Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Fritz Sauckel, der „Sklavenhalter“und „Gaufürst“
Fritz Sauckel trägt viele Namen. Der Chefankläger des Nürnberger Prozesses, Robert H. Jackson, bezeichnet ihn als den „größten und grausamsten Sklavenhalter seit den ägyptischen Pharaonen“. Von anderen erhält er aufgrund seiner gefestigten Stellung und seines Einflusses im Gau Thüringen die Bezeichnung eines „Gausfürsten“. Dabei gehört Fritz Sauckel stets zu den eifrigsten und treuesten Hitler-Helfern, die es gab.
Am 27. Oktober 1894 wird er als Sohn eines Postbeamten und einer Näherin im unterfränkischen Haßfurt geboren. Er besucht das hiesige
Gymnasium, doch schon mit 15 Jahren entflieht er der kleinbürgerlichen Welt, ohne die Schule zu beenden. Stattdessen heuert er als Matrose auf verschiedenen Handelsschiffen an und befährt die Weltmeere. Den Beginn des Ersten Weltkrieges erlebt er auf einer Fahrt, die ihn eigentlich nach Australien führen soll. Doch im Ärmelkanal wird das Schiff festgesetzt, und Sauckel landet mit der restlichen Mannschaft als Zivilinternierter in einem Lager im französischen Brest. Erst 1919 wird er heimkehren. Spätere Biografen sehen die verpasste Chance, sich „Ruhm und Ehre“im Krieg zu erwerben, als einen Grund für seinen Fanatismus.
Früh findet Sauckel durch den „Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund“den Weg in die rechtsradikale Szene und steigt hier zum Gauleiter für Unterfranken auf. Der Historiker Steffen Raßloff beschreibt ihn in dieser Situation als einen Vertreter des Typus des „ordinär-hemdsärmeligen Volkstribunen“, dem es gelingt seine Gegner abzuschrecken, in den eigenen Reihen aber Bewunderung zu ernten.
1922 führt ihn sein Weg nach Ilmenau, da Sauckel hier studieren will. Doch er widmet sich eher seiner politischen Karriere, wird 1923 Mitglied der NSDAP. Nachdem Hitler im Februar 1925 seine Partei neugründet, ernennt er Artur Dinter zum Gauleiter von Thüringen, Sauckel wird indes mit dem Posten des Gaugeschäftsführers der NSDAP betraut. Dank interner Querelen schafft es der Franke aber bis Ende September 1927, die Gauleitung zu übernehmen und die NSDAP in Thüringen zum Erfolg zu führen.
Nach 1933 festigt Sauckel seine
Position weiter, etwa als er Weimar zu einer symbolträchtigen Kulturhauptstadt ausbaut, die Universität Jena zur NS-Modelluniversität machen will, aber auch dafür Sorge trägt, dass in Buchenwald das KZ entsteht.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges bemüht sich der eifrige Franke zwar um eine Frontverwendung, doch wird er viel mehr in der Heimat gebraucht. Zunächst als „Reichsverteidigungskommissar“für den Wehrkreis IX (Kassel), ab 1942 dann auch für den Gau Thüringen. Sauckels Aufgabe besteht in der Organisation der „Heimatfront“. Dennoch ist die Spitze der Karriereleiter noch nicht erreicht.
Erst als er im März 1942 zum „Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz“ernannt wird, zeigt er nochmals in „gewohntem Eifer und Fanatismus“seine Menschenverachtung. Sauckel soll möglichst siebeneinhalb Millionen Arbeitsplätze mit Zwangsarbeitern besetzen, um die deutsche Kriegswirtschaft am Laufen zu halten. Dies gelingt ihm zwar nicht vollständig, aber etwa sechs Millionen Menschen lässt er nach Deutschland verschleppen.
1945 wird er gefangen genommen und in Nürnberg zum Tod durch den Strang verurteilt. Die Hinrichtung fand am 16. Oktober
1946 statt.