Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Corona vertieft die soziale Kluft
Thüringer Wohlfahrtsverband fordert mehr Unterstützung für Hilfsnetze
Erfurt. Mit Blick auf die jüngste Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung zu den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie mahnt der Paritätische Thüringen bessere Sicherung der sozialen Hilfsnetze an.
Es sei wichtig, der Wirtschaft auf die Beine zu helfen, so Landesgeschäftsführer Stefan Werner. Doch die Politik dürfe bei den anstehenden Haushaltsverhandlungen nicht die Ärmsten aus den Augen verlieren: „Ohne soziale Gerechtigkeit werden alle finanziellen Programme verpuffen“.
Die Hans-Böckler-Stiftung hatte in einer deutschlandweiten Erhebung deutlich gemacht, dass die Pandemie vor allem die Situation der Geringerverdienenden verschärft. Von April bis Juni stieg die Zahl derjenigen, bei denen sich die Pandemie nach eigenen Angaben negativ auf ihr persönliches Einkommen auswirkte, insgesamt von 20 auf 26 Prozent.
Allerdings zeige sich bei den Einkommenseinbußen „eine deutliche soziale Spreizung“, erklärte die Stiftung. In Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 1500 Euro berichten demnach 40 Prozent von Einbußen. In der Gruppe ab 3200 Euro monatlichem Haushaltsnetto sind es hingegen lediglich 22 Prozent. Zugleich sind die Befragten in der höchsten Einkommensgruppe auch am optimistischsten, von Einkommensverlusten verschont zu bleiben: Damit rechnen 60 Prozent gegenüber nur
36 Prozent in der untersten Gruppe. So erhielten Kurzarbeiter deutlich seltener eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes und sie fürchteten etwa doppelt so häufig, als Folge der Pandemie den Arbeitsplatz zu verlieren. Erhebliche Unterschiede zeigen sich auch in der Bewertung der Maßnahmen von Bund und Ländern zur Eindämmung der Virusausbreitung in Deutschland. Die Zustimmungswerte steigen laut Umfrage mit dem Einkommen und liegen zwischen 46 Prozent bei Erwerbstätigen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen unter 1500 Euro und 72 Prozent bei einem Haushaltsnetto über 3200 Euro.