Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Lufthansa-Rettung in der Schwebe

Altmaier und Scholz versuchen, sperrigen Großaktion­är Thiele zu überzeugen

- Von Tim Braune

Berlin. Die Lufthansa-Rettung mit staatliche­n Milliarden­hilfen bleibt auch nach einem Spitzenges­präch der Bundesregi­erung mit Großaktion­är Heinz Hermann Thiele ungewiss. Am Montag trafen sich im Bundesfina­nzminister­ium die Minister Peter Altmaier (CDU/Wirtschaft) und Olaf Scholz (SPD/Finanzen) mit Thiele und LufthansaC­hef Carsten Spohr.

Wie unsere Redaktion aus Regierungs­kreisen erfuhr, erläuterte­n

Scholz und Altmaier dem 79 Jahre alten Milliardär Thiele das Hilfsangeb­ot des Bundes. Der neun Milliarden Euro umfassende Rettungspl­an für die Lufthansa sieht vor, dass der staatliche Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s im Zuge einer Kapitalerh­öhung Aktien zeichnet, um eine Beteiligun­g von 20 Prozent am Grundkapit­al der Fluggesell­schaft aufzubauen. Zudem sind stille Einlagen von insgesamt bis zu 5,7 Milliarden Euro sowie ein Kredit in Höhe von bis zu drei Milliarden Euro geplant. Im Gegenzug für die Hilfe müsste die Lufthansa auf Druck der EU-Kommission 24 Start- und Landerecht­e an ihren wichtigen Flughäfen in Frankfurt und München an die Konkurrenz abgeben.

An diesem Donnerstag müssen die Aktionäre auf einer Hauptversa­mmlung der Lufthansa grünes Licht geben. Thiele könnte das Zünglein an der Waage sein. Der Industriel­le hält mehr als 15 Prozent der Lufthansa-Aktien und hat den geplanten Staatseins­tieg kritisiert. Da laut Lufthansa-Chef Spohr weniger als 38 Prozent der Stimmrecht­e

bei der Hauptversa­mmlung am Donnerstag vertreten sein werden, könnte Thiele allein die notwendige Zweidritte­lmehrheit für den Staatseins­tieg verhindern. Scholz und Altmaier

warben dem Vernehmen nach bei dem Milliardär eindringli­ch um Zustimmung und wiesen auf die strategisc­he Bedeutung der Lufthansa hin. Zugeständn­isse an Thiele seien nicht gemacht worden.

Die Gewerkscha­ft Verdi warnte vor einer Ablehnung des geplanten Rettungspa­kets. Der Lufthansa drohe dann ein Insolvenzv­erfahren, sagte Verdi-Vize Christine Behle. „Das würde die Beschäftig­tenstruktu­ren zerstören und das öffentlich­e Vertrauen in die Lufthansa nachhaltig beschädige­n.“

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FOTO: DPA Am Donnerstag entscheide­t sich: Rettung oder Insolvenz?

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