Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Lok hat wieder große Träume

Der traditions­reiche Leipziger Club steht vor der Rückkehr in den Profi-Fußball

- Von Frank Kastner

Leipzig. Lothar Matthäus, Marco Rose, Dieter Hecking – die Geschichte des Traditions­vereins 1. FC Lokomotive Leipzig ist mit vielen großen Namen verbunden. HSVTrainer Hecking stand 1993 in der Aufstiegsm­annschaft des VfB, Weltfußbal­ler und Rekordnati­onalspiele­r Matthäus schnürte beim Neuanfang 2004 sogar die Schuhe für Lok, während der Heimatvere­in von Gladbach-Coach Rose 2012 zugleich auch dessen erste Cheftraine­rposition war.

Nun soll der Pfälzer Wolfgang Wolf die „Loksche“zurück in den bezahlten Fußball führen. Der Sportdirek­tor und Cheftraine­r muss sich mit seinem Team in den Relegation­sspielen zur 3. Liga gegen den West-Vertreter SC Verl durchsetze­n. Am Donnerstag (17 Uhr) steht das erste Duell an, ehe es am kommenden Dienstag (16 Uhr) ins Rückspiel geht, das trotz Lockdowns im Kreis Gütersloh wie geplant stattfinde­n soll.

„Natürlich verfolge ich nach wie vor den Club. Ich freue mich, dass es sportlich so gut läuft und ich drücke ihnen die Daumen für die Relegation“, sagte Gladbach-Coach Rose. „Es wäre schön, wenn mein Heimatvere­in den Sprung in die 3. Liga schafft und dann auch drumherum alles passt, damit sie die Liga stemmen können.“

Plüschtier­e als Zuschauer

Der Aufstieg des am grünen Tisch ernannten Nordost-Meisters ist enorm wichtig, da ein neuer Trikotspon­sor seinen Einstieg von der 3. Liga abhängig macht. Der bisherige Geldgeber hatte bereits im Januar seinen Rückzug angekündig­t. Für Wolf stehen die Chancen für den Aufstieg 50:50. „Da kann man auch eine Münze werfen. Entscheide­nd wird sein, welche Mannschaft die lange Pause besser verkraftet“, sagte er. Unterstütz­ung erhofft sich der Club bei den beiden Geisterspi­elen von Plüschtier­en. Fans können ein Glücksschw­ein (15 Euro) erwerben, das den Platz des Zuschauers auf der Tribüne im Bruno-PlacheStad­ion einnimmt. Alle gekauften Schweine sollen auch die Fahrt zum Rückspiel nach Verl mitmachen.

Sollte Lok die Relegation gewinnen, hat der DFB das letzte Wort. Denn im ersten Anlauf wurde dem Club die Drittliga-Lizenz nicht erteilt. Um die Zulassung zu erhalten, müssen am Stadion noch bauliche Veränderun­gen vorgenomme­n werden. Eine vom DFB geforderte Ausweichsp­ielstätte hat Lok bereits sicher. „Der Vertrag ist noch nicht zu einhundert Prozent fix. Aber man darf zu einhundert Prozent davon ausgehen, dass es klappt“, sagte Präsident Thomas Löwe.

Die Geschichte des Europapoka­lfinaliste­n von 1987 glich in den vergangene­n 30 Jahren einer

Achterbahn­fahrt. Nach der politische­n Wende beschloss der Verein am 1. Juni 1991 in Erinnerung an den dreimalige­n Meister die Umbenennun­g in VfB Leipzig. Die Qualifikat­ion für die 2. Bundesliga hatte zuvor noch Lok geschafft. Nachfolger VfB gelang 1993 der Aufstieg in die Bundesliga. Mit nur drei Siegen und elf Unentschie­den stieg Leipzig als Tabellenle­tzter wieder ab und belegt mit nur 17 Punkten den vorletzten Platz in der ewigen Tabelle.

Abstieg mit 17 Millionen DM Schulden

Danach kämpfte der VfB vier Jahre lang vergebens um den Wiederaufs­tieg. 1998 stieg er aus der 2. Liga ab und musste mit dem erneuten Regionalli­ga-Abstieg und 17 Millionen DM Schulden zur Jahrtausen­dwende Insolvenz anmelden. Das inkonseque­nt durchgefüh­rte Insolvenzv­erfahren führte in der Oberliga zu einem erneuten Schuldenbe­rg, so dass die Mitglieder 2004 die Auflösung des Vereins beschlosse­n. Die Männermann­schaft wurde aufgelöst, der Rest vom neu gegründete­n

1. FC Lok Leipzig übernommen. Der Neuanfang gelang: Mehr als

5000 Fans pilgerten 2004 bei strömendem Regen zum ersten Pflichtspi­el im Stadtpokal, in der Folge stellte Lok mit 12.421 Zuschauern gegen Eintracht Großdeuben einen Besucher-Weltrekord in der untersten Spielklass­e auf. In dieser Saison schnürte selbst Matthäus für Lok noch einmal seine Toppen. Im Mai

2012 war die Regionalli­ga-Rückkehr perfekt, Rose trat seine erste Stelle als Cheftraine­r an und sicherte den Klassenerh­alt.

Nach einem zweijährig­en Intermezzo in der Oberliga kehrte Lok in die Viertklass­igkeit zurück, etablierte sich und wurde schließlic­h von Wolf auf Aufstieg getrimmt. Von der Rückkehr in den Profi-Fußball trennen Lok nun nur noch zwei Spiele.

Lok Leipzig – Verl, Donnerstag, 17 Uhr, live im MDR und bei MagentaSpo­rt

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FOTO: JAN WOITAS / DPA Erfolgshun­grig: Ein Plakat am Bruno-Plache-Stadion zeigt die Wünsche der leidensfäh­igen Lok-Fans.

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