Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Flammender Hilferuf
Mit „Night of Light“machte Veranstaltungsbranche auf ihre Notsituation aufmerksam. Land muss reagieren
Erfurt. So eindrucksvoll das Spektakel, so dringlich war der Hilferuf. In ganz Thüringen machten in der Nacht zum Dienstag im Rahmen der „Night of Light“(Nacht des Lichtes) Veranstaltungsunternehmen und selbstständige Kreative mit Licht-Installationen auf ihre bedrohliche wirtschaftliche Lage aufmerksam. Die Veranstaltungswirtschaft sei durch Corona vom Aussterben bedroht, so die Initiatoren im Namen der fast 9000 Beteiligten in ganz Deutschland. Ziel sei ein Dialog mit der Politik darüber, wie die Branche vor einer Insolvenzwelle und Massenarbeitslosigkeit bewahrt werden könne.
Im gesamten Land hatten Freizeitunternehmen rote Scheinwerfer auf ihre oder andere Gebäude gerichtet. In der Erfurt war der gesamte Domplatz in flammendes Rot getaucht, in Worbis zog sich das Licht wie eine rote Meile durch die Innenstadt. Die Klassikstiftung in Weimar beteiligte sich mit dem BauhausMuseum an der Aktion.
Konkrete Reaktionen oder Schritte seitens des Landes Thüringen
waren gestern noch nicht zu erfahren. Man nehme die Situation aber sehr ernst und habe sich aus Solidarität mit den Akteuren durch die Bestrahlung des eigenen Gebäudes an der Aktion beteiligt, hieß es aus der Staatskanzlei.
Freizeitunternehmen sind vom Land enttäuscht
Enttäuscht von der unzureichenden Unterstützung seitens des Landes zeigten sich Vertreter von Freizeitunternehmen, die bereits Anfang April in einem Offenen Brief an die Landesregierung auf ihre Existenznöte hingewiesen hatten. „Von Seiten der Regierung gab es keine Rückmeldung. Das Wirtschaftsministerium antwortete mit einer Auflistung bekannter und öffentlich zugängiger Informationen zu Soforthilfe, Harz IV und Krediten für Minijobber. Noch immer gibt es keine sinnvolle Unterstützung oder Entschädigung für die Betroffenen und auch keine fruchtbaren Konjunkturmaßnahmen“, so Brief-Mitverfasser Jan Quilitzsch. Die Politik habe es bisher verpasst, die Unternehmer zu stützen und etwas gegen die Verunsicherung der
Das Weimarer Kulturzentrum „mon ami Weimar“
Die Stadthalle Bad Blankenburg
Bevölkerung zu tun. „Viele der Kleinunternehmer sind jetzt, nach Monaten des Erwerbsausfalls, gezwungen, sich selbst in den Ruin zu wirtschaften. Die aktuellen Lockerungen mit einhergehenden Einschränkungen plus die Kaufunlust der verunsicherten Bevölkerung sorgen dafür“, so Quilitzsch.
Begonnener Branchendialog muss intensiviert werden
Der tourismuspolitische Sprecher der Linken, Knut Korschewsky appellierte an die Landesregierung, dass begonnene Gespräche mit der Branche intensiviert und die Forderungen Bestandteil weiterer, für Mitte Juli anstehender Maßnahmen im Mantelgesetz gegen die CoronaFolgen sein müssen. Bisherige Maßnahmen reichten nicht aus, um ein massenhaftes Sterben vor allem von klein- und mittelständischen Unternehmen in diesem Bereich zu verhindern, so Korschewsky. Zudem fordert er wirksame Unterstützung von der Bundesregierung. „Der Bund darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen und die Länder mit den Problemen alleinlassen“, sagte er.