Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Bislang wenige Tests in Thüringer Fleischbetrieben
Kaum Corona-Fälle in hiesigen Unternehmen. Bisher keine Verstöße festgestellt. Gewerkschaft will Verbot von Werkverträgen
Erfurt. Trotz der Ankündigung verschärfter Kontrollen in den Thüringer Fleisch- und Schlachtbetrieben ist bisher nur ein Prozent der Belegschaft auf das Corona-Virus getestet worden. Etwa 60 der knapp 6000 Beschäftigten seien von den Gesundheitsämtern bis Anfang dieser Woche einer Untersuchung unterzogen worden, teilte das Gesundheitsministerium auf Anfrage dieser Zeitung mit. Bei acht Menschen habe es einen positiven Befund gegeben. 30 seien in Quarantäne geschickt worden.
Nach den Berichten über Corona-Ausbrüche in Schlachthöfen hatte Ministerin Heike Werner (Linke)
Mitte Mai den Druck auf die Unternehmen erhöht. „Sollte es auch in Thüringen gravierende Verstöße gegen den Infektions- und Arbeitsschutz geben, können wir das nicht tolerieren“, sagte sie damals.
Allerdings stellten die Gesundheitsämter laut der Ministerin in den vergangenen Wochen keine Verfehlungen fest. Dasselbe gelte für den Bereich Arbeitsschutz. Darüber hinaus gebe es keine Häufung von Covid-19-Erkrankungen unter Schlachthof-Mitarbeitern. Noch seien aber die Untersuchungen nicht abgeschlossen, betonte Werner. Wenn ein Ergebnis vorliege, wolle sie über mögliche zusätzliche Maßnahmen entscheiden. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten
forderte das Verbot von Werkverträgen im Kernbereich der Unternehmen. Zudem sollte das Land Schwerpunktstaatsanwaltschaften für Arbeits- und Gesundheitsschutz einrichten, sagte Landesgeschäftsführer Jens Löbel dieser Zeitung.
In Thüringen gibt es aktuell 120 fleischverarbeitende Betriebe und Schlachthöfe. Von den knapp 5943 Beschäftigten kommen 1094 aus dem Ausland; davon sind die größten Gruppen aus Polen (406) und Rumänien (191).
Am Dienstag wurde nach dem Corona-Ausbruch beim nordrheinwestfälischen Fleischverarbeiter Tönnies über mehrere Landkreise ein Lockdown verhängt.