Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Zwei Boatengs und ein Aufstieg

Mein schönster Moment Norman Bonsack duellierte sich mit Größen aus der Bundesliga

- Von Thomas Rudolph

Gotha. Im Herbst seiner Laufbahn lässt es Norman Bonsack ein wenig ruhiger angehen. Er schnürt für den Fußball-Landeskläs­sler FSV Wacker Gotha die Schuhe; und auch wenn er nicht mehr zum absoluten Stamm der Ersten zählt, hat sein Wort in der Kabine immer noch Gewicht. Wen man auch fragt: die Mitspieler schätzen den 32-Jährigen mit seiner ruhigen, besonnenen Art.

Zumal Bonsack mit einem reichen Erfahrungs­schatz gesegnet ist. Wenn er aus den vielen Erlebnisse­n wählen soll, bleiben ihm zwei besonders im Gedächtnis. Zum einen war es die Nachwuchsz­eit beim FC Rot-Weiß. Sieben Jahre kickte der Mechterstä­dter für die Erfurter. „Damals war das noch etwas Besonderes. Uns wurden gute Werte vermittelt“, sagt Bonack, der in der B- und A-Jugend-Bundesliga spielte und da auf prominente Namen traf.

Am meisten sind ihm die Duelle gegen Hertha BSC im Kopf geblieben. Denn in diesen wirkten die Boatang-Brüder Kevin Prince (heute 33) und Jerome (31) mit. „Sie standen über allen anderen und waren schon damals absolute Ausnahmeki­cker. Jeder wusste, dass sie auf jeden Fall mal Profis werden würden“, sagt Bonsack.

Welche Stellung das Brüderpaar innehatte, verdeutlic­hte sich in einem Auswärtssp­iel der Erfurter. „Wir hatten uns ganz normal warm gemacht und die beiden gar nicht gesehen. Da kam schon innerlich Freude auf, dass sie beim Spiel nicht dabei sind. Unsere Chancen gegen Hertha schienen zu steigen. Als wir kurz vor Anpfiff nochmal in die Kabine gingen, kamen die beiden aber aus einem Fitnessrau­m raus. Sie hatten sich separat warm gemacht und waren schon schweißgeb­adet“, erinnert sich der 32-Jährige. Bei den Rot-Weißen verzog sich innerhalb von Sekunden die Miene. „Sie haben uns in Grund und Boden gespielt, waren körperlich in einer ganz anderen Kategorie. Als wir bei RWE spielten, hatte ja auch jeder das Ziel, Profi zu werden. Sie spielen zu sehen, hat viele geerdet.“

Obwohl die Karrieren der drei Protagonis­ten recht unterschie­dlich verliefen, feierte auch Bonsack viele Siege und etablierte sich in der Thüringenl­iga. Über all den Stationen – Gotha, Ilmenau, Arnstadt und Eisenach – blieb das Gastspiel beim FC in spezieller Erinnerung.

Denn in der Saison 2013/14 feierte die Mannschaft die Meistersch­aft, schaffte den Sprung in die Oberliga. Dabei war dies lange Zeit nicht abzusehen. Eisenach startete zwar ordentlich, doch irgendwie passte es nicht. Als es ein 1:6 gegen Union Mühlhausen setzte, wurde Trainer Jürgen Heun entlassen. Daniel Reich übernahm und startete mit einem 8:0 in Altenburg erfolgreic­h. „Ich kann es nicht genau erklären, aber irgendwie haben wir gespürt, dass ein Ruck durch uns ging“, meint Bonsack.

Puzzlestüc­ke – etwa ein später

2:1-Sieg nach 0:1-Rückstand in Ehrenhain im April – und die größte Konstanz unter den oberen Teams sorgten letztlich dafür, dass Eisenach souverän mit zehn Punkten Vorsprung vor Wismut Gera ins Ziel kam. „Den Aufstieg, verbunden mit der ersten Saison in der Oberliga, werde ich nie vergessen. Damals war die Oberliga noch eine richtig attraktive Liga“, sagt Bonsack. Reizvolle und jeweils mit über 1000 Zuschauern besuchte Duelle mit dem

1. FC Lok Leipzig, Spiele gegen RB Leipzig II oder Dynamo Dresden II und natürlich die Thüringer Derbys sorgten für Spannung. Dass die Eisenacher eine sorgenfrei­e Saison spielten, passte zum Gesamtbild.

Leider hielt das Konstrukt im Folgejahr nicht mehr. Auch aufgrund finanziell­er Probleme zerfiel die Mannschaft; der FC agierte quasi chancenlos und stieg ab. „Mit der Truppe waren wir nicht konkurrenz­fähig“, erinnert sich Bonsack. Er blieb trotzdem noch ein Jahr, wechselte erst danach nach Gotha, wo er bis heute kickt.

„Hier bei Wacker passt alles. Ich habe leider seit zwei Jahren einen Knorpelsch­aden im Knie und kann deshalb das Pensum nicht mehr so abspulen. Aber das ist alles noch okay“, meint er, zumal sich die Prioritäte­n verschiebe­n. Beruflich ist er als Referent bei der Diakonie Gotha eingespann­t, daheim wartet die Familie mit der kleinen Tochter. „Ich werde jetzt 33 und schaue von Saison zu Saison“, meint er locker.

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FOTO: MIKE EL ANTAKI Lohn einer starken Saison: 2013/14 feierte Norman Bonsack (links) mit dem FC Eisenach den Oberliga-Aufstieg.

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