Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Grundrente: Die Frist läuft ab

Unionswirt­schaftsflü­gel ist vor abschließe­nder Lesung im Bundestag unzufriede­n

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Berlin. Allmählich wird es knapp: Die Grundrente für bedürftige ältere Menschen soll zum 1. Januar 2021 kommen. Geeinigt hatte sich die Koalition darauf in langen Nächten im Kanzleramt, die erste Lesung im Bundestag ist schon durch. Doch damit die Leistung auch wirklich kommt, muss sie in der letzten Bundestags­woche vor der Sommerpaus­e noch verabschie­det werden.

Im Wirtschaft­sflügel der Union rumort es aber immer noch. „Die Rutschbahn bei der Grundrente geht immer weiter. Wenn die Unionsspit­ze immer weitere Haltelinie­n bei der Finanzieru­ng und der Bedürftigk­eitsprüfun­g überschrei­tet, bleibt der Union nichts mehr vom Kompromiss im Koalitions­vertrag“, kritisiert Wolfgang Steiger, Generalsek­retär des Wirtschaft­srates der CDU, im Gespräch mit unserer Redaktion die eigenen Leute. Mit der Grundrente sollen ab 2021 die Renten von rund 1,3 Millionen Menschen mit kleinen Bezügen aufgebesse­rt werden. Ärger gibt es um die Finanzieru­ng. SPD-Finanzmini­ster Olaf Scholz hatte stets die Einkünfte aus einer Finanztran­saktionsst­euer für die Kosten der Grundrente eingeplant. Problem: Die Steuer gibt es so noch gar nicht. „Phantomein­nahmen wie eine Digital- oder Finanztran­saktionsst­euer,

die niemals im nationalen Alleingang kommen können und so auch gar nicht geplant sind, sind völlig unsolide“, kritisiert daher auch Steiger. Die Unionsfrak­tion müsse auf eine solide Finanzieru­ng bestehen. Ärger gibt es auch bei der Prüfung der Bedürftigk­eit. „Ich fürchte auch die Aufweichun­g einer weiteren Haltelinie bei der Bedürftigk­eitsprüfun­g light durch die SPD und wieder eine zu weiche Verhandlun­gsposition der Unionsspit­ze. Wer mindestens 35 Jahre lang eingezahlt hat und im Alter dennoch bedürftig ist, sollte nach dem Koalitions­vertrag ein Alterseink­ommen zehn Prozent oberhalb der Grundsiche­rung erhalten. Das ist bereits ein Kompromiss, den die Union gegenüber der SPD eingegange­n ist“, so Steiger. Der Hamburger Bundestags­abgeordnet­e Christoph Ploß sagte als Vertreter der jungen Generation: „Die Jungen tragen jetzt schon einen Großteil der Last der Corona-Krise: Neben steigender Staatsvers­chuldung sinken die Bildungsch­ancen und angesichts der wirtschaft­lichen Folgen vermutlich auch die Einkommen. Ich vermisse in der aktuellen Debatte einen stärkeren Fokus auf mehr Generation­en- und Chancenger­echtigkeit.“

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FOTO: DPA/PA Wolfgang Steiger, CDU

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