Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Private Veranstalter fordern öffentliche Zuschüsse
Ein Ende ist nicht abzusehen: „Night of Light“-Podium in Jena beklagt fehlende Lobby für Kultur- und Kreativwirtschaft
Jena. Ein „Programm für die Langstrecke“fordert unter anderem Ulrike Köppel (Weimar GmbH) von der Politik in Land und Bund. Die Veranstaltungswirtschaft brauche keine Kredite, die aufgrund der Einnahmeausfälle in der Corona-Pandemie niemand zurückzahlen könne, sondern Zuschüsse. Und es brauche im Bund und den Ländern abgestimmte Regeln, wann und wie man wieder arbeiten könne.
Köppel nahm am Montag im Trafo Jena an einem Podium teil, das anlässlich der Aktion „Night of Light“stattfand. Diese wies auf die existenziellen Nöte der privaten und freien Veranstalterbranche hin, die üblicherweise 130 Milliarden Umsatz jährlich generiert und eine Million Beschäftigte umfasst.
Die Branche, so Jonas Zipf (Jenakultur), konnte sich vor Corona „in einem hohen Grade selbst refinanzieren.“Nun kann sie aber absehbar gar nicht oder jedenfalls nicht wirtschaftlich arbeiten. „Keiner von uns hat erwartet, dass sich überhaupt kein Enddatum setzen lässt“, sagte Thomas Adapoe aus Weimar. Seine Firma für Veranstaltungs- und Studiotechnik beschäftigt 17 Angestellte und Lehrlinge sowie „eine Armee von Freiberuflern“.
Maik Weichert von der Band „Heaven Shall Burn“aus Saalfeld sprach von einer Asymmetrie: Künstler bewegten sich in der freien
Marktwirtschaft, „aber ohne Killerinstinkt.“Man müsse an die Grenze des Machbaren gehen und Risiken in Kauf nehmen. Eine Virusinfektion auf einem Konzert erwärme ihm mehr das Herz als in Schlachthöfen, so der Veganer Weichert.
„Anreize schaffen, Reglementierungen weg“, so Andie Welskop vom Kulturbahnhof Zughafen Erfurt. Unterm Schlagwort FSK (Freiwillige Selbstkontrolle) müssten Veranstalter in der Pandemie Verantwortung übernehmen dürfen.
Die Veranstaltungswirtschaft – Konzerte, Messen, Tagungen, Kongresse – steht ohne staatliche Hilfen bald vorm Aus, heißt es. Bis Jahresende, womöglich auch 2021, kann sie zur Normalität nicht zurück.