Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Unstrut, Hainich, Germanen und Bier
Unterwegs auf einer rund 45 Kilometer langen Rundtour zwischen Mühlhausen und der Vogtei. Dabei geht es auch durch ein Golddorf.
Mühlhausen. Die Radtour verbindet die Unstrut mit dem Hainich, der Fluss, der vom Eichsfeld bis nach Naumburg fließt, und der Höhenzug, der mit seinem alten Buchenbestand Nationalpark ist.
Weitgehend eben lässt es sich auf dem Unstrut-Radweg, auf landwirtschaftlichen Wegen, auf denen das Radfahren ausdrücklich erlaubt ist, und auf dem Damm der ehemaligen Vogteier Bimmelbahn entlang radeln – und dabei gleich an mehreren Punkten vorbei kommen, an denen Touristen gern halt machen und die dennoch so wenig überlaufen sind, dass sie als Geheimtipp gelten dürfen.
Los geht es am Bahnhof in Mühlhausen. Der erhält in diesen Wochen eine neue Fassade und soll damit den Gästen der Stadt ein weitaus freundlicheres Willkommen unterbreiten als bisher. Der private Eigentümer investiert – auch die Stadt beteiligt sich finanziell.
Weiter geht es in Richtung Norden auf dem Unstrut-Radweg oder über eine kleine Ortsverbindungsstraße nach Görmar, einen Mühlhäuser Ortsteil an der Unstrut. Einer der ältesten Radwege der Region führt von Görmar nach Bollstedt. Auch wenn die Wurzeln angrenzender Gehölze sich schon durch den Asphaltbelag gebohrt haben, ist der Radweg auch mit schmalen Renn- und Speedbike-Reifen gut befahrbar. Er führt zwar weitgehend an Bollstedt vorbei, doch lohnt sich ein Abstecher in dieses Dorf, das seit 2019 zu Mühlhausen gehört. Im vergangenen Jahr wurde Bollstedt als eines der zukunftsträchtigsten Dörfer in Deutschland geehrt und bekam dafür in Berlin bei der Preisverleihung
eine Goldmedaille. Das Vereinsleben stimmt, und maßgeblich durch einen solchen Verein entstand in den vergangenen Monaten ein attraktiver Spielplatz, der – wie der Spielplatz kurz zuvor in Görmar – eine gute Möglichkeit für Familien zum Verweilen bietet.
Bis Altengottern lässt sich entspannt an der Unstrut entlang rollen, dann geht es, an einer Ortsverbindungsstraße, nach Großengottern. Auch dort entstanden kürzlich zwei Spielplätze, die Kinder unterschiedlichen Alters ansprechen.
In Großengottern ist Achtsamkeit gefragt. Denn ist die viel befahrene Bundesstraße überquert, muss man nach der Richtung suchen.
Der beste Weg führt über die Kammerforster Straße. Auf dem landwirtschaftlichen Weg, der in Richtung Vogtei führt, kommt der
Radfahrer vorbei an einem Gedenkstein, der aufgestellt wurde, um an die Berliner Luftbrücke zu erinnern. Im März 1949 stürzte zwischen Großengottern und Heroldishausen eines dieser Rosinenbomber genannten Versorgungsflugzeuge ab. Seit 1999 steht an dieser Stelle ein Gedenkstein.
Weiter geht es auf einer kleinen Straße in Richtung Seebach. Auch dort lohnt ein Halt. Im Dorf befindet sich eine altehrwürdige Vogelschutzwarte. Die Einrichtung wurde Ende des 19. Jahrhunderts als „Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz“gegründet. Sie ist damit die Einrichtung, die sich weltweit als Erste intensiv mit dem Vogelschutz beschäftigte. Ihr Gründer, Sittig Hans Freiherr von Berlepsch, tat dieses von Anfang an sogar auf wissenschaftlicher Basis – sodass er als Begründer des wissenschaftlichen Vogelschutzes gilt.
Wenige Kilometer weiter, im Hainichvorland mit Blick auf den Baumkronenpfad, befindet sich nahe Niederdorla der Mittelpunkt Deutschlands und das Freigelände des Opfermoors Vogtei, eine germanische Kultstätte, – eine gute Gelegenheit für eine Rast.
Im Nachbardorf, in Oberdorla, präsentiert sich erhaben der größte Anger Thüringens. Und gleich an zwei Orten wird Bier gebraucht – zum einen professionell in der Marktmühle, zum anderen durch einen Verein in der Probstmühle.
Über den Damm der Trasse der ehemaligen Vogteier Bimmelbahn führt der Weg entspannt nach Mühlhausen.
Und spätestens hier ist dann Gelegenheit für Kultur, das Flair einer mittelalterlichen Reichsstadt und eine Einkehr.