Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
85-Jährige steht seit zwölf Jahren an der Spitze des Rhönclubs Eisenach
Hilda Siebert bezieht viel Kraft aus der Gemeinschaft Gleichgesinnter. Die Mitglieder eint die Liebe zur Rhön
Eisenach. Im Jahr 2008 stand die Zukunft des Rhönclubs Eisenach auf der Kippe. Der langjährige verdienstvolle Vorsitzende Arno Baur war verstorben. Wer übernimmt den Vorsitz? In der entscheidenden Mitgliederversammlung, im Saal der einstigen Weststadt-Gaststätte Edelweiß, gingen bei der Frage die Köpfe nach unten. Es drohte die Auflösung des Zweigvereins.
Dann nahm sich Hilda Siebert in die Pflicht. „Nicht jammernd dasitzen“war und ist ihr Motto. Sie übernahm, obwohl damals bereits 73jährig, den Vorsitz. Vor wenigen Tagen vollendete die vitale Seniorin ihren 85. Geburtstag, Sie steht weiter an der Spitze des Rhönclubs Eisenach, dessen Mitglieder meist ihr Berufsleben hinter sich haben. Diese eint die Liebe zur Rhön, zu Geselligkeit und zum Miteinander.
Die ganz großen Wanderungen finden gesundheitsbedingt nicht mehr statt, doch der Veranstaltungsplan ist sehr facettenreich. Im letzten Jahr haben 123 Wanderungen mit über 300 Teilnehmern stattgefunden. Stets profitieren viele Nicht-Mitglieder davon. Mitte Juli steht eine mehrtägige Busfahrt in die Fränkische Schweiz an, organisiert von Gerda Jäger, der stellvertretenden Vorsitzenden. Einige Plätze sind noch frei, Informationen gibt es unter Telefon: 0151/ 235 398 06.
Anders als in den Vorjahren, als es große Feierlichkeiten auch mit den Rhönclub-Freunden gab, verbrachte Hilda Siebert ihren 85. Geburtstag zweigeteilt im kleinen Kreis. Mit einer langjährigen Wanderfreundin aus Meiningen war am Tag selbst der Besuch des mit dem Rhönclub verbundenen Eisenacher Hauses auf dem Ellenbogen und der geschichtsträchtigen Eckert-Bank vorgesehen. Doch das Eisenacher
Haus war nach einem BetreiberWechsel und der Corona-Pandemie geschlossen. Kurzfristig wurde die Einkehr in der Wandergaststätte Rhönbrise in Kaltenlengsfeld organisiert, die von Günter Lehmann, dem einstigen Betreiber des Eisenacher Hauses bewirtschaftet wird.
Der zweite Teil der Geburtstagsfestivitäten führte Hilda Siebert an einem anderen Tag mit Tochter, Schwiegersohn und Enkel auf die Wasserkuppe. Sogar ein Flug mit einem Motorflugzeug kam zustande. „Ich kletterte in das Flugzeug, war überglücklich. Der grüne Teppich von oben, einfach zauberhaft“, beschreibt Hilda Siebert. Auch daraus habe sie Kraft geschöpft.
Hilda Siebert ist in Berlin geboren. 1943 wurde sie zu den Großeltern nach Halberstadt evakuiert, legte dort das Abitur ab. Danach studierte sie an der Pharmazieschule in Leipzig, arbeitete in Apotheken in der Messestadt und in Blankenburg im Harz. In den 1960erJahren lernte sie beim Skilaufen im
Erzgebirge ihren späteren Mann Karl Siebert kennen. Er war ein sportbegeisterter Lehrer aus Eisenach. Am 5. Juli 1969 wurde geheiratet. Im Jahr 1970 zog Hilda Siebert nach Eisenach. Durch einen Ringtausch bezog die junge Familie, inzwischen mit einer gemeinsamen Tochter, eine Wohnung am Ofenstein, die 34 Jahre die ihrige blieb.
Karl Siebert engagierte sich neben seiner beruflichen Tätigkeit in der Leichtathletik.
Hilda Siebert, über 20 Jahre in der Apotheke der AWE-Poliklinik arbeitend, hielt ihrem Mann für dessen vielfältige Aktivitäten, auch in der Deutschen Olympischen Gesellschaft, den Rücken frei. 2003 ist ihr Mann verstorben.
Karl Siebert stammte aus der Rhön, trug die Liebe zur Rhön stets mit sich. Im nach der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Fall der innerdeutschen Grenze 1991 gegründeten Eisenacher Zweigverein des Rhönclubs fanden Karl und Hilda Siebert eine Heimat.
„Endlich konnten wir wieder in der Rhön wandern, in die wunderbare Landschaft eintauchen, die Schönheit genießen, zusammen mit Menschen gleichen Herzschlages“, erinnert sich Hilda Siebert. So lange es die Gesundheit zulässt, möchte sie das Völkchen des Rhönclubs Eisenach weiterführen.