Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Vorsicht vor falschen Verkäufern bei Amazon
Sie bieten extrem günstige Produkte an, liefern die Ware jedoch nicht. Worauf Verbraucher achten sollten
Berlin. Erfahrene Online-Kunden wissen, dass sie sich vor Fakeshops in Acht nehmen müssen. Wer jedoch bei amazon.de bestellt, wähnt sich häufig in Sicherheit – das jedoch kann sich als teurer Irrtum erweisen. Denn auch auf dem Amazon-Marketplace tummeln sich immer wieder Betrüger. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Worum geht es genau?
Fakeshops werben im Internet mit supergünstigen Preisen, kassieren das Geld von Käufern – und liefern die Ware dann nicht. Dass Gauner es sogar schaffen, mit Fake-Angeboten auf den Amazon-Marketplace zu kommen, ist der Polizei bekannt. Erst vor wenigen Tagen stießen Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen auf einen solchen Fall mit circa 300.000 angepriesenen Artikeln als Lockmittel.
Was bedeutet „Marketplace“?
Amazon verkauft nicht nur selbst an Kunden, sondern erlaubt es auch anderen Händlern, Waren auf der Amazon.de-Webseite anzubieten – was selbst kleinsten Shops die Chance zur Präsentation auf einer bekannten Plattform gibt. Der Internet-Riese ist aber nicht Verkäufer dieser Produkte und nicht Vertragspartner des Bestellers.
Was sagt Amazon?
Zu den Fake-Angeboten teilte eine Amazon-Sprecherin auf Anfrage mit, das Unternehmen dulde betrügerische Aktivitäten in keiner Weise. Es handele sich „weiterhin um Einzelfälle. Und wir sind ganz überwiegend schnell und erfolgreich in der Identifikation und Aufarbeitung.“Auf der Amazon-Webseite stehen Infos für Besteller, wie sie sich vor Zahlungsbetrug schützen können.
Wie gehen die Betrüger vor?
Ein Trick ist, eine eigene Fake-Seite auf amazon.de zu platzieren. Oder die Kriminellen hacken den Account eines seriösen MarketplaceShops und bieten dort Fake-Produkte an. „Das ist für die Verbraucher noch riskanter, weil sie sich von den guten Bewertungen, die der seriöse Händler zuvor erhalten hat, vielleicht beeindrucken lassen“, sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Wie kommt ein Gauner ans Geld?
Er animiert Interessenten auf der manipulierten Verkaufsseite, ihn kurz nach ihrer Bestellung per Mail zu kontaktieren, und zwar an Amazon vorbei. „Anschließend fordert er sein Opfer auf, ihm das Geld zu überweisen, meist auf Konten irgendwo in Europa“, erläutert Kathrin Körber, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Bietet Amazon keinen Schutz?
Amazon gewährt den MarketplaceBestellern einen Käuferschutz mit sogenannter A-bis-Z-Garantie. Das bedeutet, dass der Kunde sein Geld zurückbekommt, wenn er die bestellte Ware nicht innerhalb einer bestimmten Frist erhält oder es sonst Probleme gibt. „Aber dieser Käuferschutz greift nicht, wenn Besteller der Aufforderung der Betrüger folgen und an Amazon vorbei das Geld überweisen“, so Körber.
Fällt Bestellern der Trick nicht auf?
Das kommt auf deren Sorgfalt an. Ein aktuelles Beispiel der Verbraucherzentrale: Betrüger stellten Fake-Angebote für Strandkörbe auf Marketplace-Seiten. Ein Kunde bestellte – und die Bestellbestätigung, die er von den Kriminellen per Mail erhielt, glich den Original-Nachrichten von Amazon in Aufbau und Farben fast 100-prozentig.
Was können Kunden tun?
Kommunikation und Bezahlung sollten über den Portalanbieter Amazon erfolgen, rät Kriminalhauptkommissar Hans-Joachim Henschel vom LKA. „Wichtig ist, den Buchungsweg bei Amazon nicht zu verlassen und die Bestellung über die Plattform zu bezahlen, nur dann besteht Anspruch auf den Käuferschutz“, sagt auch Körber.
Verbraucherschützer Tryba empfiehlt, nicht auf Vorkasse zu bezahlen: „Eine sichere Bezahlweise, möglichst auf Rechnung, ist das beste Mittel gegen Fakeshops.“Wer unsicher ist, sollte im örtlichen Handel kaufen. Ein paar Euro Mehrpreis ist immer noch billiger als um sein Geld geprellt zu werden.
Und wenn die Fakes auf eigentlich seriösen Seiten stehen?
Das ist tückisch, weil hier Hacker am Werke sind und die seriösen Verkäufer dies nicht gleich bemerken. Ein mögliches Erkennungsmerkmal: Laut LKA bieten die Betrüger in der Regel zwischen 200.000 und 500.000 Produkte „aus diversen Kategorien“auf den gehackten ShopSeiten an – und zwar oft andere, als der seriöse Händler normalerweise vertreibt, beispielsweise Kameras oder Fahrräder anstelle von Kleidung.
Wie gehen die Hacker vor?
Sie verschaffen sich die Zugangsdaten für die Marketplace-Konten seriöser Anbieter. Ein Mittel dazu: Phishing-Mails. Nach Beobachtung der Polizei schreiben die Täter die Händler an, etwa mit der Bitte, sich zu einer Kundenbewertung zu äußern und hierfür dem Link in der Mail zu folgen – der aber nicht zu Amazon führt. Dort gelangten die Betrüger dann an die Zugangsdaten zum Verkäuferkonto und stellten die Fake-Angebote auf der Webseite ein. Das Problem der geneppten Händler: Sie bekommen die Beschwerden von Kunden ab, die auf bestellte Fake-Ware warten.
Was ist zu tun, wenn ich Fake-Angebote entdecke?
Dann sollte dies dem Amazon-Kundendienst mitgeteilt werden. Nach Angaben der Amazon-Sprecherin ergreife das Unternehmen umgehend verschiedene Maßnahmen zum Schutz der Kunden. „Diese beinhalten natürlich auch die etwaige Schließung von VerkaufspartnerKonten.“
„Eine sichere Bezahlweise, möglichst auf Rechnung, ist das beste Mittel gegen Fakeshops.“
Georg Tryba Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen