Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Gurtpflicht nur in neuen Bussen
Debatte um sicheren Schülerverkehr flammt wieder auf. Streit um die Mehrkosten
Erfurt. Nach dem Schulbusunfall am Freitag in Gefell im Saale-OrlaKreis wird wieder über eine Anschnallpflicht für Schüler diskutiert. Er bitte die Schulträger, zumindest im freigestellten Schülerverkehr, der außerhalb des Linienverkehres erfolgt, Vorgaben zu Sitzplätzen in den Bussen zu machen und diese entsprechend zu finanzieren, kündigte Thüringens Verkehrsminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) in Erfurt an.
Es sei möglich, in derartigen Verträgen die Zahl der Stehplätze einzugrenzen. Eine Anschnallpflicht im öffentlichen Nahverkehr sei vorgesehen. Eine Gurtpflicht sei aber mit den derzeit im Einsatz befindlichen Fahrzeugen unrealistisch, so der Geschäftsführer des Mitteldeutschen Omnibusverbandes, Tilman Wagenknecht. „Eine Nachrüstung ist nicht möglich, die Unternehmen müssten neue Fahrzeuge anschaffen“, sagte Wagenknecht.
Auch der Verband und die Busfirmen im Freistaat würden gern jedem Schüler einen Sitzplatz anbieten, allerdings wären dafür drei mal so viele Fahrzeuge erforderlich, wie jetzt im Einsatz sind. „Das muss jemand bestellen und bezahlen“, sagte der Verbandschef. Er verwies zudem auf die Mitnahme von Fahrrädern, Kinderwagen und Rollstühlen in den Bussen, für die Platz vorgehalten werden müsse. Dafür gebe es in den Fahrzeugen eine offene Sitzplatzgestaltung. Schreibe man dafür Drei-Punkt-Gurte vor, müssten die Schüler eigens Kindersitze als Sitzplatzerhöhung mitbringen. Es gehe also um ein ganzes Bündel von Maßnahmen, welches erforderlich sei, weshalb man von einer Gurtpflicht in Linienbussen absehe. Natürlich sei jeder Unfall bedauerlich. Allerdings sei der Schulbus, statistisch betrachtet, zehn mal sicherer als das Elterntaxi, also der Transport der Kinder im eigenen Auto.
Unterdessen sucht die Polizei weiter nach Zeugen für den Unfall, bei dem ein Kleintransporter die Busfahrerin zur Gefahrenbremsung gezwungen haben soll, infolge derer sich Kinder verletzten.