Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Den Sternen nahe
Liebe Leserinnen, liebe Leser! Erinnern Sie sich noch an „Motzki“? 1993 befasst sich das Fernsehen auf satirische Weise mit dem, was man deutsch-deutsche Befindlichkeiten nennen kann. Aber es war natürlich viel mehr: Für Satire im Umgang miteinander hatten damals die wenigsten Menschen hierzulande die passende Gemütslage. Massenarbeitslosigkeit. Blühende Landschaften? Fehlanzeige! Und da stellt sich einer im Fernsehen als miese Type vor: Einer aus dem vermeintlichen goldenen Westen Berlins, der sich nun von den „Ossis“bedroht sieht… Das, was damals die Leute aufregte, findet sich heute in so Sätzen wieder wie: Die Serie wurde vom Publikum äußerst kontrovers aufgenommen. Und – das hatte ich mittlerweile vergessen – der damals noch junge MDR hielt mit der Serie „Die Trotzkis“dagegen.
Lange her das Ganze. Aber jetzt plötzlich wieder ganz aktuell, weil Motzki-Darsteller Jürgen Holtz, Jahrgang 1932, verstorben ist.
Zu Holtz muss man sicherlich wissen, dass er einst in Weimar und Leipzig Bühnenkunst studierte und erste Rollen in Erfurt und Brandenburg an der Havel hatte. Er machte Bühnenkarriere in der DDR und verließ diese Anfang der 1980er gen Westen, wo er schnell zu noch höheren Weihen gelangte. Ein ganz Großer also, der sich mit Bauchpinselei nicht zufrieden gab. Über den Tag hinaus wichtig finde ich diese Bemerkung von ihm: „Warum soll ich die Sterne nicht sehen wollen? Weil sie zu hoch hängen? Das verstehe ich nicht.“