Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Das Register muss kommen

- f.klaus@tlz.de

Der Awo-Skandal in Thüringen facht die Debatte um Transparen­z bei Wohlfahrts­verbänden neu an. Wer steuerlich­e Begünstigu­ngen, egal welcher Form, genießt, muss über jeden Zweifel erhaben sein, dass mit diesem Vorteil nicht riesige Wohnungen, Luxusurlau­be und gewaltige Dienstkaro­ssen finanziert werden.

Die Arbeits- und Sozialmini­sterkonfer­enz erkannte die Notwendigk­eit von Transparen­z schon 2018. „Das Informatio­nsinteress­e in der Bevölkerun­g im Hinblick auf die Tätigkeit und die Finanzieru­ng gemeinnütz­iger Organisati­onen ist in den letzten Jahren erheblich gewachsen“, heißt es im Bericht einer entspreche­nden Arbeitsgru­ppe. Wünschensw­ert sei, dass öffentlich­e Zuwendungs­geber von ihren Zuwendungs­empfängern eine gewisse Basistrans­parenz erwarten.

Also: Jene, die steuerlich begünstigt werden, sollen glaubhaft versichern, dass sie kein Schindlude­r treiben. Das sollte eine Selbstvers­tändlichke­it sein und umso trauriger ist es, dass offenbar die Notwendigk­eit existiert, das einfordern zu müssen. Die Awo-Skandale in Erfurt und Frankfurt haben aber gezeigt, wie wichtig genau das ist.

Auf dem Weg zu mehr Transparen­z bewegt sich bisher nicht viel. Die Thüringer Sozialmini­sterin lässt mitteilen, dass sie den Beschluss der Konferenz unterstütz­t – wenn es konkret wird, herrscht allerdings Schweigen.

Dabei kann Politik einen wichtigen Beitrag zur Unterstütz­ung der gesamten Wohlfahrt leisten. Die muss in Thüringen verlorenes Vertrauen wieder herstellen. Für den Verlust zeichnet im Kern die Awo verantwort­lich. Zur Rehabiliti­erung müssen jetzt alle beitragen. Das Transparen­zregister, das glaubhaft aufzeigen könnte, dass die Wohlfahrt kein Selbstbedi­enungslade­n ist, muss dafür ein Baustein sein. Wer sich dessen Einrichtun­g verweigert, setzt sich dem Vorwurf aus, vertuschen zu wollen.

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Fabian Klaus zu transparen­ten Hilfestell­ungen

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