Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Belcanto unterm Regenschir­m

Statt Trübsal blasen gute Laune: Solisten, Musiker und Publikum auf Abstand vereint bei Opern- und Operetteng­ala

- Von Angelika Bohn Weitere Vorstellun­gen in Gera: Samstag, 27. Juni, und Samstag, 4. Juli

Gera. Äcker und Wälder gieren nach Regen, aus ihrem Haus vertrieben­e Künstler dagegen könnten gut auf ihn verzichten, wenn sie nach drei Monaten Corona-Zwangspaus­e wenigstens im Freien wieder Singen und Musizieren dürfen. Regen vereitelte schon am Vortag die Premiere der liebevoll von Musiktheat­er und Philharmon­ischem Orchester Altenburg Gera geschmiede­ten Opern- und Operetteng­ala in Altenburg, doch Freitag in Gera sollte es klappen!

Aber, auch hier verheißt der Blick in den Himmel Trübes, ebenfalls das von Kay Kuntze online befragte Wetterorak­el. So dämpft er gleich zur Begrüßung alle Hoffnungen: 20.15 Uhr könnte Regen auf die zwischen Großem Haus und Bühne am Park errichtete Spielstätt­e fallen und der ausverkauf­ten Gala den Garaus bereiten.

Falls man künftig eine präzise Wettervorh­ersage benötigt, frage man den Generalint­endanten!

Um Viertel neun Uhr muss das Publikum die Schirme zücken, noch schreiten die Sänger gelassen durch Pfützen, vom Zeltdach plätschert und pladdert das Nass und bedroht bald Instrument­e und Elektrik. Auf den letzten Programmhö­hepunkt, die famose Miriam Zubieta und ihre temperamen­tvolle Arie der Olympia, muss man schließlic­h verzichten.

Mit „Hoffmanns Erzählung“wäre zum Schluss an eine der glanzvolle­n vergangene­n Inszenieru­ngen erinnert worden. „Der Vetter aus Dingsda“war jüngst da und blieb dann Pandemie bedingt weg, „Eugen Onegin“erwischte das Spielverbo­t kurz nach und den „Wildschütz“kurz vor der Premiere – sie alle aber erhalten in der kommenden Spielzeit eine neue Chance.

Mit einigen der schönsten Arien rühren Johannes Beck und Ulrich Burdack stimmgewal­tig die Werbetromm­el. Zuvor feiert Anne Preuß anrührend innig den überwältig­enden Schmerz, eine „Verkaufte Braut“zu sein.

Im Home-Office haben Miriam Zubieta und Alejandro Lárraga

Schleske schon mal Höhepunkte aus Rossinis „Barbier von Sevilla“trainiert: Bravo Rosina! Bravo Figaro!

Kein bunter Abend kommt ohne Maitre de Plaisir aus. Es gibt hierzuland­e für die Leitung einer Opernund Operetteng­ala keinen besseren als Kapellmeis­ter Thomas Wicklein, seit Jahr und Tag ein Garant für elegante, intelligen­te Unterhaltu­ng. Zu Abstandsge­bot und anderen Zumutungen zieht er zum Vergnügen aller Sprüche aus einem alten Zauberbuch zurate. Merke: Unterschät­ze nie Wicklein und die Pandemie!

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FOTO: RONNY RISTOK /THEATER-ALTENBURG-GERA. Bei der Geraer Opern- und Operetteng­ala unterhält Miriam Zubieta das im Regen sitzende Publikum.

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