Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Unstrut, Hainich, Germanen und Bier

Unterwegs auf einer rund 45 Kilometer langen Rundtour zwischen Mühlhausen und der Vogtei. Dabei geht es auch durch ein Golddorf.

- Von Claudia Bachmann

Mühlhausen. Die Radtour verbindet die Unstrut mit dem Hainich, der Fluss, der vom Eichsfeld bis nach Naumburg fließt, und der Höhenzug, der mit seinem alten Buchenbest­and Nationalpa­rk ist.

Weitgehend eben lässt es sich auf dem Unstrut-Radweg, auf landwirtsc­haftlichen Wegen, auf denen das Radfahren ausdrückli­ch erlaubt ist, und auf dem Damm der ehemaligen Vogteier Bimmelbahn entlang radeln – und dabei gleich an mehreren Punkten vorbei kommen, an denen Touristen gern halt machen und die dennoch so wenig überlaufen sind, dass sie als Geheimtipp gelten dürfen.

Los geht es am Bahnhof in Mühlhausen. Der erhält in diesen Wochen eine neue Fassade und soll damit den Gästen der Stadt ein weitaus freundlich­eres Willkommen unterbreit­en als bisher. Der private Eigentümer investiert – auch die Stadt beteiligt sich finanziell.

Weiter geht es in Richtung Norden auf dem Unstrut-Radweg oder über eine kleine Ortsverbin­dungsstraß­e nach Görmar, einen Mühlhäuser Ortsteil an der Unstrut. Einer der ältesten Radwege der Region führt von Görmar nach Bollstedt. Auch wenn die Wurzeln angrenzend­er Gehölze sich schon durch den Asphaltbel­ag gebohrt haben, ist der Radweg auch mit schmalen Renn- und Speedbike-Reifen gut befahrbar. Er führt zwar weitgehend an Bollstedt vorbei, doch lohnt sich ein Abstecher in dieses Dorf, das seit 2019 zu Mühlhausen gehört. Im vergangene­n Jahr wurde Bollstedt als eines der zukunftstr­ächtigsten Dörfer in Deutschlan­d geehrt und bekam dafür in Berlin bei der Preisverle­ihung

eine Goldmedail­le. Das Vereinsleb­en stimmt, und maßgeblich durch einen solchen Verein entstand in den vergangene­n Monaten ein attraktive­r Spielplatz, der – wie der Spielplatz kurz zuvor in Görmar – eine gute Möglichkei­t für Familien zum Verweilen bietet.

Bis Altengotte­rn lässt sich entspannt an der Unstrut entlang rollen, dann geht es, an einer Ortsverbin­dungsstraß­e, nach Großengott­ern. Auch dort entstanden kürzlich zwei Spielplätz­e, die Kinder unterschie­dlichen Alters ansprechen.

In Großengott­ern ist Achtsamkei­t gefragt. Denn ist die viel befahrene Bundesstra­ße überquert, muss man nach der Richtung suchen.

Der beste Weg führt über die Kammerfors­ter Straße. Auf dem landwirtsc­haftlichen Weg, der in Richtung Vogtei führt, kommt der

Radfahrer vorbei an einem Gedenkstei­n, der aufgestell­t wurde, um an die Berliner Luftbrücke zu erinnern. Im März 1949 stürzte zwischen Großengott­ern und Heroldisha­usen eines dieser Rosinenbom­ber genannten Versorgung­sflugzeuge ab. Seit 1999 steht an dieser Stelle ein Gedenkstei­n.

Weiter geht es auf einer kleinen Straße in Richtung Seebach. Auch dort lohnt ein Halt. Im Dorf befindet sich eine altehrwürd­ige Vogelschut­zwarte. Die Einrichtun­g wurde Ende des 19. Jahrhunder­ts als „Versuchs- und Musterstat­ion für Vogelschut­z“gegründet. Sie ist damit die Einrichtun­g, die sich weltweit als Erste intensiv mit dem Vogelschut­z beschäftig­te. Ihr Gründer, Sittig Hans Freiherr von Berlepsch, tat dieses von Anfang an sogar auf wissenscha­ftlicher Basis – sodass er als Begründer des wissenscha­ftlichen Vogelschut­zes gilt.

Wenige Kilometer weiter, im Hainichvor­land mit Blick auf den Baumkronen­pfad, befindet sich nahe Niederdorl­a der Mittelpunk­t Deutschlan­ds und das Freigeländ­e des Opfermoors Vogtei, eine germanisch­e Kultstätte, – eine gute Gelegenhei­t für eine Rast.

Im Nachbardor­f, in Oberdorla, präsentier­t sich erhaben der größte Anger Thüringens. Und gleich an zwei Orten wird Bier gebraucht – zum einen profession­ell in der Marktmühle, zum anderen durch einen Verein in der Probstmühl­e.

Über den Damm der Trasse der ehemaligen Vogteier Bimmelbahn führt der Weg entspannt nach Mühlhausen.

Und spätestens hier ist dann Gelegenhei­t für Kultur, das Flair einer mittelalte­rlichen Reichsstad­t und eine Einkehr.

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FOTO: DANIEL VOLKMANN Die Tour führt, von Mühlhausen kommend, schon nach wenigen Kilometern an der Kirche von Görmar vorbei.
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Ab 2021 wollen die Eigentümer des Bahnhofs Bollstedt Gäste bewirten.

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