Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Mängelliste Mallorca
Deutsche Testtouristen sind nach einer Woche genervt von Hygieneregeln, ärgern sich über geschlossene Läden und Bars. Urlaubsstimmung kommt kaum auf
Palma de Mallorca. Kein Bargeld und Ärger mit Plastikhandschuhen: 700 deutsche Testtouristen, die Anfang vergangener Woche nach Mallorca reisen durften, sollten sich ein Bild machen, ob Ferien unter CoronaSchutzmaßnahmen überhaupt möglich sind. Das Testergebnis: Richtige Urlaubsstimmung kommt einfach nicht auf.
Sonst sind es allein 3,5 Millionen Deutsche, die pro Jahr auf der Insel Ferien machen. Dass da etwas fehlt, merken die Einheimischen sofort: Der Krach ist weg. Die Ruhe ist genau das, was sich auch viele Touristen gewünscht haben. Dazu ist die Luft klarer, und die Strände sind sauberer. Und weit und breit kein Streit um Liegestühle. Allerdings: Rundum zufrieden waren längst nicht alle. Was soll man machen, wenn kaum etwas geöffnet hat?
Der „Bierkönig“ist geschlossen, der „Ballermann 6“abends dunkel, und die Schinkenstraße gleicht nach 21 Uhr der Fußgängerzone einer Kleinstadt, so das Fazit. Und wenn ein Restaurant geöffnet hat, kann es sein, dass es mit dem Hauptgericht ewig dauert, weil der Chef gerade alles selbst machen muss.
Die Testtouristen, die meist für weniger als 400 Euro ihre Woche auf Mallorca verbringen konnten,
Badelatschen oder Sonnencreme kaufen ist schwierig.
heben einige Punkte ganz besonders auf die Mängelliste.
Ärgerlich fanden sie, dass sich das Geldabheben nicht so einfach wie gewohnt gestaltete. Die meisten Automaten in der Nähe der Hotels waren außer Betrieb oder defekt. Wer Bargeld benötigte, musste meist bin in die Hauptstadt Palma de Mallorca fahren und dort zur Bank gehen. Dort funktionierten aber auch die Geldautomaten. Lästig war es trotzdem.
Dass nur wenige Geschäfte geöffnet haben, ist für den geübten Mallorca-Tourist besonders irritierend. Auf der Insel war bisher all das zu kaufen, was man vergessen hatte einzupacken: Badelatschen, Sonnencreme
– einfach in den nächsten Shop. Doch die waren zu. Wer gar den Bikini vergessen hatte, konnte den Badeurlaub vergessen.
Wer reist, möchte die Urlaubsstimmung genießen. Doch da herrscht Flaute. „Nix los“, diese beiden Wörter sind immer wieder zu vernehmen. Bars sind geschlossen, Diskotheken ebenfalls. Das Chucca in Playa de Palma ist einer der wenigen Orte, die noch nach Mitternacht geöffnet sind – und Shishapfeifen verkaufen. Sonst gibt es für die Unterhaltung auf Mallorca nur die Bands im Hotel, doch die spielen nur bis 23 Uhr. Dann heißt es meist auch in der ehemaligen Partyhochburg: Bettruhe.
In Corona-Zeiten funktioniert Urlaub nur unter strengen Hygieneregeln. Das heißt: Desinfektion begleitet den Feriengast ständig. Hinzu kommt der Mundschutz, und am Buffet sind Handschuhe plus Selbstbedienung für jedes Getränk Pflicht — einigen Gästen war das zu anstrengend. Sie zogen lieber in private Restaurants und ließen sich bedienen.
Richtig entspannt sei das alles nicht, so die Meinung vieler Gäste aus Deutschland.. Doch die Schwestern Maria und Begonia Vieites finden es trotzdem schön. „Wir wollten sowieso nur etwas relaxen“, erzählt Maria. So ruhig, so leer sei es hier noch nie gewesen. Und für die strengen Vorkehrungen am HotelBuffet hat sie nur zwei Worte übrig: „vollkommen angemessen.“