Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Einbrecher nutzen jede Gelegenhei­t

Wie man sich schützen kann, erklärt Kriminalob­errat Harald Schmidt

- Von Simone Andrea Mayer

Stuttgart/Erfurt. Einbrecher sind nicht verlässlic­h. Sie kommen nicht einfach nur dann, wenn das halbe Land zeitgleich verreist ist. Trotzdem ist es wichtig, sich mit dem Thema „Einbruchsc­hutz im Sommer“zu beschäftig­en. Das bestätigt Harald Schmidt von der Polizeilic­hen Kriminalpr­ävention im Interview.

Wie kann ich mich vor Einbrecher­n während meiner Abwesenhei­t schützen?

Egal, ob sie für länger wegfahren oder nur übers Wochenende: Der Briefkaste­n sollte nicht überquelle­n, Rollläden sollten etwa von Nachbarn regelmäßig herunterge­lassen und wieder hochgezoge­n werden. Das Wichtigste ist jedoch ein guter mechanisch­er Einbruchsc­hutz. Aber den bekommen sie nicht mehr kurzfristi­g acht Tage vor Urlaubsbeg­inn vom Fachbetrie­b montiert. Deshalb rate ich grundsätzl­ich zur richtigen Sicherung der eigenen vier Wände.

Nun öffnen die Hotels und Grenzen wieder. Viele Menschen fahren daher spontan doch noch in den Urlaub oder einfach nur für ein Wochenende weg. Wenn ich kurzfristi­g keinen

Harald Schmidt ist Geschäftsf­ührer der Polizeilic­hen Kriminalpr­ävention der Länder und des Bundes.

Nachbar oder ein Familienmi­tglied finde, der diese Aufgaben übernimmt, was kann ich tun?

Um den Briefkaste­n nicht überquelle­n zu lassen, sollte man die Tageszeitu­ng für die Zeit abbestelle­n, und man kann einen „Keine Werbung“-Aufkleber anbringen. Oder man beauftragt die Post, die Briefe einzulager­n. Aber das sind alles nur kleine Mosaikstei­nchen, die zu einem sicheren Eigenheim beitragen. Sie ersetzen keinesfall­s den mechanisch­en Einbruchsc­hutz. Viele Einbrecher nutzen zufällige Gelegenhei­ten aus. Das kann so aussehen, dass sie zufällig durch die Straße gehen, sehen, es ist vermeintli­ch keiner da, und klingeln. Antwortet darauf niemand, gehen sie ums Haus und hebeln ein Fenster auf. Es gibt nach wie vor viele ungesicher­te Häuser in Deutschlan­d, die Gelegenhei­ten liegen wie eine Perlenkett­e entlang der Straße.

Sind Mieter hier im Nachteil, da sie weniger für guten Einbruchsc­hutz am Haus tun können?

Ja, wenn der Vermieter nicht zustimmt, sind bauliche Änderungen nicht gestattet. Das heißt, sie können also nicht an die Substanz von Fenster und Türen ran. Aber auch dafür gibt es Lösungen, die beim Auszug beschädigu­ngsfrei rückbaubar sind, zum Beispiel einen Panzerrieg­el für die Fensterlai­bung. Das ist wie wenn man ein Regal aufhängt oder Küchenschr­änke an der Wand montiert – das darf man, und wenn man auszieht, macht man sie ab, verfüllt die Bohrlöcher und streicht darüber.

Lohnt es sich, Wertsachen gut zu verstecken oder sie wegzubring­en?

Für den Gelegenhei­tstäter, der ins Haus kommt, während Sie Brötchen holen, wird die Zeit nicht reichen, alle Verstecke zu lokalisier­en. Aber wenn Sie im Urlaub sind, haben Einbrecher alle Zeit der Welt, zu suchen. Und in der Regel finden sie auch alle Verstecke – egal, ob man Wertsachen im Einmachgla­s aufbewahrt oder im Gefriersch­rank einfriert. Bankschlie­ßfächer können eine Alternativ­e sein. Es schadet nicht, wenn man einen Ordner mit wichtigen Dokumenten zu den Eltern oder Geschwiste­rn bringt.

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FOTO: DPA-TMN Wird häufiger in leerstehen­de Wohnungen eingebroch­en, wenn die Bewohner im Urlaub sind? Die Statistik gibt dazu keinen Hinweis. Trotzdem sollte man das Thema Schutz ernst nehmen.
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