, gibt einen fehlerhaften Zug ein und verdirbt die ganze Partie ...