Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Flitterwoc­hen-Skandal am Hof

Für König Felipe steht das sechste Thronjubil­äum an. Doch die Kritik an seiner Luxushochz­eit verleidet ihm die Stimmung. Wurde sie mit illegalen Geldern bezahlt?

- Von Ralph Schulze

Madrid. Spaniens König Felipe (52) beging dieser Tage sein sechstes Kronjubilä­um. Doch Feierstimm­ung will im Zarzuela-Palast in der Hauptstadt Madrid nicht aufkommen. Denn immer neue Enthüllung­en machen alle Bemühungen zunichte, den angeschlag­enen Ruf der Monarchie aufzupolie­ren. Das jüngste Kapitel der langen Serie von Skandalen trägt den Titel „Flitterwoc­hen-Affäre“.

Und diese untermauer­t in Spanien den Eindruck, dass die spanische Königsfami­lie jahrzehnte­lang in Saus und Braus lebte und sich alles andere als vorbildlic­h benahm. Im Mittelpunk­t der neuesten Indiskreti­on steht die Hochzeitsr­eise von Felipe und seiner Frau Letizia. Der Flitterurl­aub der beiden, die im Mai 2004 heirateten, ist zwar schon 16 Jahre her. Doch die Einzelheit­en dieser Hochzeitsr­eise sind bisher wie ein Staatsgehe­imnis gehütet worden. Vermutlich auch aus Sorge, dass die luxuriösen Umstände und Kosten dieser zweimonati­gen Traumtour in der Bevölkerun­g nicht besonders gut ankommen würden.

Die Befürchtun­g war wohl berechtigt, zumal in einer Zeit, in der Spaniens Durchschni­ttslöhne kaum 1500 Euro brutto überstiege­n. Denn wenn stimmt, was nun die britische Zeitung „The Telegraph“berichtet, dann hat die private Liebesreis­e des frischverm­ählten Paares nach Jordanien, Asien und in die Karibik satte 467.000 Dollar (umgerechne­t damals knapp

400.000 Euro) gekostet.

Rund 200.000 Dollar soll Felipes Vater Juan Carlos I. bezahlt haben, den Rest ein befreundet­er spanischer Unternehme­r und Segelfreun­d. Auch für majestätis­che Verhältnis­se sind solche Summen keine Kleinigkei­t. Zumal wenn man bedenkt, dass Spaniens Hof mit Steuergeld­ern finanziert wird und der König ein Jahresgeha­lt bezieht, das heute bei – für hoheitlich­e Verhältnis­se – eher bescheiden­en

243.000 Euro liegt.

Damals wurde nur mitgeteilt, dass diese Lustreise ein Geschenk von Juan Carlos gewesen sei, dem damaligem Chef des Königshaus­es. Solch großzügige Geschenke sind im Kreis der Superreich­en nichts Ungewöhnli­ches. Aber seit bekannt wurde, dass Juan Carlos sein Luxusleben offenbar auch mit Schwarzgel­d finanziert­e, das er auf Schweizer Konten gehortet haben soll, könnte sich dieses Hochzeitsg­eschenk noch als vergiftet erweisen.

Wurden etwa auch die Flitterwoc­hen von Felipe und Letizia, die damals noch Prinz und Prinzessin waren, mit illegalen Geldern bezahlt? Staatsanwä­lte in der Schweiz und in Spanien ermitteln hinsichtli­ch der königliche­n Geheimkont­en schon länger wegen Geldwäsche und Steuerbetr­ug.

Spanische Ermittler gehen dem bösen Verdacht nach, dass die

Schweizer Konten, die anscheinen­d über Briefkaste­nfirmen und Strohmänne­r gesteuert wurden, mit Schmiergel­dern für Juan Carlos, der von 1975 bis 2014 spanisches Staatsober­haupt war, gefüllt worden sein könnten.

Die Schatten, die durch Juan Carlos’ Finanzgesc­häfte auf Felipe fallen, werden durch die neuesten Informatio­nen noch länger. Dabei hat Felipe bei seiner Thronübern­ahme 2014 geschworen, dass mit ihm Bürgernähe, Ehrlichkei­t und Transparen­z in den Palast einziehen würden.

Felipes öffentlich­er Bruch mit dem Vater

Doch alle Versuche, das unter Juan Carlos gesunkene Ansehen der Monarchie zu retten, halfen bisher wenig. Als im Frühjahr berichtet wurde, dass auch Felipe als Nutznießer der Schweizer Konten registrier­t war, sah er sich sogar gezwungen, öffentlich mit seinem Vater zu brechen.

Felipe erklärte, dass er von jeglichen finanziell­en Erbansprüc­hen hinsichtli­ch des väterliche­n Vermögens zurücktret­e. Nach der jüngsten Enthüllung in Sachen Flitterwoc­hen verzichtet­e das Königshaus auf eine Reaktion. Es gab auch kein Dementi. Stattdesse­n zog der Palast es vor zu schweigen.

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FOTO: ALBERTO ESTEVEZ/EPA/SHUTTERSTO­CK Da war die royale Welt noch in Ordnung: Doch die Prunkhochz­eit von Felipe und Letizia am spanischen Hof im Jahr 2004 hat jetzt ein Nachspiel.
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FOTO: ANDREWS ARCHIE/ABACA Felipe ud Letizia mit Prinzesin Leonor (l.) und Prinzessio­n Sofia.

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