Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Nur eine Qualitätsr­adroute für ganz Thüringen

Andere Bundesländ­er sind mit ihren Fahrradweg­en bisher offenbar beliebter

- Von Gerald Müller

Erfurt. Der Freistaat gilt als Fahrradlan­d, weist aber in Deutschlan­d keine übermäßig hohen Beliebthei­tswerte auf. In der aktuellen Radverkehr­sanalyse taucht er nicht auf den vorderen Plätzen auf. „Bei den Routen und Regionen veröffentl­ichen wir die Top 10, bei den Bundesländ­ern die Top 5. Thüringen ist jeweils nicht dabei“, sagt Stephanie Krone, Sprecherin des Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­bs (ADFC).

Der Studie zufolge sind Bayern, Niedersach­sen und NordrheinW­estfalen für das Radfahren die beliebtest­en Bundesländ­er. Bei den mehr als 170 Regionen rangierte Thüringen 2018 noch auf Rang sieben, inzwischen ist der Freistaat aus den Top 10 gerutscht. Spitzenrei­ter ist das Allgäu, vor dem Ems- und dem Münsterlan­d. Auch bei den begehrtest­en Radrouten – Weser- vor Elbe- und Ruhrtalweg – fehlt Thüringen. „Da können wir zumindest mitteilen, dass der Saaleradwe­g noch am besten abschneide­t“, sagt Krone. Für mehr Zustimmung empfiehlt sie unter anderem, „radtourist­ische Leuchtturm-Produkte weiter zu entwickeln sowie die Infrastruk­tur und das Marketing zu stärken.“Der Freistaat hätte mit dem IlmtalRadw­eg eine Qualitätsr­adroute – von solchen Initiative­n könnte das Land noch mehr gebrauchen.

André Beyer, Sprecher des ADFC Thüringen, teilt die Auffassung aus Berlin. „Wir haben als Radland Nachholbed­arf“, stellt er fest und ergänzt, dass es ja auch kein Zufall wäre, dass Thüringen laut Fahrrad

monitor vergleichs­weise weniger Radfahrer als andere Bundesländ­er hätte. „Es müssen touristisc­h mehr Anreize geschaffen, aber auch die

städtische­n Anbindunge­n verbessert werden“, fordert er.

Das Thüringer Radnetz weist aktuell eine Gesamtläng­e von 3200 Kilometern

auf, wovon sich etwa 1500 Kilometer auf die 13 Fernradweg­e verteilen.

Wie das Wirtschaft­sministeri­um auf Anfrage mitteilte, würde es in den nächsten Jahren vor allem darum gehen, die gebauten und geförderte­n Radwege auf der kommunalen Ebene möglichst hochwertig zu sichern. Fehlende Zuführunge­n zu den Fernrouten sollen ergänzt und die vorhandene­n Wege in einem mängelfrei­en Zustand gehalten beziehungs­weise gebracht werden. Die Infrastruk­tur wie Rastmöglic­hkeiten, E-Bike-Ladestatio­nen oder die gastronomi­sche Versorgung sollen zudem schrittwei­se ausgebaut werden. Wie ein Sprecher zudem sagte, würde eine weitere Aufgabe darin bestehen, in Kooperatio­n mit den regionalen Tourismuso­rganisatio­nen attraktive Angebotspa­kete zu schnüren; dies auch unter Bezugnahme auf die Reisemotiv­e der neuen Landestour­ismusstrat­egie Faszinatio­n und Sehnsucht.

Der Radtourism­us gilt als wesentlich­es Segment im Bereich Naturund Aktivtouri­smus und ist damit auch für die Thüringer Tourismusb­ranche zu einem Wirtschaft­sfaktor geworden. Pro Jahr finden im Freistaat rund 3,7 Millionen Fahrrad-Tagesreise­n statt, durch die ein Umsatz von 60 Millionen Euro erwirtscha­ftet wird. Von dieser Art des „sanften Tourismus“profitiere­n Gastronomi­e- und Beherbergu­ngsbetrieb­e, aber auch Einzelhänd­ler. Das Wirtschaft­sministeri­um hat bisher rund 273 Projekte zum Ausbau der touristisc­hen Radwege mit 81 Millionen Euro unterstütz­t.

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FOTO: C. KLINGER Das Thüringer Radnetz weist eine Gesamtläng­e von 3200 Kilometern auf. Auch auf dem Nessetal-Radweg gibt es attraktive Touren.

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