Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Mutmaßlich­es Opfer zieht Aussage zurück

Prozess um Vergewalti­gung

- Von Tino Zippel

Gera. Am Landgerich­t Gera hat am Montag ein Prozess begonnen: Ein

35-Jähriger ist angeklagt, weil er seinen Zellennach­barn in der Justizvoll­zugsanstal­t Hohenleube­n (Landkreis Greiz) mehrfach vergewalti­gt und erpresst haben soll.

Die Taten sollen sich im Juni 2018 ereignet haben, als beide gemeinsam eine Zelle bewohnten. In

14 Fällen sei es zu ungewollte­m Geschlecht­sverkehr gekommen. Die Staatsanwa­ltschaft klagte das als Vergewalti­gung an. Zudem habe der Angeklagte vom Mitbewohne­r unter Gewaltandr­ohung verlangt, ihm Kaffee und Tabak zu besorgen, ihn also räuberisch erpresst.

Der Angeklagte selbst will sich im Prozess nicht äußern. Dafür spricht das Opfer im Zeugenstan­d. Er sei gefragt worden, ob er in eine ZweiMann-Zelle verlegt werden wolle. Er habe zugestimmt. Der Mitinsasse habe von seiner Homosexual­ität gewusst. Gleich am ersten Abend habe der Mithäftlin­g gefragt, ob er etwas mit ihm anfangen würde. Zwar habe er zuerst nein gesagt, aber sich dennoch darauf eingelasse­n. Er habe sich erhofft, dass ihn der Angeklagte gegenüber anderen Mitgefange­nen beschützen werde.

Der sexuelle Verkehr habe anders als angeklagt nicht täglich stattgefun­den, sondern in den 14 Tagen in der gemeinsame­n Zelle drei bis vier Mal. „Er hat mich weder bedroht noch geschlagen. Aber es ist so rübergekom­men, dass etwas passieren könnte“, sagt der Angeklagte.

Er habe, so führt er weiter aus, widerwilli­g mitgemacht, aber sich nicht dahingehen­d gegenüber dem Angeklagte­n geäußert.

Der Geschädigt­e hatte später einen schriftlic­hen Antrag gestellt, wieder in die Zelle mit dem Angeklagte­n zu kommen, weil sie befreundet seien, wollte dann aber doch nicht umzie

„Da fehlen einem ein bisschen die Worte“, sagt Richterin Angelika Wulf, die die Verhandlun­g führte. Den Antrag von Verteidige­r Peter Kindermann auf sofortige Aufhebung des Haftbefehl­s will das Gericht bis Mittwoch bescheiden.

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