Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Aufstieg und Sturz von Frankreichs Fußball-Ikone
Michel Platini war für die Franzosen eine Galionsfigur. Ein Beraterhonorar beendete die ehrgeizigen Pläne des Jubilars
Das Leben des Michel Platini weist erstaunliche Parallelen zu Ikarus aus der griechischen Mythologie auf. Frankreichs Ikone war drauf und dran, sich an die Spitze des Weltfußball zu setzen, nachdem er als begnadeter Kicker und späterer Funktionär und Präsident der Europäischen Fußball-Union Uefa ungeahnte Höhen erreicht hatte. Aber wie Ikarus, der bei seinem Flug der Sonne zu nahe kam und abstürzte, ereilte auch „Platoche“im übertragenen Sinne auf Erden dasselbe Schicksal.
Michel Platini wäre fast der mächtigste Mann im Fußball geworden.
Der einstige Weltstar der Equipe Tricolore, der vorgesehen war, die Präsidentschaft im Weltverband Fifa zu übernehmen, wurde wegen Korruption im Zusammenhang mit Zuwendungen von Fifa-Boss Joseph
S. Blatter aus seinen Ämtern gejagt und für vier Jahre gesperrt. Vorbei war es mit der schillernden Fußballkarriere von Platini, der am Sonntag sein 65. Lebensjahr vollendete.
Platini ist fraglos eine vergleichbare Lichtgestalt wie es Franz Beckenbauer für Deutschland gewesen war, auch wenn er im Mittelfeld als genialer Regisseur die Fäden zog und „Kaiser Franz“als Libero den „freien Mann“mit seiner Art des Spiels ganz neu interpretierte.
In 583 Profispielen gelangen ihm 282 Tore. 72-mal stand er für Frankreich
auf dem Platz und erzielte dabei als Mittelfeldspieler 41 Treffer. „Als Fußballer habe ich es immer verstanden, wie beim Schach zwei Züge vorauszudenken“, sagte er. Bei der EM 1984, bei der Frankreich den ersten internationalen Titel gewann, schoss er die Rekordzahl von neun Toren in fünf Spielen.
Auch nach der sportlichen Karriere ist Platini gefragt, wird französischer Nationaltrainer und 2007 sogar Uefa-Präsidenten. Er sorgt dafür, dass sich auch vier Vereine aus „kleinen“Ländern für die Königsklasse
qualifizieren können. Er Führt das Financial Fair Play ein. Und er will als Nachfolger von Blatter Fifa-Präsident werden. Dann stolpert er über die 1,8 Millionen Euro Beraterhonorar, die er von Blatter ohne Vertrag erhalten hatte. Die Ethikkommission des Weltverbandes sperrt ihn. Heute lebt er nach Ablauf der Sperre in der Schweiz, sagt stolz und gleichzeitig verbittert: „Ich werde zurückkommen. Ich weiß noch nicht wo, ich weiß nicht wie. Ich lasse mich nicht von diesem Spiel aussperren.“