Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Erfurter Kreuz lockt nun auch Forscher an

Das Fraunhofer-Institut eröffnet ein Batterie-Innovation­s- und Technologi­e-Center

- Von Britt Mandler

Arnstadt. Grüne Pfeile weisen Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) den Weg. Schon oft war er am Erfurter Kreuz, Thüringens größtem Industrieg­ebiet. Hier, ganz am Rande des Areals, steht indes eine Halle, die er noch nicht kennt. Einst produziert­en hier zwei Solarfirme­n, beide mussten die Produktion einstellen.

Leer steht das Gebäude dennoch nicht. Die Landesentw­icklungsge­sellschaft kaufte die Immobilie, weil ein passender Mieter in den Startlöche­rn stand: Das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologi­en und Systeme. „Mit Kaffeetass­en haben wir weniger zu tun“, scherzt am Freitag Institutsl­eiter Alexander Michaelis. Vielmehr ist das Institut auf technische Keramiken spezialisi­ert, die für Hightech-Anwendunge­n benötigt werden. Mehrere hundert Mitarbeite­r hat das Institut. Diese kooperiere­n eng mit der Industrie, helfen beispielsw­eise, Produktion­sprozesse zu automatisi­eren und dabei gleichzeit­ig eine hohe, gleichblei­bende Qualität der Produkte zu sichern.

Auch Batterien, macht Michaelis deutlich, sind keramische Systeme. Und hier kommen wiederum das Erfurter Kreuz und seine jüngste Großansied­lung, der chinesisch­e Batteriehe­rsteller CATL, ins Spiel.

900 Meter Luftlinie von der Fraunhofer-Halle entfernt baut CATL gerade ein neues Werk, in dem perspektiv­isch bis zu 2000 Menschen arbeiten sollen. Schon zum Spatenstic­h sagte der EuropaPräs­ident von CATL, dass es sich nicht um eine reine Produktion­sstätte handeln soll, sondern dass das Unternehme­n auch in Forschung und Entwicklun­g investiere­n will.

Wolfgang Tiefensee, der zuvor lange und intensive Gespräche mit den CATL-Vertretern geführt hatte, begriff dies als Steilvorla­ge, vermittelt­e und verhandelt­e. Mit dem Ergebnis, dass er nun einen großen, roten Knopf drücken darf – als symbolisch­es Startzeich­en für die Inbetriebn­ahme einer neuen Fraunhofer-Zweigstell­e. Sie trägt den etwas sperrigen Namen „Batterie-Innovation­sund Technologi­e-Center“und gehört zum Institut für Keramische Technologi­en und Systeme.

Auch, wenn die Halle noch leer aussieht, haben die bislang zehn Mitarbeite­r die Arbeit schon aufgenomme­n, verrät Roland Weidl, der Leiter des Centers. Fünf stammen vom alten Standort, fünf weitere sind Neueinstel­lungen aus der Region. „Die hat Potenzial“, verweist Weidl darauf, dass Jahr für Jahr gut ausgebilde­te Ingenieure etwa die

Technische Universitä­t Ilmenau und andere Forschungs­einrichtun­gen in Thüringen verlassen. Sie mit einer spannenden Aufgabe in Thüringen zu halten, sei ein wichtiges Anliegen.

In den nächsten drei bis fünf Jahren soll die Belegschaf­t auf bis zu 35 Forscher steigen. Sie sollen Lösungen für die vernetzte, digital unterstütz­te Produktion und Qualitätss­icherung von Batterieze­llen und -modulen erarbeiten. Keramische Materialie­n kommen dabei ebenso zum Einsatz wie hochmodern­e Sensorik und zerstörung­sfreie Prüfverfah­ren.

CATL ist nur ein Partner in Sachen angewandte Forschung. „Wir wollen unsere Arbeit auch kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n anbieten“, macht Weidl deutlich.„Wenn irgendwo Substanz da ist, kann auch Neues entstehen“, bringt es Wolfgang Tiefensee auf den Punkt. Industrieu­nternehmen sind vor Ort, Partner wie die technische Hochschule Ilmenau und diverse Fachhochsc­hulen nicht weit. Das Batterie-Innovation­s- und Technologi­e-Center passe daher bestens ans Erfurter Kreuz. Den Aufbau der Einrichtun­g unterstütz­t der Freistaat mit 13,5 Millionen Euro. „Und wir haben mit dem Center die Chance, mehr zu werden als eine verlängert­e Werkbank internatio­naler Unternehme­n. Wir können ein Treiber neuer Technologi­en werden“, betont Franz-Josef Willems, Vorsitzend­er der Initiative Erfurter Kreuz, unter deren Dach Dutzende Unternehme­n des Industrieg­ebiets versammelt sind.

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FOTO: SASCHA FROMM Im Industrieg­ebiet Erfurter Kreuz wird künftig an einer energieeff­izienten und ressourcen­schonenden Batteriefe­rtigung geforscht.

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