Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Walsmann für Pakt gegen Kindesmissbrauch
Prävention soll deutlich verbessert werden. Weißer Ring will Maßnahmepaket vorschlagen
Erfurt. „Strafverschärfung allein reicht nicht aus, um Kinderpornografie und Kindesmissbrauch wirkungsvoll zu bekämpfen.“Es müsse ein Maßnahmepaket als nationaler Pakt vorgelegt und umgesetzt werden, fordert Marion Walsmann, Landesvorsitzende der Opferhilfsorganisation Weißer Ring.
Der Weiße Ring werde unter der Leitung seines stellvertretenden Bundesvorsitzenden, Gerhard Müllenbach, in einer Arbeitsgruppe rasch Vorschläge an die Politik formulieren, sagte die CDU-Politikerin nach einer Beratung des Bundesvorstandes der Organisation. Es sei derzeit wichtig, die Jugendämter zu stärken. Oft seien sie wegen des knappen Personals überfordert. Wenn bei Kommunen das Geld wegen der Corona-Krise knapp werde, dürfe auf keinen Fall bei Jugendämtern gespart werden, mahnte Walsmann. „Die Politik muss der Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch eine höhere Aufmerksamkeit widmen.“
In den einzelnen Bundesländern sollten „Landeszentralen für Kindeswohl“mit psychologisch geschultem Personal eingerichtet werden, die Informationen über Kindesgefährdung entgegennehmen und fachlich fundiert bewerten. Die Betreiber sozialer Netzwerke im Internet sollten verpflichtet werden, Erkenntnisse über Kindesmissbrauch zur Anzeige zu bringen, so Marion Walsmann.
Der Weiße Ring befürwortet, die Vorratsdatenspeicherung zur Bekämpfung von Kinderpornografie und Kindesmissbrauchs zu nutzen. Es dürfe nicht sein, dass deutsche Behörden über Fälle von Kinderpornografie erst von ausländischen Ermittlern erfahren, weil der Polizei hierzulande die Hände gebunden seien, sagte Walsmann. „Opferschutz darf nicht zum Täterschutz werden.“
Die Innenminister der Länder hatten sich am Freitag in Erfurt für eine Strafverschärfung bei Kinderpornografie ausgesprochen und die Vorratsdatenspeicherung für die Ermittlungen gefordert.