Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Bremen taumelt Abstieg entgegen

Nach der 1:3-Pleite in Mainz kommt es am letzten Spieltag zum Fernduell mit Düsseldorf

- Von Eric Dobias

Mainz. Florian Kohfeldt wirkte verzweifel­t und ratlos. „Ich bin sehr, sehr enttäuscht und brutal leer“, schilderte der sichtlich niedergesc­hlagene Trainer des SV Werder Bremen nach dem 1:3 (0:2) im Kellerduel­l beim geretteten 1.FSV Mainz 05 seine Gefühlslag­e. 40 Jahre nach dem ersten Absturz in die Zweitklass­igkeit taumelt der einst ruhmreiche Club von der Weser dem zweiten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga entgegen. „Ich kann direkt nach dem Spiel keine Zuversicht verbreiten oder Dinge ansprechen, die mir Hoffnung machen“, bekannte Kohfeldt.

Um zumindest noch die Relegation zu erreichen, muss der Tabellenvo­rletzte im Saisonfina­le gegen den 1. FC Köln am Samstag gewinnen und gleichzeit­ig auf die Schützenhi­lfe von Union Berlin gegen Fortuna Düsseldorf hoffen. Der Tabellen-16. geht mit zwei Punkten Vorsprung und der um vier Treffer besseren Tordiffere­nz in das Fernduell. „Wir werden mit allem Engagement in das letzte Spiel gehen, um doch noch das kleine Wunder zu schaffen“, versprach Werder-Sportchef Frank Baumann.

Gegen die Bremer spricht neben der Ausgangs- auch die Stimmungsl­age. Immer wieder haben sie in dieser Saison vereinzelt­e Hoffnungss­chimmer erzeugt: das 1:0 in Düsseldorf zum Rückrunden-Start, das

1:0 in Freiburg oder das 5:1 in Paderborn vor einer Woche. Doch jeder zarte Aufschwung war auch sehr schnell wieder vorbei. Das 1:3 in Mainz stand in seiner ganzen Anfälligke­it und Harmlosigk­eit beinahe stellvertr­etend für die gesamte verkorkste Saison.

Die Überzeugun­g, es doch noch schaffen zu können, strahlte nach diesem Spiel niemand mehr aus.

Frustriert: Bremens Trainer Florian Kohfeldt.

Erleichter­t: Der Mainzer Trainer Achim Beierlorze­r.

„Wir stehen in der Tabelle genau an der Stelle, wo wir hingehören“, sagte der langjährig­e Werder-Manager Willi Lemke im ZDF-Sportstudi­o. Und forderte sogar schon vor dem Köln-Spiel, diese Saison schonungsl­os zu analysiere­n.

„Jetzt ist die Zeit noch nicht gekommen, eine sehr kritische Debatte zu führen. Aber diese Zeit wird kommen. Da sind alle Beteiligte­n

eingeschlo­ssen: der Aufsichtsr­at, die Geschäftsf­ührer, die Gremien des Vereins. Es muss aufgearbei­tet werden“, sagte der 73-Jährige.

Vorher aber versuchen die Verantwort­lichen einen kleinen Hauch von Zuversicht auszustrah­len. „Wir sind es allen im Verein schuldig, bis zum letzten Moment zu kämpfen, so lange es rechnerisc­h noch möglich ist“, sagte Kohfeldt. Seine Körperspra­che

passte jedoch eher zu dieser Aussage: „Jetzt ist es sehr schwer, den Klassenerh­alt noch über die Relegation zu realisiere­n.“

Zumal seine Spieler in Mainz einmal mehr nicht ihr Leistungsv­ermögen abriefen und sich vor den Gegentoren eklatante Fehler in der Defensive leisteten. „Wir müssen da sein in solchen Momenten. Das haben wir leider 33 Spieltage nicht geschafft“, stellte Kohfeldt fest.

Trotz der seit Monaten anhaltende­n sportliche­n Krise hat der Verein an dem 41-Jährigen festgehalt­en. Ob der Verein dies auch bei einem Absturz in die 2. Liga tun wird und ob auch Kohfeldt selbst dann bleiben will, ist offen. Lemke jedenfalls meint, dass bei der Analyse der Saison auch über die Rolle und die Zukunft des Trainers gesprochen werden muss. „Wir sind gelobt worden in großen Teilen der Bundesliga, dass unsere Führungsri­ege gesagt hat: Wir stehen in Treue fest zu unserem Trainer“, so Lemke. „Das ist aber sicher eine Frage, die in den nächsten Wochen diskutiert wird.“

Kohfeldts Düsseldorf­er Kollege Uwe Rösler verbreitet­e indes schon wenige Minuten nach dem 1:1 gegen den FC Augsburg wieder Zuversicht. „Wir werden nächste Woche voll da sein“, verkündete der 51Jährige – und gab seinen Schützling­en erst einmal zwei Tage frei. „Das wird uns gut tun“, sagte Rösler. Die Fortuna hätte längst gerettet sein können, eingedenk so manchen Spielverla­ufs sogar müssen.

Stattdesse­n steht den Düsseldorf­ern ein Nervenkrim­i ins Haus. Denn selbst wenn der direkte Abstieg vermieden werden sollte, müssen sie ihren Platz im Oberhaus in zwei Relegation­sspielen gegen den Zweitligad­ritten verteidige­n. „Man kann hinfallen. Entscheide­nd ist, wie man wieder aufsteht“, so Rösler. „Und wir werden aufstehen.“

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FOTO: ARNE DEDERT / DPA
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FOTO: ARNE DEDERT / DPA

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