Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
„Nichts Besonderes“
Dortmund sichert sich mit 2:0 in Leipzig die Vizemeisterschaft. Die Freude darüber ist verhalten
Leipzig. Borussia Dortmunds Vizemeisterschaft war gerade einmal ein paar Minuten alt, da blies Mats Hummels schon zum erneuten Angriff auf den Erzrivalen Bayern München. „Nächste Spielzeit wollen wir noch einen Platz nach oben rutschen“, sagte der BVB-Verteidiger am Sky-Mikrophon. Mit Platz zwei, der nach dem 2:0 (1:0)-Sieg bei RB Leipzig und einer weiteren Tor-Gala von Erling Haaland sicher war, konnte sich offenbar nur einer etwas besser anfreunden: Dortmunds Trainer Lucien Favre.
„Wir sind zufrieden, wir haben gewonnen und gut gespielt“, sagte der Schweizer nach einer eindrucksvollen Vorstellung in Leipzig am vorletzten Spieltag. Von Enttäuschung darüber, dass die Bayern wieder einmal nicht bezwungen werden konnten, wollte er nichts wissen. „Bitte, man muss ein wenig besser analysieren. Man sieht Bayern. Sorry, das ist Bayern. Sie sind nur sehr, sehr schwer zu überholen“, so Favre. Und dennoch hätte es gelingen können, wenn der BVB öfter wie in Leipzig aufgetreten wäre.
Daher sei die Vizemeisterschaft „nichts Besonderes“, wie Julian Brandt es formulierte: „Jeder Fußballer hat das Ziel, Erster zu werden und nicht Zweiter. Dieses Jahr hat es nicht geklappt und dann versuchen wir es nächstes Jahr.“Mut macht die Rückrunde, in welcher der BVB bis dato 39 Punkte holte. Neun mehr als in der ersten Saisonhälfte. Dort hatte das Favre-Team die Punkte unnötig liegen gelassen.
Damals aber, und so fair muss man sein, war Erling Haaland noch kein Borusse. Der Aufschwung des BVB ist untrennbar mit der Verpflichtung der norwegischen Naturgewalt zur Rückrunde verbunden, das beweisen die Zahlen. 13 Tore in
14 Bundesligapartien, 44 Treffer in
39 Pflichtspielen für Dortmund und Salzburg. Obendrein sorgte Haaland mit seinen Toren gegen RB (30.
/90.+3) für die BVB-Saisontreffer Nr. 83 und 84 – Clubrekord! Leicht lässt sich vorstellen, was möglich ist, wenn er eine komplette Spielzeit im Dortmunder Trikot aufläuft.
Der Anspruch auf Höchstleistung ist an Haalands Gestik und Mimik abzulesen, so stoisch sie auch sein mögen. Als der 19-Jährige nach dem Leipzig-Spiel entkräftet in einen Stuhl sank und wie seine Teamkollegen gefragt wurde, ob er sich über die Vizemeisterschaft freue, war die Antwort kurz: „Nein!“
Das Maximum ist eben die Bezugsgröße für den Angreifer mit dem tödlichen Finish, der trotzdem damit haderte, dass er in Leipzig „fünf Tore“hätte schießen können. Um Bayern wirklich gefährlich werden zu können, brauche es laut Haaland Performances auf LeipzigNiveau wie am Fließband: „Das haben wir diese Saison nicht gemacht. Und so wurden wir Zweiter.“