Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Türgeschic­hten von Wendehause­n bis Erfurt

Manja Rosenbusch hat während der Corona-Krise die Menschen vor ihren Haustüren fotografie­rt

- Von Katja Schmidberg­er

Treffurt. Fotografen können nicht anders. Sie müssen fotografie­ren, auch in Zeiten, wo der Kontakt zwischen Menschen wie jetzt in der Corona-Zeit nicht so einfach ist. Tatenlos dasitzen, das ist nicht das Ding von Manja Rosenbusch.

Im Nebenjob arbeitet die 45-Jährige aus Treffurt als frei berufliche Fotografin. Sie hat ihre Leidenscha­ft fürs Fotografie­ren zur zweiten Berufung gemacht. Und ist damit erfolgreic­h seit nunmehr sechs Jahren. Gerade im Frühling, Sommer und Frühherbst ist sie jedes Wochenende auf Hochzeiten unterwegs, der Kalender stets prall gefüllt. Dieses Jahr war das genauso. Wäre nicht Corona gekommen. Viele Hochzeiten sind abgesagt oder auf das kommende Jahr verschoben. Im Hauptjob arbeitet Manja Rosenbusch in Eisenach bei der Wartburg-Sparkasse, dort ist sie zuständig für Marketing und Kommunikat­ion.

Beim Stöbern im Internet stieß die Treffurter­in auf eine Geschichte einer Fotografin aus Wien, die während der Corona-Ausgangssp­erre in der österreich­ischen Hauptstadt ein ungewöhnli­ches Projekt startete und Menschen in den Stadtviert­eln vor ihrer Tür fotografie­rte. Sie fühlte sich von deren Arbeit inspiriert.

So sind Manja Rosenbusch­s eigene fotografis­che Türgeschic­hten entstanden, bei denen jeder mitmachen kann, der sich dafür begeistert. Ein gutes Dutzend dieser Türbegegnu­ngen in Wendehause­n, Eschwege, Creuzburg oder Erfurt hat sie bisher erlebt. Sie hat viele Menschen getroffen, die ihr erzählt haben, wie sie durch die ersten Wochen der Krise und die Zeit der Kontaktver­bote

gekommen sind. „Viele machten sich Sorgen vor allem um Großeltern oder ältere Verwandte, weil der soziale Kontakt zu ihnen fehlte“, erinnert sich die Fotografin. Die Treffurter­in wollte wissen, wie es den Menschen in Corona-Zeiten ergangen ist.

Was haben sie vermisst? Was ist ihnen aufgefalle­n? Und wie bewegen sie sich so ganz in ihrer vertrauten heimischen Umgebung?

„Ich wollte diese Geschichte­n, Erfahrunge­n und Gefühle erzählen und sie da fotografis­ch festhalten, wo sie zu Hause sind“, erzählt die Treffurter­in.

Mitgemacht haben Familien, ein älterer Opa, eine Abiturient­in, ein Paar, das einen besonderen Hochzeitst­ag feierte oder ein älteres Ehepaar, deren Tochter die Idee gut gefiel. Das Projekt setzt Manja Rosenbusch zurzeit im Netz um, unter ihrem Facebook-Account und auf der Webseite www.natuerlich-fotografie.de sind die Türgeschic­hten zu finden, neben den Fotos gibt es immer kleine Textgeschi­chten dazu.

„Sogar eine Torgeschic­hte habe ich jetzt dabei“, erzählt Manja Rosenbusch. Einen älteren Herrn, ein Fußball-Urgestein, hat sie auf einem Sportplatz mit Sohn und Enkel vor die Linse bekommen. Wie der ältere Mann plötzlich mit dem Tore schießen anfing, das hat sie sehr berührt. Ja, es sind diese kleinen, privaten Momente, die dieses Fotoprojek­t tragen. So hat sich eine Familie bewusst in Arbeitskle­idung abbilden lassen, um zu zeigen, wie schön es ist, auf dem Land zu leben.

„Die Leute finden die Idee sehr schön“, sagt die 45-Jährige. Noch immer kommen Nachfragen. Und Rosenbusch selber mag diese Begegnunge­n, wo die Menschen viel von sich preisgeben in dieser ungewöhnli­chen Zeit. Vielleicht wird sie das Projekt noch ein wenig beibehalte­n, vielleicht abwandeln, und vielleicht später eine Ausstellun­g dazu machen.

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FOTO: KATJA SCHMIDBERG­ER Manja Rosenbusch hat sich in Corona-Zeiten ein neues fotografis­ches Projekt gegeben, sie fotografie­rt Türgeschic­hten und hinterfrag­t, wie es den Menschen in den Zeiten der Einschränk­ungen ergeht.

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