Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Trockengeräte im Wohnzimmer und Schlamm in der Werkstatt
Anwohner der Mühlhäuser Chaussee in Stregda sind immer noch dabei, die Schäden des Unwetters zu beseitigen. Erneute Kritik an mangelnder Hilfe seitens der Stadt Eisenach
Stregda. Anwohner in der Mühlhäuser Chaussee im Eisenacher Ortsteil Stregda haben immer noch mit den Folgen des Unwetters vom 13. Juni zu kämpfen. Katrin und Alexander Hahn beispielsweise müssen Küche und Wohnzimmer komplett renovieren. „Alles hat unter Schlamm gestanden“, erzählen sie.
Starkregen hatte Erdmassen von einem Feld oberhalb von Stregda in die Ortslage gespült. Außerdem konnten die Kanäle das Wasser nicht mehr fassen, so dass es aus den Gullys gedrückt und in Grundstücke und Gebäude am tiefsten Punkt der Mühlhäuser Chaussee gelaufen ist.
Eine Woche nach dem heftigen Gewitter laufen bei Hahns nach wie vor die Trockengeräte in den Räumen im Erdgeschoss ihres fast 100 Jahre alten Hauses. Der Schlamm ist unter Laminat und Dielen gelaufen. Alles musste herausgerissen werden. Einige Möbel sind unbrauchbar, ebenso das zweite Auto der Familie, das im Hof vor der Scheune gestanden hat. Der Gutachter attestierte Totalschaden.
Schutz installieren wie in den Hochwassergebieten
Um die Blumen im Hof konnte sich Katrin Hahn noch gar nicht kümmern. Vorrang hat, Küche und Wohnzimmer wieder nutzbar zu machen: Fußböden erneuern, malern, wieder einräumen. Das Ehepaar hat Urlaub genommen, um die Handwerker zu unterstützen, die sofort gekommen sind. Von der Versicherung gibt es eine mündliche Zusage, dass die Schäden erstattet werden.
„Wir hatten viele Helfer aus Stregda, dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Katrin Hahn. Enttäuscht sei sie aber davon, wie wenig sich seitens der Stadt Eisenach gekümmert worden ist. Die Oberbürgermeisterin habe sich nicht im Ort sehen lassen, dafür habe der Ortsteilbürgermeister mitgearbeitet.
„Mich kotzt an, dass wir von der Stadt so wenig Unterstützung bekommen haben. Es waren nur zwei Hanseln da, die die Straße mal abgespritzt haben“, schimpft Joachim Gille. Mit seiner Frau Melanie hat er am Freitagabend all jene Freunde und Helfer zum Grillen eingeladen, die in der Nacht zum 14. Juni und in den folgenden Tagen zur Stelle waren, um das Anwesen mit Kfz-Werkstatt
vom Schlamm zu befreien. Die braune Brühe stand fast einen halben Meter hoch. Fußböden im Wohnhaus und im Büro müssen erneuert werden. In der Werkstatt sind Maschinen nun unbrauchbar.
Unmittelbar nach dem Unwetter, so erzählt Joachim Gille, seien betroffene Anlieger und Ortsteilbürgermeister Hans-Joachim Nennstiel (parteilos) durchs Dorf gerannt und hätten nach Leuten gesucht, die Technik besorgen können.
Denn der städtische Bauhof war trotz Unwetterwarnung nicht in Bereitschaft versetzt worden. Das Unternehmen Stregda-Bau stellte einen Radlader bereit. Damit ist der gröbste Schlamm von der Straße geräumt worden. Später war seitens der Stadtverwaltung erklärt worden, dass die Hilfe durch die Feuerwehren ausreichend gewesen sei.
Betroffene sehen das anders. Obwohl die Mühlhäuser Chaussee inzwischen gereinigt worden ist, sind
immer noch Schlammreste da und inzwischen getrocknet, so dass es jetzt staubt. Die Stadt hat am Freitag Schilder aufstellen lassen: verschmutzte Fahrbahn, Tempo 30.
Derweil rüsten sich die Familien Hahn und Gille für kommende Unwetter. Beide wollen an den Türen zu ihren Wohnhäusern und an den Scheunentoren einen Schutz installieren, den man aus den Hochwassergebieten von Rhein und Mosel kennt.