Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Professor Otte überzeugt mit seinem Beitrag

Vergleich mit Corona im Ausland lehrreich

- Peter Häusler, Mellingen

Angesichts von Zweifeln an der Coronagefa­hr gibt ein Leser zu bedenken:

Zum Beispiel kann man sich ansehen, was es bedeutet, wenn man die Covid-19-Todesfälle der am stärksten betroffene­n Region Europas auf Deutschlan­d umrechnet; das ist nach meiner Kenntnis die Lombardei in Italien mit rund 10 Millionen Einwohnern und knapp 16.700

Covid-19-Todesfälle­n (Stand 16. Juni). Hochgerech­net auf 83,5 Millionen Deutsche bedeutet das etwa

140.000 Tote – also eindeutig mehr als bei der Influenza-Pandemie von

2018/2019.

Für die Provinz Bergamo, wo die Pandemie am schlimmste­n gewütet hat, konnte ich keine aktuellen Zahlen finden, vermutlich liegen sie dort noch höher. Und sie zeigen nicht das Ende der Fahnenstan­ge, denn Italien hat das Sterben durch einen Lockdown beendet, der noch wesentlich drastische­r war als der in Deutschlan­d. Damit erscheint das Todespoten­zial von Covid-19, das die Heinsbergs­tudie für Deutschlan­d mit etwa 200.000 angab, durchaus realistisc­h.

Natürlich darf man in einer offenen Gesellscha­ft darüber streiten, welchen Preis man zu zahlen bereit ist, um die Mehrheit dieser Todesfälle zu verhindern. Sie aber direkt oder indirekt in Abrede zu stellen, das zeugt aber entweder von Unwissen oder von Unredlichk­eit.

Auch der Gastbeitra­g von Professor Otte (TLZ, 15. Juni) teilt die Fundamenta­lkritik mancher Leserbrief­schreiber am Lockdown ausdrückli­ch nicht. Herr Otte interpreti­ert die Zahlen des RKI sehr kenntnisre­ich, sagt aber am Ende auch nichts anderes als beispielsw­eise Professor Drosten oder das RKI (die zum Beratersta­b der Bundesregi­erung gehören): Bei niedrigen Infektions­raten verliert der sogenannte R-Wert an Bedeutung. Herr Otte plädiert angesichts der erreichten niedrigen Infektions­raten für ein Ende der Maßnahmen nach Thüringer Vorbild, betont aber in seinem Beitrag ausdrückli­ch: „Den Lockdown-Maßnahmen der Regierung stimmte ich aber zu, auch im Nachhinein ist er aus meiner Sicht nützlich gewesen, denn erst nach dem 5. April kam die exponentie­lle Ausbreitun­g des Sars-Cov-2-Virus in Deutschlan­d zum Erliegen.“

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