Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Neue Arten in Thüringen entdeckt
Die Freude über die Exoten ist getrübt – sie bedrohen heimische Tiere
Erfurt. Die Grobgestreifte Körbchenmuschel hat Naturschützer Ronald Bellstedt erstmals in Thüringen entdeckt – am Ufer des Stausees Friemar fand der Nabu-Kreisvorsitzende Gotha die Schalen der aus Asien stammenden Muschel. Sie ist etwa so groß wie eine EinEuro-Münze. In Deutschland wurde sie bereits im Rhein sowie in Elbe und Saale außerhalb Thüringens nachgewiesen.
Doch die Freude über die neue Art ist beim Naturschützer getrübt: „Die Muschel tritt in ihrer neuen Umgebung sehr zahlreich auf und verdrängt die heimischen Arten. Zudem können auf diesem Weg neue Krankheiten eingeschleppt werden.“Die Muschel wird etwa sechs Jahre alt, verträgt salzhaltiges Wasser und fühlt sich in schlammigem Boden wohl. Da sie in Thüringen bislang nur punktuell am Stausee Friemar und nicht in umliegenden Flüssen entdeckt wurde, liegt laut Bellstedt die Vermutung nahe, dass die Körbchenmuschel als blinder Passagier mit Zugvögeln nach Thüringen gekommen ist. Eventuell ist sie aber auch mit eingesetzten Jungfischen in den Stausee gekommen. Offenbar fühlt sie sich hier sehr wohl, am Strand finden sich Dutzende offene Muscheln, deren Inhalt willkommene Leckerbissen für die Vögel waren. Der neue Bewohner des Stausees ist kleiner als die heimische, etwa handtellergroße Teichmuschel.
Bereits seit einiger Zeit lebt der Amerikanische Flusskrebs, auch Kamberkrebs genannt, im Stausee Friemar. Am Ufer finden sich einzelne Zangen dieses Räubers, der sich von Muscheln, Fischen und Kaulquappen ernährt. „Dieser Krebs ist aber schon mehrmals in Thüringen nachgewiesen“, so Bellstedt. Selbst Afrikanische Nilgänse können am Stausee beobachtet werden. Auch einen speziellen Holzkäfer und eine neue Langbeinfliege hat Bellstedt erstmals in Thüringen entdeckt – den Käfer in einem Eichenwald unterhalb der Wartburg und die Fliege an zwei Quellrieseln, bei Bad Blankenburg und bei Aschara.