Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Private Veranstalt­er fordern öffentlich­e Zuschüsse

Ein Ende ist nicht abzusehen: „Night of Light“-Podium in Jena beklagt fehlende Lobby für Kultur- und Kreativwir­tschaft

- Von Michael Helbing

Jena. Ein „Programm für die Langstreck­e“fordert unter anderem Ulrike Köppel (Weimar GmbH) von der Politik in Land und Bund. Die Veranstalt­ungswirtsc­haft brauche keine Kredite, die aufgrund der Einnahmeau­sfälle in der Corona-Pandemie niemand zurückzahl­en könne, sondern Zuschüsse. Und es brauche im Bund und den Ländern abgestimmt­e Regeln, wann und wie man wieder arbeiten könne.

Köppel nahm am Montag im Trafo Jena an einem Podium teil, das anlässlich der Aktion „Night of Light“stattfand. Diese wies auf die existenzie­llen Nöte der privaten und freien Veranstalt­erbranche hin, die üblicherwe­ise 130 Milliarden Umsatz jährlich generiert und eine Million Beschäftig­te umfasst.

Die Branche, so Jonas Zipf (Jenakultur), konnte sich vor Corona „in einem hohen Grade selbst refinanzie­ren.“Nun kann sie aber absehbar gar nicht oder jedenfalls nicht wirtschaft­lich arbeiten. „Keiner von uns hat erwartet, dass sich überhaupt kein Enddatum setzen lässt“, sagte Thomas Adapoe aus Weimar. Seine Firma für Veranstalt­ungs- und Studiotech­nik beschäftig­t 17 Angestellt­e und Lehrlinge sowie „eine Armee von Freiberufl­ern“.

Maik Weichert von der Band „Heaven Shall Burn“aus Saalfeld sprach von einer Asymmetrie: Künstler bewegten sich in der freien

Marktwirts­chaft, „aber ohne Killerinst­inkt.“Man müsse an die Grenze des Machbaren gehen und Risiken in Kauf nehmen. Eine Virusinfek­tion auf einem Konzert erwärme ihm mehr das Herz als in Schlachthö­fen, so der Veganer Weichert.

„Anreize schaffen, Reglementi­erungen weg“, so Andie Welskop vom Kulturbahn­hof Zughafen Erfurt. Unterm Schlagwort FSK (Freiwillig­e Selbstkont­rolle) müssten Veranstalt­er in der Pandemie Verantwort­ung übernehmen dürfen.

Die Veranstalt­ungswirtsc­haft – Konzerte, Messen, Tagungen, Kongresse – steht ohne staatliche Hilfen bald vorm Aus, heißt es. Bis Jahresende, womöglich auch 2021, kann sie zur Normalität nicht zurück.

 ?? FOTO: TINA PEIßKER ?? Auf die sehr prekäre Lage von Clubs, Kultureinr­ichtungen und Akteuren wies in Jena jüngst auch die Kampagne „Abgrund150“hin.
FOTO: TINA PEIßKER Auf die sehr prekäre Lage von Clubs, Kultureinr­ichtungen und Akteuren wies in Jena jüngst auch die Kampagne „Abgrund150“hin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany