Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Großeinsatz im alten Uhrenwerk
Rund 100 Feuerwehrleute bekämpfen Brand in Seebach. Polizei vermutet Brandstiftung
Seebach. Sie standen einst für Präzision und Formschönheit Made in Thüringen: Uhren der Marke Eurochron. Doch das Werk in Seebach hat seine Pforten schon seit vielen Jahren geschlossen. Der Viergeschosser an der Hauptstraße steht leer, nur das Logo über dem Werkstor erinnert noch an die einstige Uhrenproduktion. Am Dienstagmittag herrschte vor und in dem Werk jedoch wieder Hochbetrieb. Rund 120 Feuerwehrleute, Polizisten und Sanitäter waren ab etwa 10.40 Uhr dort im Einsatz. Passanten hatten der Rettungsleitstelle mitgeteilt, dass aus dem Gebäude dicke dunkle Rauchwolken drangen.
Insgesamt zehn Ortsfeuerwehren kommen in Seebach zum Einsatz
Beim Eintreffen der Freiwilligen Feuerwehr Seebach, die ihr Gerätehaus in Laufweite vom Brandort hat, waren die Rauchwolken bereits schwarz. Schnell wurden weitere Feuerwehren alarmiert. Zehn Wehren – darunter auch der Einsatzleitdienst des Wartburgkreises und der Gerätewagen Atemschutz der Feuerwehr Vacha – waren am Ende vor Ort. Größte Herausforderung für die Einsatzkräfte: Die genaue Verortung des Brandherdes. Schon
während die ersten Feuerwehrleute unter Atemschutz das Gebäude betraten, stellten sie eine starke Rauchentwicklung fest. Auch aus den teilweise eingeschlagenen Fenstern kam der Qualm. Lange suchten die Trupps zur Brandbekämpfung mit Wärmebildkameras nach dem Brandherd. Mit Hilfe einer Drohne untersuchte Einsatzleiter Chris Ammerschuber das Dach des Gebäudekomplexes auf Feuerstellen.
Erst nach einer Stunde konnte das Feuer lokalisiert und mit gezielten Löscharbeiten begonnen werden. Mehr als 30 Feuerwehrmänner und -frauen waren immer wieder unter Atemschutz im Gebäude, weitere Einsatzkräfte auf zwei Drehleitern
suchten von außen nach der Ausbruchstelle des Feuers.
Eine Belastung stellten die sommerlichen Temperaturen für die Einsatzkräfte dar, auch die immense Größe des Werksgebäudes erschwerte die Such- und Rettungsarbeiten. Der angeforderte Sanitätsund Betreuungszug des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) versorgte die Feuerwehrleute mit Getränken.
Nach bisherigen Erkenntnissen brach der Brand in einem ehemaligen Büroraum im Westflügel der vierten Etage aus. Als Brandursache wird derzeit von einer Brandstiftung ausgegangen, sagte ein Polizeisprecher unserer Zeitung. Offenbar wurde noch in dem verlassenen Gebäude
befindliches Inventar durch Unbekannte angezündet. Gegen 13.15 Uhr konnte „Feuer aus“gemeldet werden, die Sucharbeiten im Gebäude zogen sich jedoch noch eine Weile hin, um auszuschließen, dass Menschen bei dem Brand zu Schaden gekommen sind.
Der Sachschaden wird von der Polizei auf 70.000 Euro geschätzt. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen und sucht Zeugen, die am Dienstagvormittag verdächtige Personen an oder in der ehemaligen Uhrenfabrik wahrgenommen haben. Hinweise werden unter der Telefonnummer 03691/261124 entgegen genommen.