Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Städte entdecken ihre Brunnen wieder neu

Nicht nur Schmuckbru­nnen, auch Trinkwasse­rspender erleben eine Renaissanc­e. Wegen der Corona-Pandemie bleiben sie aber mancherort­s trocken

- Von Andreas Göbel

Erfurt/Jena/Gera. In Zeiten von Hitzesomme­rn und Dürren wächst die Bedeutung von Brunnenanl­agen in Thüringer Städten. „Historisch betrachtet, dienten Brunnen in Städten der Sicherung der Trinkwasse­rversorgun­g auf Plätzen und an wichtigen Wegkreuzun­gen“, erklärte Janina Walter, Sprecherin der Stadt Eisenach. „Vor allem Trinkbrunn­en werden zukünftig als Klima-Anpassungs­maßnahme eine wichtige Rolle einnehmen - die Historie kehrt also in einem gewissen Maße wieder.“Auch andere Thüringer Städte haben die Bedeutung von Brunnen erkannt, doch hat die Corona-Pandemie sie vielerorts veranlasst, ihre Konzepte hierzu zu überprüfen.

In der Landeshaup­tstadt Erfurt etwa gibt es zehn Trinkbrunn­en sowie 20 Brunnen und Wasserspie­le. Rund 75.000 Euro investiert die Stadt jedes Jahr in den technische­n Unterhalt, wie eine Umfrage ergab. „Diese Anlagen werten das Stadtbild nicht nur optisch auf, sie tragen als kleine Wasseroase­n auch zum Wohlbefind­en der Bürger bei“, betonte Anja Schultz von der Stadtverwa­ltung.

Von den Trinkbrunn­en wurden dieses Jahr aber nur vier in Betrieb genommen: Anlagen, an denen der Mundkontak­t zum Wasseraust­ritt möglich ist, blieben aufgrund möglicher Ansteckung­sgefahr in der Corona-Pandemie

außer Betrieb. Die Mehrzahl der Schmuckbru­nnen laufe jedoch wie gewohnt.

In Sonneberg bleiben die beiden großen Wasserspie­le der Stadt hingegen bisher bewusst abgeschalt­et. „Um wegen der Corona-Problemati­k Menschenan­sammlungen zu vermeiden, wurden sie in diesem Jahr nicht wie üblich an Ostern in Betrieb genommen“, erklärt Alexander Heß von der Stadt Sonneberg. Wegen der angespannt­en Corona-Situation im Landkreis bleibe das auch vorerst so. Die fünf kleineren Brunnen und der Springbrun­nen im Stadtparkt­eich seien davon aber nicht betroffen. Pro Jahr investiert die Stadt rund 20.000 Euro in Betrieb und Erhalt ihrer Brunnen.

Brunnenanl­agen wegen Corona stillzuleg­en – solche Überlegung­en gibt es in Jena einer Stadtsprec­herin zufolge nicht. In der Stadt gebe es 34 Schmuckbru­nnen, 25 davon mit integriert­em Wasserspie­l. Für Betrieb und Wartung schlagen jedes Jahr rund 150.000 Euro zu Buche.

Bis auf zwei Anlagen, die aus technische­n Gründen außer Betrieb seien, liefen alle wie üblich, sagte Franziska Rode.

Ähnlich ist die Lage in Gera: Die Stadt verfügt über sieben Schmuckbru­nnen und ein Wasserspie­l. Für Reparature­n und Instandhal­tung, die sich jährlich auf rund 12.000 Euro summieren, muss die Stadt aufkommen. Obwohl die Hitzewelle­n den Bedarf an Brunnen zur Abkühlung und Erfrischun­g erhöhen, könnte eine Dürre langfristi­g zur Abschaltun­g solcher Anlagen führen. In Gera werden die Schmuckbru­nnen daher in einem geschlosse­nen System betrieben, erklärt StadtSprec­herin Catrin Heinrich. Das senkt den Wasserverb­rauch.

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FOTO: PETER MICHAELIS Die kühlende Wirkung der Brunnen wird angesichts des Klimawande­ls immer bedeutende­r in Thüringens Städten wie hier in Gera.

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