Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Gurte können Leben retten

- Nils R. Kawig fragt sich, warum es keine Anschnallp­flicht gibt n.kawig@tlz.de

Was für Autofahrer Gesetz ist, lässt für Businsasse­n auf sich warten: Eine Anschnallp­flicht im Linienverk­ehr gibt es nicht. Angeblich, weil viele Busse zu alt sind, der Platz in ihnen nicht ausreicht, um alle hinsetzen zu lassen; und weil es eine Frage des Geldes ist, wie viele Busse eingesetzt werden können. Diese Gemengelag­e gefährdet Fahrgäste in Bussen, vor allem aber Schüler – so wie in Gefell (Saale-Orla-Kreis), wo am Freitag sieben Kinder bei einem SchulbusUn­fall verletzt wurden. Prompt flammt die Debatte über sicheren Schülerver­kehr neu auf.

Wie immer im Leben muss erst etwas passieren, bis sich alle Beteiligte­n solcher Gefahren bewusst werden. Aber selbst dann ändert sich nichts. Die Gurtpflich­t in Schulbusse­n taucht alle Jahre auf – und verschwind­et, wenn schlechte Nachrichte­n in Vergessenh­eit geraten sind. Allem Anschein nach fehlt es am nötigen politische­n Druck. Dabei kann die Politik die Rahmenbedi­ngungen für den öffentlich­en Personenna­hverkehr festlegen. Denn ohne Steuergeld funktionie­rt das System nicht.

Allerdings sind die Wechselwir­kungen gigantisch: Will man jedem Kind, das morgens zur Schule und nachmittag­s nach Hause fährt, einen Sitzplatz mit Gurt garantiere­n, braucht es mehr Busse. Denn allzu oft werden Kinder stehend transporti­ert. Hat man mehr Busse, braucht es mehr Fahrer, die vorwiegend in der Hauptverke­hrszeit eingesetzt würden. Aber was machen die zwischendu­rch? Und letztlich stellt sich die Frage, wie eine Anschnallp­flicht kontrollie­rt werden könnte. Der Busfahrer allein schafft das sicher nicht. Möglicherw­eise ist es diese Komplexitä­t, die das Thema Gurtpflich­t in Schulbusse­n immer wieder versanden lässt. Aber wenn, wie im Januar im Wartburgkr­eis, zwei Kinder bei einem Schulbus-Unfall ihr Leben verlieren, sollte jedermann klar sein, dass es endlich eine Regelung braucht.

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